Durch die Entdeckung von Antibiotika können mittlerweile viele Erkrankungen geheilt werden, die zuvor noch als Todesursache galten. Mittlerweile steht die Verschreibung von Antibiotika geradezu an der Tagesordnung. Resistenzen und Unverträglichkeiten sind ernstzunehmende Folgen, die durch die großzügige Gabe von Antibiotika entstehen können. In welchen Fällen Antibiotika sinnvoll sind, und wann die Einnahme dieser Arzneistoffe mehr Schaden als Nutzen bringt, wird im Folgenden dargelegt.
Die Entdeckung von Antibiotika ist ein Meilenstein in der medizinischen Geschichte und rettet auch heute noch täglich vielen Menschen das Leben. Mit dem Penicillin (einem Schimmelpilzgift) wurde Ende des 19. Jahrhunderts das erste Antibiotikum beschrieben. Krankheiten wie die damals sehr verbreitete Syphilis konnten plötzlich effektiv bekämpft werden. Doch mittlerweile bekommen Patienten bei zahlreichen Erkrankungen ein Antibiotikum verschrieben bzw. verlangen selbst danach. Dabei ist das gar nicht immer sinnvoll.
Was ist ein Antibiotikum?
Der Begriff Antibiotikum kommt aus dem Griechischen und bedeutet: anti= gegen; bios= Leben. Bei Antibiotika handelt es sich um eine allgemeine Bezeichnung für Arzneistoffe, die gegen bakterielle Infektionskrankheiten eingesetzt werden.
Wie wirken Antibiotika?
Je nach Wirkstoff hemmen die Antibiotika entweder das Wachstum von Bakterien oder töten die Bakterien selbst ab. Je nach Bakterienart ist ein anderer Wirkmechanismus erforderlich. Ein Beispiel hierfür ist eine Antibiotikagruppe, die die Zellwandsynthese von Bakterien hemmt. Manche Bakterien besitzen jedoch keine Zellwand; hier muss entsprechend dem Erreger auf eine andere Antibiotika-Klasse zurückgegriffen werden.
Anwendung von Antibiotika
Weil jedes Bakterium ein sehr speziell zugeschnittenes Antibiotikum benötigt, sollte die Antibiotika-Einnahme nur durch einen Arzt angeordnet erfolgen und selbstständige Therapie-Versuche unterlassen werden.
Gegen welche Erkrankungen helfen Antibiotika?
Antibiotika helfen prinzipiell gegen alle Erkrankungen, die durch Bakterien verursacht werden. Beispiele für typisch bakterielle Infektionskrankheiten, bei denen Antibiotika sehr sinnvoll sind:
- Blasenentzündungen
- Hals-/ Rachenentzündungen mit weißen Stippchen (Hinweis auf Bakterien)
- Lungenentzündungen
- Mandelentzündung
- Magenschleimhautentzündungen durch Helicobakter pylori
- Mittelohrentzündungen
- und viele mehr
Davon abzugrenzen sind andere, nicht-bakterielle Infektionskrankheiten, die beispielsweise durch Pilze, Viren oder Protozoen verursacht werden. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn häufig verschreiben Ärzte – oft auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten hin – bei grippalen Infekten und Halsschmerzen Antibiotika, die in den meisten Fällen aber viral bedingt sind. Hier helfen Antibiotika nicht.
>Antibiotika: Weniger ist meist mehr
Wie werden Antibiotika richtig eingenommen?
Der Patient sollte Antibiotika immer exakt nach Beschreibung einnehmen, da nur so die Wirksamkeit gegeben ist. Die wichtigsten Punkte dabei sind:
- mit Wasser einnehmen (nicht mit Milch, Kaffee oder Tee)
- in den angegebenen Zeitabständen einnehmen (z.B. 1x am Tag, dann immer zur selben Uhrzeit oder bei morgens und abends, dann immer mit acht Stunden Abstand)
- lang genug einnehmen: Wird die Einnahme selbstständig durch den Patienten abgebrochen, droht eine Bakterienresistenz
Wichtig: Alte Medikamente und Restbestände sollten verworfen und nicht eigenständig eingenommen werden.

Welche Risiken und Nebenwirkungen kann ein Antibiotikum haben?
Antibiotika greifen Bakterien an, und zwar nicht nur die schädlichen Erreger, sondern ganz unselektiv alle Bakterien, die sich im Körper befinden. In unserem Körper, vor allem im Darm, leben Millionen von Bakterien, die wir für eine ausgeglichene und gesunde Darmflora und Verdauung auch benötigen.
Bei der Einnahme von Antibiotika kann es daher häufig zu Unwohlsein und Magen-Darm-Beschwerden wie etwa Durchfällen und Übelkeit kommen. Weil die Darmflora durch Antibiotika geschädigt wird, nimmt sie auch andere Wirkstoffe wie z.B. die Anti-Babypille nicht zuverlässig auf. In diesem Fall sollte deshalb zusätzlich verhütet werden.
Auch Allergien und Pilzinfektionen können ausgelöst werden.
Selten können bestimmte Antibiotikagruppen auch andere schwerwiegende Nebenwirkungen haben, wie etwa Nierenschäden und Hörschäden. Je länger die Einnahme von Antibiotika erfolgt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen und bleibenden Schäden.
Ist die Gabe von Antibiotika gefährlich?
Prinzipiell sind Antibiotika nicht gefährlich und gut verträglich. Sie können sogar je nach Wirkstoffklasse und Dosis auch von Kindern und teilweise von Schwangeren eingenommen werden.
Gefährlich ist vor allem die Resistenzentwicklung von Antibiotika, die bei falscher oder zu häufiger Anwendung auftreten kann. So kann es immer häufiger zu einem Wirkungsverlust kommen und der Arzt muss ein zweites oder drittes Medikament verschreiben, das einen anderen Wirkmechanismus hat.
Die Neuentwicklung von Antibiotika ist eine große Herausforderung, daher sollte die Verschreibung jedes Antibiotikums überdacht werden und wirklich notwendig sein. Bei viralen Infektionen schaden Antibiotika mehr, als dass sie nutzen.