Jedes Jahr zur Erkältungszeit taucht in Kindergärten und Schulen wieder Scharlach auf. Doch wie stecken sich Kinder damit an und was sind die Symptome? Woran Sie die Krankheit erkennen und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie hier.

Was ist Scharlach?
Scharlach gehört zu den klassischen Kinderkrankheiten. Die Infektionskrankheit wird durch Bakterien ausgelöst und ist sehr ansteckend. Wer erkrankt ist, sollte deshalb dringend zu Hause im Bett bleiben und sich auskurieren.
Das Tückische: Die Inkubationszeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Symptome liegt bei Scharlach etwa bei zwei bis vier Tagen. Die Krankheit ist jedoch schon während dieser Zeit ansteckend, noch bevor sich die ersten Beschwerden bemerkbar machen. Auch nach Ausbruch besteht noch drei Wochen Infektionsgefahr, sofern keine Behandlung mit Antibiotika erfolgt.
Am häufigsten erkranken Kinder zwischen drei und zehn Jahren. Doch auch Babys und Erwachsene können sich anstecken. Säuglinge bis zum sechsten Lebensmonat besitzen jedoch einen Immunschutz durch die Mutter und sind dadurch gegen den Scharlach-Erreger geschützt. In den Erkältungsmonaten zwischen Oktober und März steigt die Zahl der Krankheitsfälle an, in den Sommermonaten geht sie wieder zurück. Pro Jahr treten alleine in Deutschland etwa 3.300 Scharlach-Infektionen auf.
>Erkältungstee: Diese Heilkräuter wirken am besten
Was sind die Ursachen von Scharlach?
Scharlach wird nicht wie oft vermutet durch Viren, sondern durch Bakterien ausgelöst. A-Streptokokken sind am häufigsten die Erreger der Infektionskrankheit. Diese Bakterien bilden Giftstoffe (Toxine), welche die Krankheitssymptome verursachen. Die Ansteckung erfolgt durch Tröpfcheninfektion. Das heißt, durch Niesen, Husten oder Sprechen kann der Erreger bereits übertragen werden. Selten wird er durch eine Schmierinfektion verbreitet.
Doch nicht bei jedem bricht Scharlach durch die Streptokokken aus. Während der Erkältungszeit ist das Bakterium sogar sehr weit verbreitet und ist fast bei jedem Fünften durch einen Rachenabstrich zu finden. Diese Streptokokken treten jedoch in vielen verschiedenen Unterformen auf. Nicht jede davon verursacht Scharlach. Nach einer Erkrankung ist der Betroffene immun gegen den auslösenden Erregerstamm, nicht jedoch gegen all die anderen Arten. Deshalb kann die Erkrankung jederzeit erneut ausbrechen.
Bei Erwachsenen ist oft Stress und ein dadurch geschwächtes Immunsystem die Ursache, dass der Erreger sich im Körper ausbreitet und die Erkrankung auslöst.
>Streptokokken erkennen und behandeln

Besonders Kinder sind anfällig an Scharlach zu erkranken
Was sind die Symptome von Scharlach?
Typisch für Scharlach ist das plötzliche Auftreten folgender Symptome:
- Halsschmerzen
- Schluckbeschwerden
- Husten
- hohes Fieber
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
Eher selten kommt es zu Erbrechen und Durchfall. Im weiteren Verlauf entwickeln sich dann die eindeutigen Scharlach-Merkmale wie
- gerötete, belegte Zunge (Himbeerzunge)
- gerötete, geschwollene Mandeln, meist mit eitrigem Belag (Scharlach-Angina)
- geschwollene Lymphknoten am Hals
- Ausschlag ohne Juckreiz mit roten, stecknadelkopfgroßen Flecken am ganzen Körper
Dieser Ausschlag auf der Haut beginnt meist am Brustkorb und breitet sich anschließend über den ganzen Körper aus. Besonders auffällig zeigt er sich in der Leistengegend. Nicht betroffen ist jedoch das Dreieck zwischen den Mundwinkeln und dem Kinn. Diese Aussparung wird als periorale Blässe bezeichnet.
Die Dauer dieses typischen Scharlach-Ausschlags kann bis zu vier Wochen betragen. Danach verschwinden die Flecken allmählich. Dafür schuppt sich die Haut ab, besonders an Handflächen und Fußsohlen. Die Füße scheinen sich zu pellen, denn die Haut kann großflächig abgezogen werden. Zusätzlich tritt eine sogenannte Nagellinie auf. Das ist eine Querlinie am Fingernagel, die nach einer Weile herauswächst.
>Bewährte Hausmittel gegen Fieber
Wie erkennt der Arzt Scharlach?
Die Diagnose Scharlach ist meist recht einfach zu stellen: Die Himbeerzunge – oder auch Scharlachzunge genannt – und der Hautausschlag sind sichere Hinweise auf die Infektion und treten in den allermeisten Fällen auf. Doch schon bevor sich diese Symptome zeigen, ist der plötzlich einsetzende Krankheitsverlauf ein Indiz.
Sind zusätzlich die Lymphknoten am Hals geschwollen, nimmt der Arzt zum Absichern der Diagnose einen Abstrich aus dem Rachen. Dadurch lassen sich gleichzeitig die Erreger nachweisen und Viren als Erreger einer Krankheit mit ähnlichen Symptomen ausschließen. Ein Schnelltest erleichtert die Bestimmung der A-Streptokokken, damit die Scharlach-Behandlung möglichst schnell beginnen kann. Stellt der Abstrich die Bakterien nicht eindeutig fest, ist ein Bluttest möglich, um den Verdacht abzusichern.
Anhand der Himbeerzunge erkennt der Arzt Scharlach. (c) Anastasiya/Fotolia
Nicht überall Meldepflicht bei Scharlach
Bei Scharlach besteht keine bundesweite Meldepflicht. Jedes Bundesland hat dafür eine eigene Regelung. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen muss eine Neuinfektion beispielsweise gemeldet werden.
Wie wird Scharlach behandelt?
In der Regel findet die Behandlung der Krankheit durch Antibiotika statt, welche die Erreger bekämpfen. Penicillin ist meist die erste Wahl. Ist jedoch eine Allergie gegen das Antibiotikum bekannt, gibt es beispielsweise Cephalosporine und Erythromycin als Alternative. Nach Beginn der Antibiotika-Einnahme sind die Patienten spätestens nach 48 Stunden nicht mehr ansteckend.
Zusätzlich zur Scharlach-Therapie verordnen Ärzte jedoch auch Medikamente, die gegen die Krankheits-Symptome helfen, z.B. Ibuprofen oder Paracetamol.
Um Halsschmerzen und Husten zu lindern, gibt es auch Globuli aus der Homöopathie. Gurgeln hilft außerdem gegen die Schmerzen im Rachen. Wichtig ist in jedem Fall, dass der Erkrankte viel trinkt, um den Schleim zu lösen. Eine feuchte Raumluft ist ebenfalls hilfreich, um die Hustenanfälle, die oft in der Nacht auftreten, erträglicher zu machen.
Wie kann ich vorbeugen?
Eine Impfung gegen Scharlach gibt es leider nicht. Da die Krankheit jedoch höchst ansteckend ist, sollten die Betroffenen bis zum Abklingen der Symptome zu Hause bleiben. Gerade in Kindergärten und Schulen verbreiten sich die Erreger rasend schnell. Bei den ersten Anzeichen sollten Eltern ihre Kinder deshalb möglichst frühzeitig zu Hause lassen und den Kontakt zu anderen Personen vermeiden. Bei einer Behandlung mit Antibiotika können Kinder nach zwei Tagen wieder in den Kindergarten, unbehandelt besteht das Infektionsrisiko bis zu drei Wochen.
Während andere Kinderkrankheiten nach überstandener Infektion einen lebenslangen Immunschutz bieten, kann Scharlach immer wieder ausbrechen. Denn die Betroffenen sind nur gegen die Erregergruppe immun, die zum Ausbruch der Krankheit geführt hat, nicht aber gegen andere Gruppen der Streptokokken-Bakterien.
Kontakt meiden und Hände waschen
Tritt in einer Gemeinschaftseinrichtung Scharlach auf, sollten Außenstehende den Kontakt zu den Erkrankten meiden und vermehrt auf Hygiene achten. Regelmäßiges Händewaschen und Abstand zu anderen Personen kann das Risiko für eine Ansteckung senken. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, die in Schulen oder Kindergärten arbeiten, kann der Arzt vorbeugend ein Antibiotikum verschreiben.
Wie sind die Heilungschancen?
Bei rechtzeitigem Beginn der Antibiotika-Therapie sind die Heilungschancen sehr gut. In der Regel bleiben nach Abklingen der Symptome keine Folgen für die Gesundheit und die Erkrankten erholen sich recht schnell wieder.
Gefährlich kann Scharlach vor allem dann werden, wenn keine Behandlung für die Krankheit stattfindet. Bei einem geschwächten Immunsystem und bei Babys können dann Komplikationen auftreten. Breitet sich das Gift, das die Bakterien absondern, im ganzen Körper aus, kann die Folge eine Gehirnhautentzündung oder rheumatisches Fieber sein. Letzteres kann als Spätfolge zu Entzündungen der Gelenke, des Herzmuskels oder der Nieren führen.
Wer während der Schwangerschaft an Scharlach erkrankt, braucht keine größeren Bedenken wegen Gefahren für das Baby zu haben. Im Gegensatz zu anderen Kinderkrankheiten, wie beispielsweise Röteln, verläuft die Infektion recht harmlos und meist ohne Folgen für Mutter und Kind.