Damenbart, Haarausfall und ein paar Kilos zu viel auf den Rippen können mehr sein, als ein rein kosmetisches Problem der Betroffenen. Denn diese Symptome gehören zu den ersten Anzeichen des polyzystischen Ovar-Syndroms.
Was ist das Polyzystische Ovar-Syndrom?
Das Polyzystische Ovar-Syndrom, kurz PCOS, beschreibt eine der häufigsten Hormonstörungen, von der ausschließlich Frauen betroffen sind.
Auffälliges Merkmal dieser Erkrankung sind mehrere kleine Bläschen (Follikel), die sich an den Eierstöcken (Ovarien) der Betroffenen bilden. Irrtümlicherweise wurden diese zunächst als Zysten bezeichnet, wodurch sich der Name des Syndroms erklären lässt.
Das hormonelle Ungleichgewicht bei PCO-Erkrankten charakterisiert sich durch einen Überschuss an männlichen Hormonen (Androgenen) im Organismus, welche unter anderem für starke Gewichtszunahme, verstärkten Haarwuchs (Hirsutismus), eingeschränkte Fruchtbarkeit und unerfüllten Kinderwunsch der Betroffenen verantwortlich sind.
Was sind die Ursachen des Polyzystischen Ovar-Syndroms?
Die Ursachen von PCOS sind noch nicht eindeutig geklärt, allerdings bestehen verschiedene Theorien über dessen Entstehung. Grundlegend wird einstimmig von einer genetischen Disposition für die Entstehung der Erkrankung ausgegangen, doch auch ein ungesunder Lebenswandel und ungesunde Ernährung können zu der Entstehung beitragen.
Es wird angenommen, dass sich mehrere hormonelle Verschiebungen in einem Teufelskreis gegenseitig verstärken und somit zur Entstehung und dem Fortschreiten des PCOS führen.
Maßgeblich ist hierfür ein Ungleichgewicht im Verhältnis des follikelstimulierenden Hormons (FSH) zum luteinstimulierende Hormon (LH), welche beide von der Hirnanhangsdrüse gebildet werden und die Funktion der Ovarien regeln.
Die Entstehung des Teufelskreises:
In Folge dieses Ungleichgewichts bildet der Körper vermehrt männliche Geschlechtshormone und wandelt diese im hormonaktiven Fettgewebe zum Teil in weibliche Geschlechtshormone (Östrogene) um. Diese führen wiederum zu einer gesteigerten LH-Sekretion aus der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), wodurch der sich selbst verstärkende Mechanismus seinen Lauf nimmt.
Doch auch andere endokrine Drüsen sind am Entstehen des Hormonchaos beteiligt: So produzieren die Nebennieren ein Zuviel an Androgenen und in der Leber wird die Bildung des sogenannten Sex-Hormon-Binding Globulins (SHBG) vermindert. Das Zusammenspiel dieser Faktoren führt im Endeffekt zu einer Erhöhung der männlichen Geschlechtshormone im Organismus der Betroffenen.
Neuere Forschungen weisen allerdings darauf hin, dass Insulinresistenzen, die unter anderem zu den Folgen der Krankheit zählen, auch maßgeblich zur der Entstehung des Hormonungleichgewichts bei PCOS beitragen.
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Was sind die Symptome?
Die Symptome des Polyzystischen Ovar-Syndroms sind sehr vielfältig. Das für viele Betroffene auffälligste Merkmal sind Zyklusstörungen, wie beispielsweise eine verlängerte Monatsblutung, das Ausbleiben der Regel (Amenorrhoe) oder das Ausbleiben des Eisprungs (Anovulation).Durch den nicht stattfindenden Eisprung kommt es zu einer verminderten Fruchtbarkeit bis hin zur Unfruchtbarkeit. Für die betroffenen Frauen ist es deshalb oft schwierig oder gar unmöglich, schwanger zu werden.
Häufig leiden PCOS- Erkrankte zudem an starken Schmerzen während der Regel und dem prämenstruellen Syndrom (PMS). Der Überschuss an Androgenen im weiblichen Organismus führt zur Entwicklung eines männlichen Behaarungsmusters, das sich durch Bartwuchs und verstärktem Haarwuchs um die Brustwarzen oder auf dem Brustbein, sowie Haarausfall der Kopfhaare äußert.
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Das PCOS kann Haarausfall auslösen. (c) Colourbox.de
Weitere Beschwerden sind fettige Haut und Akne, sowie eine Tendenz zum Übergewicht, welches die Folge eines gestörten Zuckerstoffwechsels (Diabetes) oder einer Insulinresistenz ist. Betroffene können aus diesem Grund nur sehr schwer abnehmen. Des Weiteren ist der Blutdruck bei PCOS-Erkrankten meistens erhöht, ebenso wie die Blutfettwerte (Cholesterin). Hinzu kommt, dass die Patientinnen psychische Probleme bis hin zu schwerwiegenden Depressionen entwickeln können.
Wie erkennt der Arzt ein polyzystisches Ovar-Syndrom?
Ein erster Hinweis auf das polyzystische Ovar-Syndrom ist ein unregelmäßiger Monatszyklus. Der Arzt erfragt zu Beginn der Behandlung die genauen Abstände zwischen den Monatsblutungen und erstellt so eine Zyklusanamnese.

Über die Blutwerte bestimmt der Arzt den genauen Hormonstatus. Wichtig hierfür sind vor allem Östrogene, Androgene, LH und FSH, sowie die LH/FSH-Ratio, aber auch die Schilddrüsenhormone. Denn etwa. 30% der PCOS-Erkrankten weisen zusätzlich eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Hashimoto Thyreoiditis (die zu den Autoimmunerkrankungen gehört) auf. Um den Zustand der Eierstöcke beurteilen zu können, macht der Arzt einen transvaginalen Ultraschall und kann so eventuelle Follikel an den Ovarien erkennen.
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Da PCOS häufig gemeinsam mit dem metabolischen Syndrom auftritt, werden auch die Blutfettwerte (Cholesterin) bestimmt. Außerdem beurteilt der Arzt die allgemeine physische Verfassung der Patientin und analysiert Gewicht, Größe, Blutdruck, Fettverteilung, Haarwuchs und die Blutwerte.
Wie wird ein Polyzystisches Ovar- Syndrom behandelt?
Da die Ursachen der Krankheit noch nicht ausreichend geklärt sind, ist die Therapie des PCOS stark symptomgeleitet und richtet sich zunächst nach den Prioritäten der Patientin.
Besteht Übergewicht oder/und ein metabolisches Syndrom ist ein wichtiger Punkt bei der Behandlung von PCOS das Erreichen von Normalgewicht. Über eine langfristige Veränderung des Lebensstils mit kohlenhydratarmer, kalorienreduzierter Ernährung, sowie ausreichend Bewegung können bestehende Insulinresistenzen aufgelöst und ein erhöhtes Körpergewicht abgebaut werden.
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Studien zeigen, dass bereits eine geringe Gewichtsabnahme alle pathologischen Parameter des PCOS einschließlich der erhöhten männlichen Hormone und des veränderten Zyklusgeschehens normalisiert. Zudem wird dringend empfohlen, das Rauchen aufzuhören und zu viel Stress zu vermeiden.
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Die Medikamentöse Behandlung:
Medikamentös werden die Zyklusstörungen und die männliche Behaarung in der Regel mit der Anti-Baby-Pille behandelt. Dies führt zu einer Besserung des Hautbildes, Normalisierung des Haarwuchses und einem regelmäßigen Zyklus.
Bei einer bestehenden Insulinresistenz verbessert das Medikament „Metformin“ (ein sogenannter Insulin-Sensitiver) die Antwort des Körpers auf Insulin. Bei unerfülltem Kinderwunsch ist oft eine direkte hormonelle Stimulation der Follikelreifung notwendig. Hierzu verschreibt der Arzt das Medikament „Clomifen“, oder eine sehr niedrige Dosis Gonadotropine, die den Eisprung stimuliert.
Auch Cortisonpräperate werden häufig eingesetzt, um die Produktion der Androgene in den Nebennieren zu drosseln. Schlägt die medikamentöse Behandlung nicht an, kann der behandelnde Arzt einen operativer Eingriff in Betracht ziehen.
Wie kann ich vorbeugen?
Die Ursache des Polyzystischen Ovar-Syndroms ist noch nicht geklärt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass es sich um eine genetische Veranlagung handelt. Dementsprechend ist im Sinne der Epigenetik ein gesunder Lebensstil wichtig, um mögliche Auslöser der Erkrankung zu vermeiden. Umweltgifte, Rauchen, schlechte Ernährung, sowie eine unausgewogene Darmflora können dazu führen, dass das komplizierte, weibliche Hormonsystem durcheinander gerät.
Um Insulinresistenzen, die in Verdacht stehen PCOS zu begünstigen, zu vermeiden, ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und wenig verarbeiteten Lebensmitteln und Zucker wichtig. Zudem beugt der Verzicht auf Stimulanzien wie Koffein, Alkohol und Zigaretten, sowie ein gutes Stressmanagement und ausreichend Schlaf der Entstehung von hormonellen Dysbalancen vor.
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Des Weiteren sollte bei Kosmetik und Pflegeprodukten darauf geachtet werden, dass diese keine hormonell aktiven Substanzen enthalten, um damit nicht zusätzlich in das Hormonsystem einzugreifen.
Wie sind die Heilungschancen?
Da die Ursache des PCOS noch nicht eindeutig geklärt ist, ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht heil-, aber gut behandelbar.
Mit der richtigen medizinischen Langzeitbegleitung und den entsprechenden Lebensstiladaptionen können Betroffene die Krankheit gut in den Griff bekommen, ein beschwerdefreies Leben führen und häufig trotz PCOS Kinder bekommen.
Die Erfolge einer homöopathischen oder natürlichen Behandlung des PCO-Syndroms beispielsweise mit Akupunktur und Tees sind umstritten.