Lepra

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Lepra – auch „Aussatz“ oder „der lebende Tod“ genannt – ist mehr als eine Krankheit. Lepra bedeutet Stigmatisierung und Ausgrenzung. Betroffene wurden, seit es die Krankheit gibt, gesellschaftlich gemieden und oft sogar von den eigenen Familien verstoßen.

Seit mehreren Tausend Jahren ist die hoch ansteckende Infektionskrankheit bekannt. Bereits die Bibel berichtet davon. Im Mittelalter war Lepra eine weltweit verbreitete Seuche, selbst an Mumien in Ägypten konnten Wissenschaftler den Erreger nachweisen.

Entgegen landläufiger Meinung ist die schreckliche Krankheit heute noch immer nicht ausgerottet. Aus Europa ist Lepra zwar so gut wie verschwunden, aber in armen Ländern mit mangelnder Hygiene und schlechter Gesundheitsversorgung ist sie noch immer ein großes Problem. Weltweit infiziert sich alle zwei Minuten ein Mensch mit Lepra. 12 bis 15 Millionen Erkrankte gibt es offiziell, die Dunkelziffer liegt aber noch höher. Die Krankheit gilt heute als heilbar – sofern sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird.

Was ist Lepra?

Lepra gehört zu den bakteriellen Infektionskrankheiten, die Nerven und Haut des Menschen angreift. Die Krankheit ist extrem ansteckend und verläuft tödlich, wenn sie nicht behandelt wird. Der Name leitet sich vom griechischen Wort „lepros“ ab. Das bedeutet übersetzt soviel wie schuppig oder aussätzig und beschreibt das Erscheinungsbild der Krankheit mit fleckiger, schuppiger Haut, besonders betroffen sind die Gliedmaßen und das Gesicht. Im Verlauf der Krankheit sterben die Nerven ab, es kommt zu Taubheitsgefühlen, Körperteile werden deformiert oder sterben ab. Das tückische an Lepra ist die extrem lange Inkubationszeit. Sie beträgt im Durchschnitt vier bis sechs Jahre. Es kann aber auch bis zu 30 Jahre dauern, bevor die Krankheit zum Ausbruch kommt.

Lepra hat den Menschen schon immer große Angst eingeflößt. Die sogenannten Aussätzigen wurden von der Gesellschaft ausgegrenzt, sie mussten ihre Häuser verlassen und in speziellen Kolonien oder Hospizen weit außerhalb der nächsten Ortschaft leben.

In der Antike wurden Leprakranke sich selbst überlassen, sie wurden weder behandelt noch verpflegt, weil man Angst vor einer Ansteckung hatte, wurde jeder Kontakt mit Erkrankten vermieden. Erst durch die Ausbreitung des Christentums und das Gebot der Nächstenliebe änderten die Menschen ihre Einstellung zu den Erkrankten. Immer wieder gab es Christen, die sich aufopferungsvoll für die Aussätzigen einsetzten. Schon der heilige Franz von Assisi pflegte die Kranken, genauso wie später Mutter Teresa oder die im vergangenen Jahr verstorbene deutsche Ordensschwester und Frauenärztin Ruth Pfau.

Zwar wurde Ende des 19. Jahrhunderts der Erreger entdeckt, jedoch gab es lange keine Heilung. Erst über hundert Jahre später gelang der Durchbruch. Im Jahr 1982 verkündete die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Lepra sei heilbar.

Was sind die Ursachen von Lepra?

Ein Bakterium namens „ Mycobacterium leprae“ löst die Krankheit aus. Entdeckt wurde es vom norwegischen Arzt Armauer Hansen im Jahr 1873.

Der Erkrankte selbst ist die Hauptinfektionsquelle. Besonders gefährlich sind das Sekret der Nase sowie die eitrigen Hautirritationen. Diese enthalten eine große Menge Lepra-Bakterien. Sowohl der direkte Hautkontakt als auch Tröpfcheninfektion kann zur Übertragung des Erregers und zur Ansteckung führen. Gerade in von Armut, Hunger und mangelnder Hygiene betroffenen Regionen kommt es häufiger dazu.

Welche Symptome zeigen sich?

Die ersten Anzeichen der Krankheit sind schuppige, fleckige Hautpartien sowie Taubheitsgefühle an den betroffenen Stellen. Bei der schwersten Form der Erkrankung, der lepromatösen Lepra, ist die Haut extrem schuppig und von Knoten, Beulen und hellroten bis braunen Flecken überzogen. Diese sogenannten Leprome zersetzen das Gesicht und andere Körperteile. Das befallene Gesicht wird wegen seines typischen Aussehens auch „Löwengesicht“ genannt.

Die Krankheit führt zu schweren Entstellungen – einzelne Körperteile wie Nasen, Ohren, Finger, Zehen oder ganze Hände und Füße sterben ab oder werden stark deformiert. Hinzu kommen starke Lähmungserscheinungen.

Der Lepra-Erreger lässt Nerven absterben, die dann das Blut verdicken und Venen und Arterien verstopfen. Die Erkrankten verlieren nach und nach das Gefühl für überlebenswichtige Nervenreize wie Kälte, Wärme oder Schmerz. Deshalb verletzen sich Leprakranke oft unbemerkt oder sie infizieren sich über offene Wunden mit lebensbedrohlichen Krankheiten wie etwa Tetanus.

Eher örtlich begrenzt sind die Krankheitsmerkmale und Beschwerden bei der leichteren und gutartigen Form der Krankheit, der tuberkulösen Lepra. Die Krankheit verläuft deutlich langsamer und ist nicht so gefährlich wie die lepromatöse Form. Sie ist auch nicht so stark ansteckend. Auch bei dieser Form der Krankheit treten die typischen Hautflecken und Lähmungserscheinungen auf, aber ein Befall der inneren Organe ist nicht zu befürchten. Im Gegensatz zur lepromatösen Lepra ist die tuberkulöse Lepra besser zu behandeln und kann im Einzelfall sogar von selbst abheilen.

Wie erkennt der Arzt Lepra?

Lepra ist vor allem an den typischen Hautveränderungen zu erkennen. Wenn sich der Patient in einem Risiko-Gebiet aufgehalten hat, liegt der Verdacht auf eine Lepraerkrankung nahe. Der Arzt prüft die Berührungs- und Schmerzempfindlichkeit der Haut und Nerven und untersucht die peripheren Nerven auf mögliche Verdickungen. Eine sichere Diagnose erbringt der Nachweis von Erbmaterial des auslösenden Erregers. Mithilfe eines Abstriches von verdächtigen Hautstellen lässt sich der Erreger unter dem Mikroskop sichtbar machen.

Laut Infektionsschutzgesetz besteht Meldepflicht für jeden Fall der Erkrankung, sobald sie vom Arzt festgestellt wurde.

Wie lässt sich Lepra behandeln?

Die wichtigste und wirksamste medizinische Therapie ist die Gabe hoch dosierter Antibiotika, zur besseren Wirksamkeit meist in Kombination verschiedener Präparate. Bereits nach der ersten Antibiotika-Behandlung sind Erkrankte nicht mehr ansteckend und müssen daher auch nicht mehr isoliert werden. Bei der schwächeren Form, der tuberkulösen Lepra, muss der Patient mindestens sechs Monate lang mit Antibiotika behandelt werden.

> Wann sind Antibiotike sinnvoll – und wann nicht?

Bei der aggressiveren und schwereren Form der Krankheit, der lepromatösen Lepra, muss der Patient mindestens zwei Jahre lang regelmäßig Antibiotika einnehmen. Neben der Medikamententherapie beinhaltet die Behandlung die Wundversorgung sowie gezielte Physiotherapie, um mögliche Lähmungserscheinungen zu einzudämmen. Je früher die Krankheit behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Wird sie zu spät entdeckt, können erhebliche körperliche Schäden zurückbleiben.

Nach Möglichkeit sollte die Krankheit in spezialisierten medizinischen Zentren behandelt werden, da die Therapie auch Nebenwirkungen haben kann. In einem von drei Fällen kommt es zu einer sogenannten Lepra-Reaktion der Immunabwehr. Das sind Entzündungsreaktionen, die im schlimmsten Fall die Nerven dauerhaft schädigen können.

Wie kann man vorbeugen?

Am häufigsten kommt Lepra in Indien, Bangladesh, Myanmar und Brasilien vor. Touristen und Geschäftsreisende brauchen sich aber deshalb keine Sorgen zu machen: Wer sich in Geschäftszentren und Touristenvierteln aufhält, läuft normalerweise nicht Gefahr, sich anzustecken. Auf Ausflüge in die Armenviertel der Metropolen sollte aber besser verzichtet werden. Sollte es dennoch zu einer Begegnung mit Leprakranken kommen, muss unbedingt jeglicher Körperkontakt vermieden werden. Wegen einer möglichen Tröpfcheninfektion ist die physische Nähe zu infizierten Personen sehr gefährlich.

> Fernreisen: Welche Impfung ist sinnvoll?

Einen Impfstoff gibt es bisher noch nicht.

Wie sind die Heilungschancen?

Dank der modernen Medizin und wirksamen Therapiemöglichkeiten mit Antibiotika ist Lepra mittlerweile in Ländern mit einer gut entwickelten Gesundheitsversorgung fast ausgerottet. In Europa gibt es noch ein einziges Sanatorium, das sich auf die Behandlung von Lepra spezialisiert hat. Es liegt in der Provinz Alicante in Spanien. Hier werden weiterhin akut Kranke oder an Spätfolgen Leidende betreut.

Antibiotika sind überlebenswichtig, doch auch die Spätfolgen der tückischen Krankheit müssen behandelt werden. Hierbei sind physiotherapeutische Maßnahmen und Hilfsmittel wie etwa Prothesen, orthopädisches Schuhwerk oder Rollstühle unerlässlich, um die Lebensqualität der Geheilten, aber dennoch Gezeichneten, zu verbessern. Schlimme Entstellungen können mit Hilfe von Operation gemildert werden. Ebenso wichtig sind Wiedereingliederungs- und Resozialisierungsprojekte, denn Betroffene werden nach wie vor ausgegrenzt.

Ein ernstes Problem ist und bleibt die Krankheit in vielen Entwicklungsländern. Die Weltgesundheitsorganisation hatte einst das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2000 die Lepra weltweit auszurotten. Das ist leider nicht gelungen. Es hat sogar dazu geführt, dass die Krankheit nicht mehr derart ernst genommen wurde – und so grassiert Lepra weiterhin. Trotz aller medizinischen Erfolge ist die tatsächliche Zahl der Erkrankten nicht zurückgegangen. Weltweit sind 12 bis 15 Millionen Menschen infiziert. In Ländern wie Thailand, Indien, Madagaskar, China, Brasilien ist Lepra eine echte Bedrohung. Doch viele Länder ignorieren das Problem, offiziell gibt es dort keine Leprakranken mehr. Daher ist die Dunkelziffer der weltweit Erkrankten schwer abzuschätzen.

Lepra ist eine Krankheit der Armut, eine Folge von Hunger und Mangelernährung, unzureichender Versorgung mit sauberem Trinkwasser und fehlender medizinischer Infrastruktur. Nur wenn sich die Lebensbedingungen für die Ärmsten der Armen verbessern, wird es gelingen, diese Krankheit für immer auszurotten.

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