Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln aus der Sangokoralle versprechen wahre Wunder für Ihre Gesundheit. Der Wert des Kalziums aus der japanischen Koralle gilt aber als umstritten.
Seit einigen Jahren preisen Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln die Sangokoralle. Die fossilierten Korallen in Form von Pulver oder Tablette sollen eine besonders wertvolle Form der Mineralstoffe Kalzium und Magnesium liefern. Und auch verschiedenen lebensbedrohlichen Krankheiten vorbeugen können, etwa Herzerkrankungen oder Diabetes.
Woher die Sangokoralle kommt
Die Sangokoralle stammt aus Japan, aus der Region rund um die Insel Okinawa. Das Eiland kam zu Weltruhm, weil viele seiner Einheimischen dort gesund ein sehr hohes Alter erreichen: Tatsächlich leben auf dem Archipel deutlich mehr Hundertjährige als irgendwo sonst im Land. Dagegen ist die Rate von Herzerkrankungen und Krebs signifikant niedriger.
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Findige Marketingfachleute bringen die hohe Lebenserwartung mit der Sangokoralle in Zusammenhang. Sie behaupten, dass die gute Gesundheit und Langlebigkeit der Insulaner darauf beruht, dass sie mit ihrem Trinkwasser Korallenkalzium zu sich nehmen. Das bestreiten die Einheimischen laut einer Studie allerdings entschieden. Sie machen ihren Lebenswandel für ihre Gesundheit verantwortlich.

Die Inhaltsstoffe der Koralle
Hauptsächlich besteht das Korallenkalzium aus Kalziumkarbonat. Das ist die verbreitetste Kalziumform. Hinzu kommt ein hoher Gehalt des Minerals Magnesium. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Sangokoralle hochwertigere Formen der beiden Mineralstoffe liefert als die üblichen Quellen. Verschiedene Anbieter nennen noch Dutzende seltener Spurenelemente, die in der Sangokoralle stecken sollen. Doch genauere Hinweise, um welche es sich handelt, geben sie nicht. Und auch die Dosierung bleibt unklar.
Die Heilsversprechen der Anbieter
Studieren Sie die Angaben der Hersteller und der mit ihnen verbundenen Informationsseiten im Netz, könnten Sie glauben, bei der Sangokoralle handele es sich um ein Wundermittel. Ihre Einsatzgebiete sollen ausgesprochen vielseitig sein:Blutzuckerwerte und Diabetes
Blutdruck: Das Mischungsverhältnis von Kalzium, Magnesium und der nicht näher genannten Spurenelemente soll Ihren Blutdruck senken und dadurch schweren Herzleiden vorbeugen können.
Diabetes: Nur ein paar Gramm der pulverisierten Sangokoralle pro Tag sollen Ihren Blutzuckerspiegel senken, falls Sie an Typ-2-Diabetes leiden.
Verdauung: Die Sangokoralle soll Übelkeit, Verstopfung, Durchfall und Sodbrennen lindern können, indem sie Ihre Magensäure neutralisiert.
Psyche: Das Korallenkalzium soll Ihr Nervensystem beruhigen.
Knochenschwund: Durch seine Struktur soll das Korallenkalzium poröse Stellen Ihrer Knochen besonders gut regenerieren und damit Osteoporose behandeln können.
Alle Heilsversprechen in Bezug auf die Sangokoralle sind wissenschaftlich nicht belegt. Entsprechende Werbeaussagen dürfen Vermarkter nicht treffen. Um dieses Verbot zu umgehen, finanzieren sie einige unkritische Naturheilkunde-Websites. Diese berichten enthusiastisch über verschiedene Nahrungsergänzungsmittel, deren Wert nicht durch valide Studien belegt ist.
Kalzium- und Magnesium aus Lebensmitteln
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 900 Milligramm Kalzium pro Tag für Erwachsene. Magnesium sollten Sie rund 350 mg pro Tag zu sich nehmen. Beide Mineralstoffe stecken in zahlreichen Nahrungsmitteln, wodurch es einfach ist, die nötige Tagesmenge zu erreichen.
Reich an Kalzium
- Gemüse wie Grünkohl, Brokkoli, Rucola, Fenchel,
- Nüsse (Haselnüsse, Paranüsse),
- Milch und Milchprodukte (Käse, Joghurt, Quark),
- Kalziumreiches Mineralwasser (> 150 mg pro Liter) oder hartes Leitungswasser.
Reich an Magnesium
- Gemüsearten wie Bohnen und Erbsen, Obst wie Bananen
- Vollkornprodukte aus Weizen, Dinkel, Gerste, Roggen, Hafer oder Buchweizen, Nüsse
- Magnesiumreiches Mineralwasser (> 50 mg pro Liter) bzw. „hartes“ Leitungswasser.
Fazit
Das Kalzium aus der Sangokoralle kostet weit mehr als der gewöhnliche Mineralstoff, dem es aber nicht überlegen ist. Ökologisch bedenklich ist, wenn Korallenbänke zur Gewinnung abgebaut werden. Nicht klar ist darüber hinaus, ob die Korallen nicht als Folge des Atomunglücks in Fukushima verstrahlt sind.