Impfungen für Kinder: ja oder nein? Mediziner sagen: „Unbedingt!“, während einige Eltern daran immer noch so ihre Zweifel haben. Was hat es mit den Risiken auf sich, vor denen so viele warnen? Wir haben die häufigsten Argumente gegen das Impfen einem Fakten-Check unterworfen.
Irgendwann stehen Eltern vor der Frage, ob sie ihr Kind impfen lassen oder nicht − und sind nicht selten verunsichert. Das ist auch kein Wunder: Immer wieder heißt es, Impfungen seien giftig, nichts weiter als eine Goldgrube der Pharmaindustrie und würden sowieso nicht wirken. Fragwürdige Studien, die nahelegen, dass Impfstoffe Krankheiten wie Autismus auslösen, stärken das Vertrauen in den Nutzen der Immunisierung auch nicht gerade.
Bei manchen Erwachsenen sind die Bedenken am Ende so groß, dass sie sich gegen den schützenden Piks entscheiden. Oft auf der Grundlage von falschen Behauptungen oder vermeintlich wissenschaftlichen Fakten. Darum haben es sich Experten des Robert Koch-Instituts zur Aufgabe gemacht, aufzuklären. Die häufigsten Argumente von Impfgegnern auf dem Prüfstand:
„Wer sagt, dass Impfungen wirklich wirken?“
Oft hört man, dass Impfungen gar nichts bringen. Tatsächlich aber kommt kein Impfstoff auf den Markt, ohne dass der Hersteller in wissenschaftlichen Untersuchungen die Wirksamkeit und Verträglichkeit seines Mittels nachgewiesen hat. Plus: Die Impfstoffe werden auch nach Zulassung fortlaufend Studien unterzogen, um zu gewährleisten, dass sie sicher und wirksam sind.
Dennoch sind Impfungen kein Allheilmittel. Das behauptet auch niemand. So heißt es auf der Seite des Robert Koch-Instituts, dass keine einzige Impfung ausnahmslosen Schutz verspricht, ebenso wie kein Medikament bei sämtlichen Patienten gleich gut wirkt. Eine Impfung senkt die Wahrscheinlichkeit zu erkranken aber − und zwar deutlich. Erkrankt der Geimpfte dennoch, schützt sie vor Komplikationen.
„Impfungen machen krank“
Das Argument, dass Impfstoffe genau die Krankheiten auslösen, gegen die sie schützen sollen, zieht unter Impfgegnern beständige Kreise. Dass einige (wenige) Impfstoffe abgeschwächte Erreger enthalten, stimmt. Genauso richtig ist, dass diese manchmal krankheitsähnliche Symptome hervorrufen. Impfungen gegen Masern etwa führen bei rund fünf Prozent der Geimpften zu Hautausschlag und Fieber. Zur echten Erkrankung kommt es aber nicht. Außerdem: Die meisten Impfstoffe enthalten vermehrungsunfähige Erreger oder nur deren Bestandteile.
„Krankheiten härten die Kleinen ab“
Frei nach dem Motto „Dreck reinigt den Magen“ hält sich die Behauptung, Viren würden Kinder „kräftigen“. Doch eine Studie fehlt, die belegen könnte, dass sich Ungeimpfte gesundheitlich besser entwickeln. Zudem stimulieren auch Impfungen das junge Abwehrsystem. Nicht zu vergessen, dass Schutzimpfungen lediglich einen verhältnismäßig geringen Teil an Erregern bekämpfen. Gegen den Rest da draußen muss sich das Immunsystem immer noch selbst behaupten − Tag für Tag.
„Impfungen fördern Allergien“
Dass es mehr Allergien und mehr Impfungen gibt als früher, deutet nicht automatisch auf einen Zusammenhang hin. Einigen Studien zufolge leiden Kinder ohne Impfschutz tatsächlich seltener an Allergien. Die Frage, ob das an den Impfungen liegt oder purer Zufall ist, wurde aber nie eindeutig beantwortet.
Dem gegenüber stehen wiederum Studien mit dem gegenteiligen Ergebnis: Sie konnten eine ursächliche Verbindung zwischen Impfung und Allergie ausschließen und sogar nachweisen, dass Impfungen das Allergierisiko verringern.
Dafür spricht auch ein Blick zurück in der Zeit: In der DDR gab es kaum Allergien, obwohl dort aufgrund der Impfpflicht fast alle Kinder immunisiert wurden. Das Aufkommen von Allergien in den Neuen Bundesländern stieg erst nach der Wende, die Impfquote sank indes.
„Impfstoffe sind giftig“
Einige Impfstoffe enthalten Formaldehyd, Aluminium, Phenol oder Quecksilber. Diese Substanzen können in bestimmten Dosen gesundheitsschädlich sein. Ihre Konzentration in den Impfmitteln ist aber nur sehr gering – und nicht giftig.
Vor einigen Jahren sorgten amerikanische Mediziner für Furore, als sie behaupteten, dass quecksilberhaltige Impfungen Autismus auslösen würden. Diese Theorie wurde inzwischen in mehreren Studien eindeutig entkräftet. Die Debatte war aber so heftig, dass die Pharmaindustrie reagierte: Inzwischen gibt es für alle empfohlenen Schutzimpfungen auch quecksilberfreie Impfstoffe.
„Die Nebenwirkungen sind fatal“
Impfungen werden immer wieder für Krankheiten wie Autismus, Diabetes oder Multiple Sklerose verantwortlich gemacht. Das liegt vor allem an einem Arzt und seiner manipulierten Studie. Andrew Wakefield behauptete 1998 in einer kleinen Untersuchung von zwölf Kindern herausgefunden zu haben, dass die Kombi-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln Autismus auslöst. Dahinter steckte viel Geld − und ein medizinischer Skandal, der bis heute Wellen schlägt.
2004 zogen zehn von insgesamt 13 Studienautoren ihre Interpretationen zurück, 2010 verlor Wakefield seine Zulassung, mehrere groß angelegte Folgestudien gaben in den Jahren darauf immer wieder Entwarnung. Dennoch: Impfkritiker führen die These weiterhin als Schreckensbeispiel an und fördern damit Angst. Angst vor Schutzimpfungen, die Leben retten können.