Eigentlich wissen es die meisten: Schmerzmittel und Alkohol sind keine gute Kombination. Trotzdem greifen viele erst zur Tablette und später doch zum Bier, Wein oder Schnaps. Oder sind die, die davor warnen, nur spießige Spielverderber und alles ist halb so wild? Wir erklären, was im Körper tatsächlich passiert, wenn Schmerzmittel und Alkohol zusammentreffen.
Am späten Nachmittag dröhnt der Kopf und der Rücken schmerzt. Die schmerzlindernde Wirkung von Aspirin oder Ibuprofen kommt dann sehr gelegen. Nur wenige Stunden später steht der Fußball-Fernsehabend mit den Freunden an. Gemeinsam anstoßen oder das Bier lieber stehen lassen? Wer dank Schmerzmittel keine Beschwerden mehr hat, wird da gerne nachlässig. Der Beipackzettel, der davor warnt, Schmerzmittel mit Alkohol zu kombinieren, wird missachtet. Doch warum eigentlich?
Belastung für die Leber
Der Körper spaltet Schmerzmittel nach der Einnahme in ihre einzelnen chemischen Bestandteile auf. Neben den eigentlichen Wirkstoffen gelangen dadurch auch schädliche Substanzen ins Blut. Sie sind unter anderem für die Nebenwirkungen von Schmerzmitteln verantwortlich. Der Körper erkennt die Gefahr, die von diesen Substanzen ausgeht, und führt sie einem Abbauprozess zu. Dieser beginnt meist in der Leber. Das Problem: Auch Alkohol wird in der Leber abgebaut.
Beide Substanzen, Schmerzmittel und Alkohol, setzen der Leber durch giftige Abbauprodukte zu. Hat sie mit beiden gleichzeitig zu kämpfen, verlangsamt sich der Abbau entsprechend und die Lebergifte schädigen das Organ umso länger. Sogar Vergiftungen sind dadurch möglich.
Flush-Reaktion
Die Kombination von Schmerzmitteln wie Aspirin und Alkohol kann die Funktion des Enzyms Aldehyd-Dehydrogenase beeinträchtigen. Dieses Enzym ist für den Abbau des Alkohols notwendig. Es wandelt Acetaldehyd (ADH), sein schädliches Abbauprodukt, in ungiftige Stoffe um.
Schmerzmittel können die Arbeit dieses Enzyms erheblich bremsen, so dass die giftigen Substanzen wesentlich länger im Körper verbleiben. Das kann zu einer sogenannten Flush-Reaktion führen: Den Betroffenen wird plötzlich übel, sie beginnen zu schwitzen, ihr Gesicht färbt sich rot und das Herz rast. Vor allem Asiaten erleiden oftmals schon bei geringem Alkoholkonsum eine Flush-Reaktion, da ihnen das Enzym teilweise nur in verminderter Menge zur Verfügung steht.
Gefährliche Verstärkung
Nicht nur die Nebenwirkungen, auch die gewünschten Wirkungen von Schmerzmitteln und Alkohol können einander verstärken und dadurch dem Körper zusetzen. Alkohol und Schmerzmittel blockieren bestimmte Botenstoffe und haben eine dämpfende, beruhigende Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Wenn Schmerzmittel mit beruhigender Wirkung und Alkohol aufeinandertreffen, erledigen beide denselben Job im Körper. Das kann zu gefährlichen Wechselwirkungen, im schlimmsten Fall zum Atemstillstand führen.
Wichtig: Schon bei kleinen Mengen Alkohol kann es in Kombination mit Schmerzmitteln zu einer stark eingeschränkten Wahrnehmung kommen. Das kann vor allem im Straßenverkehr gefährlich werden.
Überdosis bei Tabletten
Ein Medikament in Tabletten-Form ist meistens dafür gedacht, sich erst im Magen aufzulösen. Der Wirkstoff des Arzneimittels wird nach und nach freigesetzt.
Doch wenn Sie dazu noch starken Alkohol trinken, wird die Tablette viel schneller zersetzt. Ihr Körper bekommt die ganze Dosis des Medikaments auf einmal. Das kommt einer Überdosierung gleich.
Angriff auf den Magen
Schmerzmittel, auch rezeptfreie Präparate mit Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure, können die Schleimhaut des Magens angreifen. Alkohol hat eine ähnliche Wirkung, fördert aber gleichzeitig die Bildung von Magensäure. Übelkeit und Erbrechen können die Folge sein. Im schlimmsten Fall können sogar Magen-Darm-Blutungen auftreten.
Unkalkulierbare Risiken
Da grundsätzlich von der Kombination Alkohol & Medikamente abgeraten wird, sind nicht alle Wechselwirkungen bekannt. Es gibt also noch eine ganze Reihe möglicher Effekte, die bisher nicht untersucht worden sind.
Zum Beispiel ist längst nicht jedes Schmerzmittel auf seine Wechselwirkung mit jedem Getränk erforscht worden.

Wechselwirkung konkreter Schmerzmittel mit Alkohol
Nicht alle Schmerzmittel funktionieren auf die gleiche Weise. Dementsprechend reagieren sie unterschiedlich mit Alkohol.
Ibuprofen und Alkohol
Ibuprofen greift die Magenschleimhaut an. Saurer Alkohol wie in Wein oder hochprozentigen Getränken hat denselben Effekt. Das Risiko von Blutungen im Magen-Darm-Trakt steigt. Dasselbe gilt für Aspirin. Schmerzmittel sollten darum auch nicht am Tag nach Alkoholgenuss gegen den Kater und Kopfschmerzen genommen werden. Die Magenschleimhaut hat sich dann noch nicht ausreichend erholt.
Paracetamol und Alkohol
Die Wechselwirkung von Paracetamol und alkoholischen Getränken ist in der Leber stärker. Gerade wer regelmäßig oder in größerer Menge Alkohol trinkt, riskiert, dass Paracetamol die Leber schädigt. Das Medikament und Alkohol werden vom selben Enzym verstoffwechselt. Dabei werden jeweils leberschädigende Stoffe freigesetzt. Die doppelte Belastung kann zu einem Versagen des Organs führen.
Opioide und Alkohol
Opioide gibt es für Patienten nur auf Rezept. Sie wirken besonders stark gegen Schmerzen, weil sie das Schmerzempfinden im Gehirn dämpfen. Die Kombination von Opioiden mit Alkohol kann die Betäubung deutlich verstärken. Das hat Risiken von Lähmungen bis hin zum Atemstillstand zur Folge.
Beruhigungsmittel und Antidepressiva
Ähnlich wie Opioide haben Beruhigungsmittel und Antidepressiva einen dämpfenden Effekt auf das Gehirn. Dieser kann durch Alkohol verstärkt werden. Schlafen am Steuer, Benommenheit oder sogar Koma können die Folge sein.
Gerade abends ist Vorsicht angebracht. Im Schlaf wird die zunehmende Benommenheit nicht bemerkt.
Fazit
Schmerzmittel und Alkohol sind eine gefährliche Mischung, die grundsätzlich vermieden werden sollte. Entscheidend ist aber der zeitliche Abstand. Je mehr Stunden zwischen Schmerzmittel und Alkohol liegen, desto geringer ist das Risiko schädlicher Nebenwirkungen. Für den Abbau von Alkohol und Schmerzmitteln braucht jeder Patient jedoch unterschiedlich lange – je nach Alter, Gewicht und Geschlecht. Wer kein Risiko eingehen möchte, wartet mit dem Glas Wein oder Bier einfach bis zum nächsten Tag. Bei Unsicherheiten sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen.
FAQ zu Schmerzmittel und Alkohol
Wie lange soll man nach Schmerzmitteln mit Alkohol warten?
Nach der Einnahme von Schmerzmitteln sollte man auf jeden Fall bis zum nächsten Tag keinen Alkohol trinken. Erst nach einer Nacht Schlaf ist sicher, dass alle Wirkstoffe abgebaut sind. Bei Antibiotika kann das aber mehrere Tage dauern.
Wie lange soll man nach Paracetamol mit Alkohol warten?
Bis Paracetamol aus Schmerztabletten vollständig abgebaut wurde, kann es bis zu 8 Stunden dauern. In dieser Zeit sollten keine alkoholischen Getränke konsumiert werden.
Wie lange soll man nach Aspirin mit Alkohol warten?
Nach Hersteller-Angaben wirkt Aspirin bis zu 6 Stunden. Erst dann ist der Wirkstoff nicht mehr nachweisbar. Bis dahin sollte kein Alkohol getrunken werden. Umgekehrt sollte man bei einem alkoholbedingten Kater kein Aspirin nehmen. Die Magenschleimhaut wird durch starken Alkoholkonsum geschwächt. Aspirin greift sie weiter an.
Was kann bei der Kombination Schmerzmittel und Alkohol passieren?
Bei Schmerztabletten und Alkohol können verschiedene Wechselwirkungen auftreten. Die Nebenwirkungen von Medikamenten können sich verstärken. Zudem werden Giftstoffe aus dem Alkohol langsamer abgebaut. Leber, Darm und Magen werden von der Kombination schwer belastet. Es kann zu Übelkeit, Erbrechen und Blutungen kommen.
Warum darf man nach Schmerzmitteln keinen Alkohol trinken?
Alkohol verändert den Effekt von Arzneimitteln. Der Abbau der Wirkstoffe in der Leber wird behindert, was zu verstärkter Wirkung bzw. Nebenwirkungen führen kann. Sowohl Alkohol als auch Arzneimittel reizen die Magenschleimhaut.
Verstärkt Alkohol die Wirkung von Ibuprofen?
Alkohol kann die Wirkung von Ibuprofen verstärken. Alkohol sorgt dafür, dass Tabletten in der Magensäure noch schneller zersetzt werden. Die Wirkstoffe des Medikaments gelangen so in viel höherer Dosis auf einmal ins Blut. Gleichzeitig steigt durch die Einnahme von Ibuprofen und Alkohol das Risiko einer Blutung in Magen oder Darm.