Was ist Pfeiffersches Drüsenfieber?
Pfeiffersches Drüsenfieber wird umgangssprachlich eine Viruserkrankung genannt, die das Eppstein-Barr-Virus (EBV) verursacht. Der medizinische Fachbegriff ist infektiöse Mononukleose.

Epstein-Barr-Virus: Virus aus der Familie der Herpesviren, das nach seinen Entdeckern benannt ist. Typisch für seine Art: Die meisten Menschen stecken sich im Kindesalter an. Nur 30 bis 60 Prozent der Infizierten erkranken jedoch – wenn, dann vor allem während ihrer Jugend oder als junge Erwachsene bis 25 Jahre. Einmal damit infiziert, bleibt das Virus lebenslang im Körper. Etwa 90 Prozent aller über 30-Jährigen in Westeuropa, so Schätzungen, sind mit EBV infiziert.
Typische Symptome sind Fieber, geschwollene Lymphknoten am ganzen Körper und entzündete, belegte Rachenmandeln. Außerdem treten meist Beschwerden auf, die denen einer Grippe ähneln – wie Abgeschlagenheit oder Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen.
Das Besondere: Bei Kindern fallen die Symptome sehr schwach aus, die Infektion mit dem EBV bleibt häufig sogar unbemerkt. Bei Jugendlichen und Erwachsenen sind die Beschwerden stärker ausgeprägt, dennoch heilt die Krankheit meist innerhalb weniger Wochen und ohne Folgen aus. Komplikationen sind sehr selten, können aber schwerwiegend sein. Vor allem Menschen mit schwachem Immunsystem sind dafür anfällig.
Ihren Namen hat die Viruserkrankung von dem Kinderarzt Emil Pfeiffer, der die Krankheit Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte.
Wie steckt man sich damit an?
Übertragungsweg Nummer eins für das Virus ist Speichel. Deshalb, und weil vor allem junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren daran erkranken, wird das Pfeiffersche Drüsenfieber umgangssprachlich auch „Kusskrankheit“ genannt.
Allerdings ist auch eine Übertragung durch Tröpfchen, die beim Sprechen oder Niesen freigesetzt werden, möglich. Das Virus wurde auch schon in Sperma oder Scheidenflüssigkeit festgestellt. Deshalb besteht die Gefahr, sich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr zu infizieren.
Was passiert nach der Infektion?
In den meisten Fällen dringt das Virus über den Mundraum in den Körper ein. In den Zellen der Mundschleimhaut oder der B-Lymphozyten vermehrt es sich bis zu vier Wochen lang (Inkubationszeit). In dieser Zeit ist der Infizierte noch nicht krank, aber bereits ansteckend.
Danach setzen die Zellen eine große Menge neuen Viren frei. Über das Blut gelangen sie in die Milz, Lymphknoten oder Mandeln und Leber. Die ersten Beschwerden machen sich bemerkbar.

Welche Symptome treten auf?
Bei vielen Menschen (vor allem bei Kindern) löst eine Infektion mit EBV keine oder nur leichte Symptome aus. Bricht die Krankheit jedoch aus, kann es zu diesen Beschwerden kommen:
Grippeähnliche Symptome:
- Fieber oder erhöhte Temperatur
- Hals-, Kopf-, Gliederschmerzen
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
Geschwollene Lymphknoten:
- Die Lymphknoten am gesamten Körper sind schmerzhaft geschwollen.
Entzündung der Rachenmandeln:
- Hochrot geschwollene Mandeln, die von einem gräulichen, lokal begrenzten Belag bedeckt sind, sind typisch für Pfeiffersches Drüsenfieber. Die Folge dieser Veränderungen sind Schluckbeschwerden, Halsschmerzen und starker Mundgeruch
Geschwollene Leber und Milz
- Das EBV greift das gesamte lymphatische System an. Darum schwellen Organe, die daran beteiligt sind, häufig an. Das betrifft vor allem Leber und Milz.
Hautausschlag
- In seltenen Fällen reagiert auch die Haut auf das Virus, zum Beispiel mit großen, entzündlichen Quaddeln.
Komplikationen: selten, aber möglich
Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann es zu schwerwiegenden und lebensgefährlichen Komplikationen kommen, wie zum Beispiel:
- Lungenentzündung
- Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung
- Zweitinfektionen mit Bakterien (bakterielle Superinfektion)
- Gehirnhautentzündung oder Gehirnentzündung
- Bauchspeicheldrüsen-Entzündung
- Störungen der Blutbildung (roten und weißen Blutkörperchen, Blutplättchen)
- Entzündliche Nierenerkrankung

Wie erkennt der Arzt die Erkrankung?
Der Experte für das Pfeiffersche Drüsenfieber ist der Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Sind die typischen Symptome vorhanden, kann er die Erkrankung gut diagnostizieren. Bei Verdacht auf diese Erkrankung tastet er zunächst die unterschiedlichen Lymphknoten auf Veränderungen hin ab. Dann untersucht er Rachen und Mandeln auf die typischen Beläge und Schwellungen hin.
Ist der Rachenbereich unauffällig und fehlen weitere typische Symptome, wird es schwieriger, die Erkrankung zu erkennen. Für die verbliebenen Symptome kommen viele Virusinfektionen infrage.
Untersuchung von Blut und Serum
Mehr Aufschluss bringt dann eine Blutuntersuchung. Charakteristisch für das Pfeiffersche Drüsenfieber: Zu Beginn der Infektion ist die Zahl der weißen Blutkörperchen zu niedrig. Nach einigen Tagen hat sich das Blutbild auf typische Art verändert: Die Zahl der weißen Blutkörperchen ist stark gestiegen und die meisten davon sind ungewöhnliche geformt und weisen nur einen Kern auf. Diese verformten Zellen werden „Pfeiffersche Zellen“ genannt und gaben der Erkrankung ihren medizinischen Namen: infektiöse Mononukleose.
Ist in seltenen Fällen eine weitere Abklärung nötig, lässt der Arzt das Blut auf EBV-Antikörper hin untersuchen, oder überweist den Patienten zu einem Internisten. Der soll dann klären, ob Milz und Leber geschwollen sind.
Wie lässt sich die Infektion behandeln?
Es gibt derzeit keine Medikamente, die das EBV bekämpfen. Behandelt werden können ausschließlich die Symptome der Erkrankung.
Hausmittel wie Wadenwickel oder Lindenblütentee helfen, das Fieber zu senken. Gegen Halsschmerzen helfen Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Diclofenac. Erschweren Schwellungen im Hals das Atmen, werden abschwellende Medikamente (zum Beispiel Kortison) verabreicht. Antibiotika kommen nur zum Einsatz, wenn zusätzlich eine Infektion mit Bakterien besteht.
Verläuft das Pfeiffersche Drüsenfieber ungewöhnlich schwer, kann es ratsam sein, die Gaumenmandeln operativ zu entfernen. Der Eingriff verkürzt in der Regel die Krankheitsdauer erheblich.
Ist unsicher, ob die Milz betroffen ist, sollte der Patient mindestens sechs Wochen lang keinen Sport treiben. Bei Belastung könnte das geschwächte Organ reißen.
Wie gut sind die Heilungschancen?
Normalerweise ist das Pfeiffersche Drüsenfieber nach bis zu drei Wochen überstanden – ohne weitere Folgen. Allerdings gibt es Fälle, in denen sich die vollständige Genesung über Wochen oder sogar Monate hinzieht. Die Betroffenen ermüden dann schnell und müssen sich sehr lange schonen.
Nach der Heilung geht das Virus im Körper in „Wartestellung“ und nistet sich in B-Lymphozyten ein. Wird das Immunsystem geschwächt, kann es wieder in ein aktives Stadium übergehen und sich erneut vermehren – ohne dass erneut Symptome auftreten. Die Betroffenen fühlen sich nicht krank, sind aber ansteckend für andere.
Welche Folgen kann die Erkrankung haben?
Heute vermuten Mediziner, dass das Virus nach der Heilung dazu beiträgt, dass Menschen mit geschwächter Immunabwehr seltene Krebsarten entwickeln – vor allem im Bereich des Lymphsystems. Außerdem steht das Virus in Verdacht, die Entstehung weitere Krankheiten zu fördern:
- Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder rheumatoiden Arthritis
- Chronisches Erschöpfungssyndrom
- Europäische Schlafkrankheit
Wie kann man einer Infektion vorbeugen?
Eine Impfung gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber gibt es bis dato nicht. Wer eine Ansteckung verhindern möchte, muss erkrankte Personen meiden. Vor allem der Speichelkontakt (Küssen, das gemeinsame Benutzen von Gläsern oder Besteck etc.) ist ein Risikofaktor.
Wer krank ist, ist nicht lange hochgradig ansteckend. In Krankenhäusern sind Patienten mit Pfeifferschem Drüsenfieber deshalb auch nicht isoliert untergebracht.
Schwere und Dauer der Erkrankung hängen sehr davon ab, wie stabil die eigene Immunabwehr ist. Darum gilt: Alle Maßnahmen, die die körpereigene Abwehr stärken, beugen auch dem Pfeifferschen Drüsenfieber vor.