Kompakt: Legasthenie

Legasthenie

Inhaltsverzeichnis

Wenn Schüler Probleme beim Lesen und Schreiben haben, kann eine Legasthenie dahinterstecken. Wir erklären, was die Ursache dieser Lese-Rechtschreibstörung ist und wie sie behandelt werden kann.

Was ist Legasthenie?

Kinder, die in der Grundschule Lesen und Schreiben lernen, machen zu Anfang meist alle die gleichen Fehler: Sie stocken beim Vorlesen, verdrehen Buchstaben oder ganze Wörter oder lassen beim Aufschreiben einzelne Buchstaben aus. Schließlich ist die Schriftsprache für sie ein unbekannter Code, den es zu entschlüsseln gilt. Mit der Zeit verinnerlichen die meisten Schüler die fremden Symbole, das Lesen und Schreiben fällt ihnen zunehmend leichter. Bleiben die Lernschwierigkeiten über einen längeren Zeitraum bestehen oder treten die Probleme beim Lesen und Schreiben gehäuft auf, liegt möglicherweise eine Legasthenie vor.

Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO ist Legasthenie eine anhaltende Lese- und Rechtschreibstörung, die nicht durch eine unterdurchschnittliche Intelligenz, psychische Krankheiten, eine vorliegende Hirnschädigung oder unregelmäßigen Schulbesuch begründet werden kann. Die Bedeutung des Begriffs „Legasthenie“ leitet sich vom lateinischen Wort „legere“ für lesen und dem altgriechischen Wort „asthéneia“ für Schwäche ab.

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Was sind die Ursachen von Legasthenie?

Umgangssprachlich werden die Begriffe Legasthenie, Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) und Lese-Rechtschreibstörung häufig gleichbedeutend verwendet. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied: Als Lese-Rechtschreibschwäche oder Lese-Rechtschreibschwierigkeiten bezeichnen Pädagogen eine erworbene Schwäche beim Erlernen der Schriftsprache, die einer gezielten Förderung bedarf. Der Grund hierfür können beispielsweise versäumter UnterrichtSeh- bzw. Hörschwierigkeiten, aber auch psychische oder soziale Ursachen bei den betroffenen Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen sein. Bei einer Legasthenie bzw. einer Lese- und Rechtschreibstörung handelt es sich dagegen um eine andauernde Beeinträchtigung der Lese- und Rechtschreibfähigkeiten.

Noch ist nicht abschließend geklärt, warum etwa fünf bis acht Prozent der Kinder und Jugendlichen an Legasthenie leiden. Wahrscheinlich spielen genetische Faktoren eine Rolle: War bereits ein Elternteil von der Lese-Rechtschreibstörung betroffen, ist das Risiko, dass das Kind ebenfalls Legastheniker ist, erhöht. Zwangsläufig vererbt wird die Legasthenie aber nicht. Aktuelle Forschungsergebnisse stützen die Theorie, dass der Legasthenie eine Wahrnehmungsstörung zugrunde liegt: Die Fähigkeit des Gehirns, visuelle und auditive Informationen zu verarbeiten, ist beeinträchtigt.

Was sind die Symptome?

Typische Anzeichen einer Legasthenie sind auffallend große Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. Betroffene Schüler lesen langsam und fehlerhaft, sie überspringen Wörter, Silben und Buchstaben und fallen durch eine undeutliche Aussprache auf. Auch für das Abschreiben von der Tafel und das Niederschreiben von Gehörtem brauchen sie sehr lange. Sie verwechseln ähnlich klingende Wörter und Buchstaben und haben Probleme bei der Rechtschreibung, der Zeichensetzung und der Grammatik. Diese Schwierigkeiten tauchen nicht nur im Deutschunterricht auf, sondern in allen Fächern, in denen Schreib- und Lesekompetenz gefragt sind – etwa in Fremdsprachen oder bei Textaufgaben in der Mathematik.

Betroffene Kinder und Jugendliche leiden unter ihren schulischen Misserfolgen, was zu Stress und aggressivem Verhalten führen kann. Einige weigern sich zu lernen, in die Schule zu gehen oder entwickeln sogar psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen und Übelkeit. Und: Viele Kinder, die an einer Lese- und Rechtschreibstörung leiden, haben zusätzlich mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts)-Störung zu kämpfen.

Wie erkennt der Arzt Legasthenie?

Meist macht sich eine Legasthenie erstmals im Grundschulalter bemerkbar, erste Anzeichen können aber auch schon im Kindergarten auftreten. Eindeutig diagnostizieren kann die Lese-Rechtschreibstörung nur ein Kinder- und Jugendpsychiater oder ein Kinder- und Jugendpsychotherapeut. Untersucht werden unter anderem die individuelle Lernentwicklung, das Leseverständnis und die Rechtschreibfertigkeiten. Neben einem Intelligenztest werden weitere geistige und körperliche Fähigkeiten überprüft, etwa die Seh- und Hörleistung, Konzentration, Aufmerksamkeit sowie das Sozialverhalten des Schülers.

Die Schwierigkeiten beim Lesen und in der Rechtschreibung bleiben oft bis ins Erwachsenenalter erhalten. Doch woran erkennt man Legasthenie bei Erwachsenen? Betroffene können sich mündlich meist sehr gut ausdrücken, haben aber Probleme, ihre Gedanken zu Papier zu bringen. Sie sind angespannt und unruhig, wenn sie etwas vorlesen oder aufschreiben sollen, aber auch die alltägliche Orientierung und die Selbstorganisation fallen Legasthenikern oft schwer. Um einen Nachteilsausgleich bei Prüfungen zu bekommen, kann ein Psychiater die Diagnose stellen und ein entsprechendes Gutachten anfertigen.

Wie wird Legasthenie behandelt?

Die Therapie wird immer individuell auf den betroffenen Schüler zugeschnitten und setzt bei dessen Stärken an. Diese Vorgehensweise wirkt der negativen Selbstwahrnehmung entgegen und schafft Vertrauen. Dadurch sollen Versagensängste abgebaut und Verhaltensauffälligkeiten eingedämmt werden.

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Zu einer ganzheitlichen Therapie gehört ein gezieltes Lerntraining in Einzelsitzungen oder kleinen Gruppen, das an die Fertigkeiten des Betroffenen anknüpft und auf seine persönlichen Lernvoraussetzungen und Bedürfnisse eingeht. Durch spielerische Übungen gewinnen Legastheniker Freude am Lernen und werden motiviert, die Schriftsprache selbstständig zu nutzen. Neben der pädagogischen Förderung ist eine psychotherapeutische Behandlung empfehlenswert, um das seelische Gleichgewicht des Kindes wiederherzustellen.

Kann ich vorbeugen?

Legasthenie ist eine komplexe Störung, die wahrscheinlich erblich bedingt ist. Vorbeugen kann man dieser Beeinträchtigung daher nicht. Allerdings lassen sich die Ausprägung der Symptome und der Verlauf der Lese- und Rechtschreibstörung positiv beeinflussen. Lesen Sie Ihren Kindern regelmäßig vor – am besten jeden Tag. Binden Sie auch ältere Geschwister mit ein und fördern Sie durch gemeinsames Spielen, Singen und Basteln die Kreativität Ihres Nachwuchses. Regen Sie bereits Kindergartenkinder dazu an, sich spielerisch mit dem Schreiben und Lesen auseinanderzusetzen und loben Sie kleine Erfolge, wie das Schreiben des eigenen Namens.

Kinder mit einem erhöhten Risiko für eine Lese-Rechtschreibstörung sollten frühzeitig individuell gefördert werden. Durch spezielle Früherkennungs-Tests kann bereits im Kindergarten eine Diagnose gestellt und mit einer geeigneten Behandlung begonnen werden. Dies ist vor allem dann ratsam, wenn das Kind spät sprechen gelernt hat und Probleme dabei hat, sich einfache Reime oder Kinderlieder zu merken.

Wie sind die Heilungschancen?

Legasthenie ist keine Behinderung, sondern eine genetisch bedingte Veranlagung, die zu Problemen beim Lesen und Schreiben führt: Normal oder sogar überdurchschnittlich intelligente Kinder zeigen eine deutliche Diskrepanz zwischen ihren allgemeinen Leistungen und der Lese-Rechtschreib-Kompetenz. Eine Heilung im eigentlichen Sinn ist nicht möglich. Legastheniker bleibt man ein Leben lang. Es ist aber möglich, durch gezielte Förderung und spezielle Therapien die Schwierigkeiten beim Schreiben und Lesen zu überwinden – und sogar Freude an der Schriftsprache zu entwickeln.

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