Eine Krebsdiagnose ist ein tiefer Einschnitt ins Leben und bringt die Normalität plötzlich ins Wanken. Jährlich erkranken in Deutschland rund 500.000 Menschen an Krebs. Auch wenn die Diagnose erschüttert, sollten Betroffene immer einen Gedanken im Kopf behalten: Sie sind damit nicht alleine. Der Weltkrebstag am 4. Februar rückt die Erkrankung in den Fokus, um aufzuklären, zu informieren, zu hinterfragen, aber vor allem Mut zu machen.
An dem Weltgesundheitstag beteiligen sich zahlreiche Organisationen, um auf verschiedene Aspekte rund um das Thema Krebs aufmerksam zu machen. Die Deutsche Krebshilfe will unter dem Motto „Versorgungslücken schließen“ über Prävention, Therapie und die aktuellsten Erkenntnisse informieren, zeigt aber auch auf, dass nicht alle Betroffene einen Zugang zu optimalen Versorgungsmöglichkeiten haben.
Der Fernsehsender Sat.1 startet die #MutMachWoche (4.–11. Februar), um Erkrankten und deren Angehörigen Hoffnung und Mut zu schenken, trotz der Diagnose ein glückliches Leben zu führen. Das sind nur zwei von vielen Beispielen, wie das Thema Krebs in die Mitte der Gesellschaft gerückt wird und zum Gespräch anregt.
Reden ist Gold
Wird die Diagnose Krebs gestellt, finden die Patienten und deren Angehörige anfangs keine Worte. Sobald der erste Schock überstanden ist, sollten Sie vor allem eines: Reden. Wie vielen Menschen Sie sich anvertrauen, ist Ihnen selbst überlassen. Jedes Gespräch bietet die Möglichkeit, Raum für Fragen, Emotionen und Ängste zu schaffen, aber auch dem Gegenüber, Unterstützung anzubieten. Offen über die Erkrankung zu sprechen, hilft dabei, die Last und Sorgen nicht alleine tragen zu müssen.
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Das Gespräch mit den eigenen Kindern ist dagegen etwas schwieriger. Verheimlichen sollte man eine Krebserkrankung vor ihnen jedoch nicht. Indem Sie Ihren Kindern altersgerecht erklären, was Krebs bedeutet, wie sich die Krankheit äußert und therapiert wird, bauen die Kinder mehr Verständnis für die Situation auf. Wenn Sie geschwächt und gereizt durch die Therapie sind oder sich Ihr Gesundheitszustand verschlechtert, ziehen die Kinder keine falschen Rückschlüsse und projizieren dies nicht auf sich.

Krebserkrankte Eltern wollen ihre Kinder schützen. Schließen Sie Ihre Kinder aber nicht aus dieser Lebenslage aus. Lassen Sie die Kleinen helfen – indem sie Ihnen ein Getränk bringen, kleine Alltagsaufgaben erledigen oder sie einfach für eine liebevolle Kuschelrunde da sind. So marginal diese Kleinigkeiten klingen, geben sie den Kindern trotzdem das Gefühl, dabei zu helfen, dass Mama oder Papa schnell wieder gesund wird. Hören Sie Ihrem Kind zu, wenn es über die Krankheit und seine Ängste sprechen möchte.
Hilfe annehmen
Seien Sie sich nicht zu schade, die Unterstützung von Freunden und Verwandten anzunehmen. Eine Krebserkrankung und die Therapie erfordern viel Energie. In dieser Lebenslage sollten Sie vor allem Rücksicht auf sich selbst nehmen. Wer Ihnen helfend zur Seite stehen möchte, meint das Angebot ernst und will Sie bei Ihrem Weg unterstützen. Je enger das Netz an helfenden Händen gestrickt ist, desto besser lässt sich der gemeinsame Alltag für jeden organisieren.
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Informationsangebote wahrnehmen
Die Diagnose wirft Unmengen an Fragen auf, die sich ad hoc nicht beantworten lassen. Nutzen Sie die umfangreichen Angebote für Patient:innen und Angehörige, stellen Sie Ihre Fragen und setzen Sie sich mit der Krankheit auseinander. Je mehr Sie über Hilfsangebote, Therapiemöglichkeiten und Alltagstipps für Krebspatient:innen wissen, desto eher verschwinden Ängste und Unsicherheiten. Ein konkretes Ziel mit einem definierten Weg schafft Sicherheit.
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Erfahrungsberichte anderer Menschen können Betroffenen Mut machen und Kraft schenken. Auch Angehörige profitieren von diesen Informations- und Hilfsangeboten, denn Sie sind Teil dieser neuen Lebenssituation und auch bei ihnen stehen Fragen und Sorgen im Raum.

Auch die psychische Gesundheit ist wichtig
Zwar ist es wichtig, sich mit der neuen Lebenssituation zu befassen, doch lassen Sie den Krebs nicht Ihr ganzes Leben bestimmen und das einzige Thema werden, um das Ihre Gedanken kreisen. Die veränderten Lebensumstände, Nebenwirkungen der Therapie und die Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit können der seelischen Gesundheit stark zusetzen.
- Sozialer Rückzug: Nach Operationen und strapaziösen Behandlungen wünschen sich viele Ruhe. Das ist völlig nachvollziehbar und gesund. Gefährlich wird es, wenn diese Zurückgezogenheit zum Dauerzustand wird und Betroffene soziale Kontakte vehement meiden, Ängste entwickeln und zunehmend niedergeschlagen wirken.
- Fatigue: Die chronische Müdigkeit ist häufig eine Folge der Behandlung. Im Gegensatz zu normaler Erschöpfung hilft Schlaf kaum gegen die Fatigue. Die schwere Mattigkeit stellt eine erhebliche Einschränkung im Alltag dar.
- Depression: Manche Menschen leiden seelisch extrem unter der Bewältigung der Krebserkrankung. Dabei können sich Angstzustände, Panikattacken und Niedergeschlagenheit manifestieren und sich in schweren Depressionen äußern. Hier ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen, um aus diesem Loch wieder herauszukommen.
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Sie können auf verschiedene Weise seelischen Beschwerden präventiv oder proaktiv entgegenwirken:
- Psychoonkologie: Damit Patient:innen auch seelisch während der Behandlung betreut werden, bietet die Psychoonkologie spezialisierte therapeutische Hilfe an. Manche können sich einer fremden Person leichter anvertrauen, offener über ihre Emotionen sprechen und unangenehme Fragen stellen. Ein Therapeut ist als professioneller Wegbegleiter eine hilfreiche Stütze.
- Angepasster Alltag: Die Behandlungen laugen aus und senken damit Ihr Leistungspensum, das Sie früher noch locker an den Tag legen konnten. Wichtig ist die erste Akzeptanz, dass Sie im Moment nicht so funktionieren wie früher. Passen Sie Ihren Alltag an Ihre derzeitige Belastungsgrenze an und holen Sie sich Unterstützung, um sich selbst zu entlasten. Den Alltag neu zu organisieren, bedeutet gleichzeitig Sicherheit und Stressreduktion.
- Neue Perspektiven: Viele Patient:innen berichten, dass sie durch die Diagnose viel intensiver und bewusster leben. Neue Perspektiven und Ziele motivieren und schenken Hoffnung. Überlegen Sie, ob es eine Aufgabe gibt, die Sie erfüllt und die Sie sich in Ihrer derzeitigen Verfassung zutrauen. Politisches oder ehrenamtliches Engagement, ein neues Hobby oder eine Reise – in die Zukunft zu blicken ist immer ein guter Weg.
- Gesprächsgruppen: In manchen Punkten möchte man sich nicht an den Partner, die Partnerin oder die Verwandten wenden. Es fällt leichter, seine Probleme, Erlebnisse und Fragen mit Erkrankten zu teilen, die sich gut in Ihre Lage versetzen können. Eine Gesprächsgruppe bietet eine Plattform, sich auszutauschen, Trost zu spenden, aber auch zu motivieren und den Weg der Genesung gemeinsam zu gehen.
Ein gutes Körpergefühl und Selbstbewusstsein
Eine Krebserkrankung und die Therapien haben viele Nebenwirkungen und hinterlassen sichtbare Spuren auf Ihrem Körper. Haarausfall, Narben, Hautveränderungen und Gewichtsverlust fallen Ihnen plötzlich als optische Makel ins Auge. Doch nur weil sich Ihr Körper verändert, bedeutet es nicht, dass Sie an Schönheit einbüßen.

Arbeiten Sie aktiv an Ihrem Körpergefühl und nehmen Sie sich Zeit für sich und Ihren Körper. Die Therapie ist kräftezehrend. Daher ist es wichtig, Körper und Geist eine Auszeit zu gönnen. Eine Beauty-Routine kann Sie sich selbst wieder näherbringen, hilft Ihnen dabei, Ihre Schönheit neu zu entdecken und Ihr Selbstwertgefühl zu steigern.
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Dasselbe gilt für Ihre Optik: Wenn Ihnen danach ist, stylen Sie sich, tragen Sie Kleidung, die Ihre Schokoladenseite betont und in der Sie sich wohl und attraktiv fühlen, greifen Sie zu bunten Farben und Accessoires. Wenn durch den Haarausfall die wallende Mähne ausgedünnt ist oder gar verloren geht – was spricht dagegen, einen neuen Akzent mit Tüchern, Perücken und Hüten zu setzen? Oder selbstbewusst zu Glatze und Stoppelhaaren zu stehen?
Früherkennung steigert Heilungschancen
Einer der wichtigsten Punkte sind Vorsorgeuntersuchungen, bei denen eine Krebserkrankung frühzeitig erkannt werden kann. Denn je früher Zellveränderungen oder ein Tumor entdeckt werden, desto besser stehen die Heilungschancen. Gesetzliche Krankenversicherungen bieten zahlreiche Untersuchungen für Männer und Frauen zur Krebsfrüherkennung an. Nutzen Sie diese Angebote Ihrer Gesundheit zuliebe.
Krebsvorsorge (Männer) | Alter | Turnus |
---|---|---|
Haut | ab 35 Jahren | alle 2 Jahre |
Äußere Geschlechtsorgane, Prostata | ab 45 Jahren | jährlich |
Darm (Stuhluntersuchung) | ab 50 Jahren | jährlich |
Darm (Koloskopie) | ab 50 Jahren | alle 10 Jahre |
Da Frauen das Risiko haben, an Gebärmutterhalskrebs oder Brustkrebs zu erkranken, beginnt die Krebsvorsorge etwas früher. Bei der jährlichen gynäkologischen Untersuchung tastet der Arzt bzw. die Ärztin die Brüste nach Knoten oder Verhärtungen ab, bestimmt den PAP-Wert, der ein Indikator für Gebärmutterhalskrebs ist, und macht einen Genital-Abstrich.
Krebsvorsorge (Frauen) | Alter | Turnus |
---|---|---|
Genitalbereich, Gebärmutter | ab 20 Jahren | jährlich |
Brust (Tastuntersuchung) | ab 30 Jahren | jährlich |
Brust (Mammografie) | ab 50 Jahren | alle 2 Jahre |
Haut | ab 35 Jahren | alle 2 Jahre |
Darm (Stuhluntersuchung) | ab 50 Jahren | jährlich |
Darm (Koloskopie) | ab 55 Jahren | alle 10 Jahre |
Den Umgang mit Krebs gemeinsam lernen
Jeder hat in seinem Umfeld einen Menschen, der an Krebs erkrankt ist. Anstatt betreten zu schweigen und das Thema zu tabuisieren, sprechen Sie lieber darüber – egal ob als Erkrankte/r oder Angehörige/r. Bringen Sie alles zur Sprache, was Ihnen durch den Kopf geht, formulieren Sie Wünsche, Bedürfnisse und Sorgen klar und deutlich. Gemeinsam trägt man diese Last viel leichter.
Sat.1 #MutMachWoche – Programm
- ab 7. Februar 2022, 20:15 Uhr: „Nachricht von Mama“ (Serie, 8 Folgen)
- 7. Februar 2022, 22.15 Uhr: „Ich bin schön – Leben mit Krebs“ (Reportage)
- 10. Februar, 22.20 Uhr: Akte.#MutMachSpezial (Magazin)
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