Beim Wort „Akne“ denken wir meist an pickelige Teenager. Von dieser gewöhnlichen Pubertätsakne unterscheidet sich die schmerzhafte Acne inversa deutlich. Erfahren Sie, woran Sie diese chronisch-entzündliche Hauterkrankung erkennen und wie sie behandelt wird.
Was ist Acne inversa?
Bei Acne inversa, manchmal auch Akne inversa geschrieben, handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Von einer gewöhnlichen Akne, auch als Pubertätsakne, Teenager-Akne oder Acne vulgaris bekannt, unterscheidet sich diese Form deutlich.
Der Verlauf der Acne inversa ist schwerer: Typisch sind großflächige, eiternde Entzündungen auf der Haut, die den Patienten große Schmerzen bereiten und eine starke Einschränkung der Lebensqualität bedeuten können. Viele Betroffene empfinden ein Ekelgefühl, wenn die Abszesse aufplatzen und Eiter, Blut und/oder ein übelriechendes Sekret austreten. Die psychischen Folgen der Acne inversa können so schwerwiegend sein, dass sich die Patienten zurückziehen und soziale Kontakte vermeiden.
Man geht davon aus, dass in Deutschland ein Prozent der Bevölkerung an dieser chronischen Hautkrankheit leidet. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, meist macht sich die Krankheit zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr erstmals bemerkbar. In einigen Fällen tritt sie auch gemeinsam mit der Pubertätsakne auf. Gut zu wissen: Eine andere Bezeichnung für die Erkrankung ist Hidradenitis suppurativa, kurz HS.
Was sind die Ursachen der Acne inversa?
Warum manche Menschen die Erkrankung entwickeln, wird derzeit noch erforscht. Da die Krankheit in einigen Familien gehäuft auftritt, geht man davon aus, dass genetische bzw. erbliche Faktoren eine Rolle spielen. Zudem werden eine überschießende Reaktion des Immunsystems und ein Ungleichgewicht der Hormone als Ursachen diskutiert. Das würde erklären, warum es vor allem nach der Pubertät und während bzw. nach der Schwangerschaft vermehrt zu derartigen Schüben kommt.
Zusätzlich gibt es einige Risikofaktoren, welche die Entwicklung begünstigen können. Dazu zählen in erster Linie Rauchen und starkes Übergewicht. Darüber hinaus können eine Bakterieninfektion, übermäßiges Schwitzen und eine mechanische Reizung – etwa durch zu enge Kleidung – das Risiko für eine Acne inversa erhöhen bzw. deren Verlauf verschlimmern. Ein Erreger, der in Zusammenhang mit der Erkrankung steht, ist Staphylococcus aureus.
Mangelnde Körperhygiene ist jedoch kein Auslöser, die Krankheit ist auch nicht ansteckend. Die Entstehung der Acne inversa beginnt in den Haarfollikeln der sogenannten Terminalhaare, also der deutlich sichtbaren, dunkel gefärbten Körperbehaarung. Es kommt zu einer übermäßigen Verhornung und einem Verschluss des oberen Haarfollikel-Teils. Die Haarwurzeln und die damit verbundenen Talgdrüsen entzünden sich. Daraufhin erweitern sich die Haarfollikel und werden zu Zysten, die aufplatzen können. Zusammen mit verschiedenen Grunderkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Rheuma tritt die Acne inversa gehäuft auf. Eine Verbindung zwischen Multipler Sklerose (MS) bzw. Hashimoto und Acne inversa konnte bisher nicht belegt werden.

Was sind die Symptome?
Erste Symptome der Acne inversa können Juckreiz, ein Brennen oder ein Wärmegefühl sein. Es bilden sich harte, rötlich gefärbte Knötchen, typischerweise in Körperregionen, in denen Haut auf Haut trifft. Betroffen von diesen an große Mitesser erinnernden Hautveränderungen sind häufig die Achselhöhlen, die Leiste, der Genitalbereich, die Analregion, der Bereich zwischen den Beinen, Bauchfalten und die Falten unterhalb der weiblichen Brust. Anders als die Pubertätsakne tritt die Acne inversa normalerweise nicht im Gesicht auf. Im weiteren Verlauf dieser Hauterkrankung bilden sich mit Eiter gefüllte Abszesse und tief unter der Haut liegende Gänge bis hin zu Organen wie dem Darm – die sogenannten Fisteln. Daher kommt auch der Name: „inversa“ bedeutet „nach innen gekehrt“.
Unterteilt wird die Acne inversa in drei Stadien. Im ersten Stadium gibt es lediglich einzelne Abszesse ohne Fisteln oder Narbenbildung. Im zweiten Stadium nimmt die Abszess-Bildung zu, erste Narben und Fistelgänge sind feststellbar. Im dritten und schwersten Stadium ist der Körper großflächig mit Abszessen übersät, Narben und Fistelgänge sind deutlich erkennbar.
Zu den schmerzhaften Entzündungen der Haut können verschiedene Begleiterkrankungen kommen wie Blutarmut, eine Wundrose und Lymphödeme. Zu den seltenen, aber schweren Komplikationen, die im Rahmen der Erkrankung auftreten können, gehören Tumore im Intimbereich. Betroffen sind dann die Genitalien oder der Anus. Nicht zu vernachlässigen sind auch die psychischen Folgen: Die Patienten leiden mitunter an Schlafstörungen, eingeschränkter Leistungsfähigkeit und entwickeln ein großes Schamgefühl, das bis hin zum Verlust der Beziehung und des Arbeitsverhältnisses führen kann.
Wie erkennt der Arzt Acne inversa?
Um eine Diagnose zu stellen, wird der Arzt zunächst die äußerlichen Entzündungen begutachten und die Krankengeschichte des Patienten erfragen. Dabei interessiert den Mediziner unter anderem, ob Fälle von Acne inversa innerhalb der Familie bekannt sind und ob der Betroffene Raucher ist. Darüber hinaus wird festgestellt, ob der Patient stark übergewichtig ist.
Insbesondere im Anfangsstadium wird die Acne inversa oft mit anderen Krankheiten verwechselt, die sich durch eine ähnliche Symptomatik äußern. Es gilt daher, die Erkrankung von anderen Beschwerden wie Schweißdrüsenabszessen, Furunkeln und Analfisteln abzugrenzen.
Dazu kann der behandelnde Arzt eine Gewebeuntersuchung anordnen: Dann wird eine Probe aus den tieferen Gewebeschichten entnommen und unter dem Mikroskop betrachtet. Auf diese Weise können veränderte Zellstrukturen, aber auch die Beteiligung von Bakterien nachgewiesen werden, die typisch für die Acne inversa sind. Durch eine anschließende Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann der Arzt feststellen, wie tief die Entzündung reicht. Haben sich bereits Fisteln gebildet, kommt ein spezielles Röntgenverfahren zum Einsatz, um diese sichtbar zu machen.
Wie wird Acne inversa behandelt?
Was hilft gegen Acne inversa? In den meisten Fällen ist eine OP unumgänglich: Die betroffenen Hautregionen werden dann operativ entfernt. Da es danach zu Rückfällen kommen kann, müssen sich die Patienten im Rahmen ihrer Therapie häufig mehreren Operationen unterziehen.
Dem Chirurgen stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um die Wunde zu verschließen. Abhängig davon, welche Körperpartie betroffen ist, wie groß der entnommene Bereich ist und ob etwaige Wundheilungsstörungen bekannt sind, wählt der Operateur die optimale Methode aus. Ist die Erkrankung noch nicht allzu stark ausgeprägt, kommt auch eine Laser-Therapie infrage.
Vor allem im Anfangsstadium können Medikamente die Beschwerden lindern – auch wenn Zink, Antibiotika, Entzündungshemmer und Hormonpräparate in der Regel die Operation auf lange Sicht nicht verhindern können. Bei betroffenen Frauen kann zum Beispiel eine antiandrogene Therapie angeordnet werden, also die Einnahme der Anti-Baby-Pille. Seit 2015 ist ein weiteres Medikament zur Behandlung der Acne inversa zugelassen: Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Biologicum, das einen bestimmten Signalstoff des Immunsystems blockiert und auch bei anderen entzündlichen Krankheiten wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und chronischer Arthritis eingesetzt wird.
Wie kann ich vorbeugen?
Da über die genauen Ursachen der Acne inversa bisher nichts bekannt ist, ist es nicht möglich dieser chronisch-entzündlichen Hautkrankheit gezielt vorbeugen. Es gibt aber durchaus die Möglichkeit, das Risiko zu senken.
Verzichten Sie auf Nikotin, schränken Sie den Konsum von Alkohol ein und versuchen Sie, ein gesundes Normalgewicht zu erreichen bzw. zu halten. Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung helfen dabei. Vermeiden Sie aber dennoch übermäßiges Schwitzen. Da eine Nassrasur und das Tragen von enger Kleidung den Verlauf der Akne inversa verschlimmern könnten, sollten Sie von beidem absehen.
Wie sind die Heilungschancen bei Acne inversa?
Zur Prognose lässt sich sagen: Bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung der Erkrankung ist eine vollständige Heilung möglich. Allerdings kehrt die Krankheit auch nach einer großflächigen Operation häufig zurück.

Da die Entzündungen mit einer großen psychischen Belastung und starken Schmerzen verbunden sind, sollten Betroffene neben der medikamentösen Therapie und/oder der OP unbedingt psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. So können sie lernen, mit dem Stress umzugehen, den ihre Erkrankung verursacht und dadurch ihre Lebensqualität steigern.