Kompakt: Gallensteine

Gallensteine

Inhaltsverzeichnis

Viele tragen sie in sich, aber nur wenige wissen davon: Gallensteine. Sie sind unproblematisch, solange sie „stumm“ sind. Verursachen sie Schmerzen, müssen sie entfernt werden – in den meisten Fällen operativ.

Was sind Gallensteine?

Gallensteine sind feste Gebilde, die sich im Körper aus Substanzen der Gallenflüssigkeit (Kurzform: Galle) bilden. Die kristallartigen Verklumpungen können einzeln vorkommen oder mehrfach vorhanden sein. Ihre Größe variiert von wenigen Millimetern bis zu einigen Zentimetern.

Die Steine entstehen, wenn die Zusammensetzung der Verdauungsflüssigkeit aus dem Gleichgewicht gerät. Genauer: Ist das Verhältnis von löslichen Stoffen wie Gallensäure oder Eiweiß und schwer löslichen Stoffen wie Cholesterin oder Bilirubin unausgewogen, bilden sich Verklumpungen. Sobald die Steine Schmerzen verursachen, sprechen Mediziner von einer Cholelithiasis.

Um zu verstehen, warum Gallensteine problematisch werden können, lohnt sich ein Blick auf unser Gallensystem:

Die Gallenflüssigkeit hilft dabei, Fette zu verdauen. Gebildet wird der Gallensaft in der Leber. Von dort aus mündet er in die Gallengänge. Ein Teil wird in der Gallenblase zwischengespeichert. Ist der Bedarf besonders hoch, nach einer fettreichen Mahlzeiten etwa, wird die Gallen-Reserve eingesetzt: Die Gallenblase schüttet dann entsprechend viel von der Flüssigkeit in den Zwölffingerdarm aus.

> Gallenblase – ein überflüssiges Organ?

Der Gallensaft legt also einen weiten Weg über mitunter sehr enge Gallengänge zurück. Damit er reibungslos von der Gallenblase abfließen und durch die Kanäle transportiert werden kann, muss er flüssig sein. Gallensteine behindern den Abfluss, wenn sie entweder in der Gallenblase selbst sitzen (wie bei 90 Prozent der Patienten) oder die Gallengänge verstopfen. Durch Stauungen kommt es zu Reizungen, die zu Entzündungen und heftigen Koliken führen können.

Unterschiedliche Stein-Arten

Je nach Zusammensetzung unterscheiden Mediziner mehrere Typen von Gallensteinen:

  • Cholesterinsteine entstehen durch einen zu hohen Anteil von Cholesterin. Sie sind hell, gelblich bis grünlich, und können recht groß werden. Bei ihrer Entstehung spielt die Ernährung eine große Rolle. In 80 Prozent der Fälle handelt es sich um diese Art Gallenstein.
  • Pigmentsteine entstehen, wenn zu viel Bilirubin (ein Abbauprodukt des Blutfarbstoffs) im Gallensaft verklumpt. Sie sind seltener, kleiner und dunkler. Pigmentsteine entwickeln sich unabhängig von der Ernährung und bilden sich häufig infolge von Grunderkrankungen wie chronischer Hämolyse oder Lebererkrankungen wie Leberzirrhose.
  • Mischsteine bestehen aus Pigmenten, Cholesterin und Kalk.

Statistisch gesehen

10 bis 15 Prozent der Bevölkerung tragen die festen Ausfallprodukte in ihrem Gallensystem. Doch nur bei jedem vierten Gallensteinträger machen sich die Steine irgendwann schmerzhaft bemerkbar. Bei allen anderen bleiben sie stumm. Frauen sind etwa zweimal so oft betroffen wie Männer. Mit Schwangerschaften und zunehmendem Alter steigt das Risiko eines Gallensteinleidens.

Was sind die Ursachen für Gallensteine?

Bei der Bildung von Gallensteinen treffen meist mehrere Faktoren zusammen. Ein großer Einfluss wird dem Lebensstil zugeschrieben. Falsche Ernährung zum Beispiel kann das Verhältnis der Bestandteile der Gallenflüssigkeit verschieben und dadurch die Entstehung der harten Cholesterin-Gebilde begünstigen. Das persönliche Gallenstein-Risiko ist erhöht, wenn Folgendes zutrifft:

  • Übergewicht und Bewegungsmangel
  • kalorien- und cholesterinreiche, aber ballaststoffarme Ernährung
  • häufige Blitzdiäten oder Fastenkuren

>Erfahren Sie mehr über Ballaststoffe

Zudem scheinen weibliche Hormone einen gewissen Einfluss auf das Gallenstein-Vorkommen zu haben. Frauen, die mit der Pille verhüten, im Zuge einer Hormontherapie Östrogene einnehmen oder schwanger sind, neigen eher zur Ausbildung von Steinen.

In einigen Fällen treten Gallensteine im Zusammenhang mit anderen Krankheiten auf. Sie können eine Folge von Diabetes, Leberzirrhose, SchilddrüsenunterfunktionMorbus Crohn und Colitis ulcerosa sein.

Die Neigung zu Gallensteinen kann auch in der Familie liegen. 2007 entdeckten Forscher eine Genvariante, die den Cholesterinspiegel der Gallenflüssigkeit erhöht und somit die Entstehung von Gallensteinen fördert.

Die sechs Gallenstein-Hauptrisikofaktoren haben Mediziner im englischsprachigen Raum mit der „6F-Regel“ zusammengefasst. „6F“ steht für:

  • fat: übergewichtig beziehungsweise adipös
  • female: weiblich
  • fourty: über 40
  • fertile: fruchtbar
  • fair: blonde Haare und helle Haut
  • familiar: genetische Veranlagung

Was sind die Symptome?

Nur bei etwa 25 Prozent der Betroffenen verursachen die Gebilde Beschwerden. Die ersten Anzeichen für diese symptomatischen Steine sind meist unbestimmt. Wie intensiv die Schmerzen sind, hängt von der Größe und Lage des Gallensteins ab. Sie treten oft nach fettreichen Mahlzeiten oder schon während des Essens auf. Auch typisch: Alkohol, Nikotin und Kaffee bereiten plötzlich Bauchschmerzen.

Es gilt: Wenn …

  • es im rechten Oberbauch drückt,
  • sich der Bauch übermäßig voll anfühlt,
  • es zu Sodbrennen und Blähungen kommt,

… dann steckt vielleicht nur ein kleinerer Stein dahinter.

Gallensteine von geringer Größe lösen sich häufig von selbst wieder. Sind die Gallensteine allerdings so groß, dass sie den Gallenblasengang oder Hauptgallengang blockieren und zum Stau der Flüssigkeit führen, werden die Schmerzen unerträglich. Der eingeklemmte Stein führt zu Gallenkoliken, die zwischen 30 Minuten und zwölf Stunden anhalten können. Folgende Beschwerden sind in dem Fall typisch:

  • Schmerzattacken im rechten Oberbauch, die bis in Rücken und Schulterblatt strahlen
  • allgemeine Krankheitssymptome wie Übelkeit, Schweißausbrüche, Schüttelfrost, Erbrechen, Fieber
Gallensteine 1

Welche Folgen können Gallensteine haben?

Verschließt der Stein den Hauptgallengang, kann die Gallenflüssigkeit nicht in den Darm abfließen. Dieser Stau des Verdauungssaftes kann zu Gelbsucht (medizinisch: Ikterus) führen. Anzeichen dafür sind bräunlich verfärbter Urin und eine Gelbfärbung von Haut und Lederhaut der Augen.

Weitere mögliche Folgeerkrankungen sind:

  • Entzündungen der Gallenblase oder des Gallengangs (akut und chronisch)
  • Leberschädigung infolge des Gallestaus
  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse

Eine andauernde Reizung der Gallenblase kann das Organ nachhaltig schädigen. Eine durch Gallensteine chronisch entzündete Gallenblase führt in schlimmen Fällen zu einer Verkalkung der Blasenwand. Eine sogenannte Porzellanblase ist in ihrer Funktionalität stark eingeschränkt, bösartige Tumore können leichter entstehen.

> Bouveret-Syndrom: Ein kompliziertes Gallensteinleiden

Wie erkennt der Arzt Gallensteine?

Kommt es zu den beschriebenen krampfartigen Schmerzen im Bauch, vor allem in Kombination mit Schüttelfrost und Fieber, ist ein Besuch beim Arzt angeraten.

Allein die Beschwerden geben dem Mediziner erste Anhaltspunkte für die Diagnose Gallensteine. Der Verdacht wird meist mithilfe von Blut- und Ultraschalluntersuchungen bestätigt. Um den Fortschritt der Erkrankung und eventuelle Fragestellungen zu klären, kommen zusätzlich ergänzende Untersuchungen infrage – wie zum Beispiel eine Computertomografie oder eine endoskopische Röntgenuntersuchung der Gallenwege und der Gallenblase (endoskopisch-retrograde Cholangio-Pankreatikografie).

Sonderfall „stumme“ Steine: Gallensteine, die keine Probleme bereiten, werden oft nur zufällig entdeckt. Ob eine Therapie notwendig ist, entscheidet dann der Arzt.

Wie werden Gallensteine behandelt?

Abhängig von Größe, Fundort und Zusammensetzung der Steine stehen mehrere Therapien zur Auswahl.

Bei akuten Gallenkoliken verschreibt der Arzt Medikamente, die die Krämpfe lösen und Schmerzen lindern und verordnet eine Nulldiät. Bei Entzündungen kommen darüber hinaus Antibiotika zum Einsatz.

Unter bestimmten Umständen lassen sich Gallensteine mit Medikamenten auflösen, die Gallensäure enthalten. Diese Litholyse genannte Therapiemethode ist nur möglich, wenn die Steine sehr klein (maximal 5 Millimeter) und frei von Kalk sind. Die Gallenblase darf noch nicht beschädigt sein. Nachteile: Die Tabletten müssen über mehrere Monate (bis Jahre!) eingenommen werden und das Risiko neuer Steine ist verhältnismäßig hoch.

Ein früher herkömmliches, heute selten angewandtes Verfahren ist die Behandlung mit Stoßwellen. Bis zu zwei Zentimeter große, einzelne Cholesterinsteine lassen sich über den Ultraschall-Beschuss zertrümmern. Die Kleinteile werden dann entweder medikamentös aufgelöst oder auf natürlichem Weg über den Darm abgeführt. Nachteile: Diese Methode ist schmerzvoll und das Risiko neuer Steine ebenfalls sehr hoch.

> Stoßwellentherapie: Anwendung und Nutzen

Chirurgische Eingriffe sind das Mittel der Wahl, um Gallensteine ein für alle Mal loszuwerden. Stecken die Steine im Gallengang fest, können sie endoskopisch entfernt werden. Mithilfe des über den Mund ins Gallensystem eingeführten Endoskops kann der Arzt die Gallengang-Mündung zum Darm weiten, um den Steinen den Weg freizumachen.

Sitzen die Steine in der Gallenblase, müssen sie samt Gallenblase raus. Das Organ wird operativ entfernt (Fachbegriff: Cholezystektomie). Auch hier sind die chirurgischen Methoden im Normalfall minimalinvasiv. In einigen Fällen ist eine Kombination beider Operationsmethoden notwendig.

Wie kann man Gallensteinen vorbeugen?

Um die kristallartigen Abbauprodukte der Gallenflüssigkeit zu vermeiden, sollte auf eine gesunde und ausgewogene Kost geachtet werden. Es gilt: Fettes, Frittiertes und Gebratenes meiden, stattdessen auf ballaststoffreiche Lebensmittel setzen und das Normalgewicht halten, aber nicht hungern.

Auch ein Tipp gegen Gallensteine: Immer entspannt bleiben! Denn auch Stress wirkt sich negativ auf das Gleichgewicht der Galle aus.

>Hier finden Sie Tipps gegen Stress

Wie sind die Heilungschancen?

Bereiten Gallensteine Schmerzen, werden sie vom Arzt meist recht schnell erkannt. In den meisten Fällen können sie dann auch leicht entfernt werden, bevor sie größeren Schaden im Gallensystem anrichten.

Wie funktioniert ein Leben ohne Gallenblase?

Die Leber produziert weiter Gallenflüssigkeit, die nach wie vor in den Darm gelangt und Fett verdaut. Der kleine Haken: Fehlt die Gallenblase, fehlt auch die Speichermöglichkeit und somit Reserven für den erhöhten Bedarf. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, sofern der Patient die Ernährung darauf abstimmt. Um Verdauungsproblemen vorzubeugen, raten Ärzte von sehr fettigen Lebensmitteln und übergroßen Portionen ab.

> Lesen Sie hier mehr zum Thema Gallenblasenentzündung

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