Kompakt: Bipolare Störung

Bipolare Störung

Inhaltsverzeichnis

Himmelhochjauchzend – zu Tode betrübt: Wer unter einer bipolaren Störung leidet, schwankt zwischen beiden Extremen hin und her. Lesen Sie hier, was Betroffene und Angehörige über diese psychische Krankheit wissen müssen.

Was ist eine bipolare Störung?

Stimmungsschwankungen kennt wahrscheinlich jeder: An manchen Tagen fühlen wir uns glücklich und sind voller Tatendrang. Und dann gibt es Tage, da würden wir am liebsten im Bett bleiben. So weit, so normal. Bei Menschen, die an einer bipolaren Störung leiden, sind beide Phasen deutlich länger und stärker ausgeprägt als bei Gesunden. Sie fallen ohne erkennbaren Grund von einem Extrem ins nächste.

Bei einer bipolaren Störung handelt es sich um eine schwere, chronisch verlaufende psychische Krankheit. Die Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch wechselnde manische und depressive Episoden – das sind die beiden entgegengesetzten Pole, die der Erkrankung ihren Namen gaben. Weitere Bezeichnungen sind „bipolare affektive Störung“ und „manisch-depressive Erkrankung“. In Deutschland leiden Schätzungen zufolge ein bis drei Prozent der Bevölkerung daran. Betroffen sind Angehörige aller sozialen Schichten sowie beider Geschlechter. Auffällig ist, dass überdurchschnittlich viele kreative Menschen erkranken. Die ersten Anzeichen lassen sich typischerweise zwischen 18 und Anfang 20 beobachten. Allerdings dauert es meist mehrere Jahre, bis die Diagnose „bipolare Störung“ (ICD-10 F31) gestellt wird.

Was sind die Ursachen einer bipolaren Störung?

Wie eine bipolare Störung entsteht, ist noch nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass hinter der Persönlichkeitsstörung eine Hirnerkrankung steckt, bei der wichtige Botenstoffe wie Dopamin und Noradrenalin nicht richtig funktionieren. Untersuchungen an Patienten, die sich mitten in einer Krankheitsepisode befanden, haben eine veränderte Aktivität im limbischen System des Gehirns gezeigt, das für das Verarbeiten von Gefühlen verantwortlich ist. Wahrscheinlich spielen auch genetische Komponenten eine Rolle: Es wird aber wohl nicht die manisch-depressive Erkrankung selbst vererbt, sondern lediglich die Anfälligkeit dafür.

Traumatische oder belastende Erlebnisse, auch zurückliegende Erfahrungen aus der Kindheit, und sogar die Jahreszeit können Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf einer bipolaren Störung nehmen: Laut Statistik treten manische Phasen verstärkt im Sommer, depressive Phasen eher im Herbst und Winter auf. Der Grund hierfür ist vermutlich das Licht und seine Rolle beim Serotonin-Stoffwechsel des Körpers. Frühwarnzeichen, die eine Manie ankündigen können, sind beispielsweise ein geringeres Schlafbedürfnis, Unruhe, gesteigertes sexuelles Interesse und überraschend gute Laune. Umgekehrt können eine gedrückte Stimmung, die Vernachlässigung alltäglicher Pflichten und körperliche Beschwerden wie Bauch- und Kopfschmerzen eine Verschiebung in Richtung Depression bedeuten.

Was sind die Symptome?

Woran erkennt man nun eine manisch-depressive Erkrankung? Die Symptome einer bipolaren Störung umfassen immer Merkmale beider Extreme – Manie und Depression. Während einer manischen Phase erleben die Betroffenen ein energiegeladenes Hochgefühl, sie sind sprunghaft, mitunter sogar gereizt, und neigen zur Selbstüberschätzung. Wenn diese Episode länger als eine Woche anhält und die Lebensführung des Patienten deutlich beeinträchtigt, spricht man von einer Manie. Unbehandelt kann sie bis zu einem Jahr andauern. Ist die Manie stark ausgeprägt, können Symptome einer Psychose hinzukommen, beispielsweise Verfolgungswahn.

Zum Verlauf einer bipolaren Störung gehört, dass auf dieses himmelhochjauchzende Gefühl ein zu Tode betrübtes folgt – entweder direkt im Anschluss oder später als einzelne Episode. Typisch für eine depressive Phase sind Antriebsmangel, Interessensverlust und ein gestörtes Selbstwertgefühl. Darüber hinaus gibt es Mischzustände aus Manie und Depression, die für die Erkrankten nur schwer zu ertragen sind. Die Suizidgefahr ist dann besonders hoch.

Bipolare Störung 1

Wie erkennt der Arzt eine bipolare Störung?

Die Diagnose erfolgt durch einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, der den Patienten zunächst ausführlich befragt und im Idealfall nahe Angehörige hinzuzieht. Abgeklärt werden unter anderem aktuelle und vergangene Stimmungsschwankungen sowie die familiäre Veranlagung bezüglich Persönlichkeitsstörungen und anderen psychischen Krankheiten. Mitunter ist es schwer, die manisch-depressive Erkrankung von einer „unipolaren Depression“ zu unterscheiden, also von einer Depression ohne anschließende manische Episode. Denn die Symptome der Manie werden von den Betroffenen oft nicht als Krankheitsanzeichen gewertet.

Auf eine bipolare Störung weisen beispielsweise gesteigerter Appetit, Energieverlust und nicht zuletzt das Alter hin: Die Patienten sind in der Regel jünger als bei einer „normalen“ Depression, meist zwischen 16 und Anfang 20. Ob auch jüngere Kinder für die Diagnose „bipolare Störung“ infrage kommen, ist umstritten. Zusätzlich zur Befragung wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt, um andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen auszuschließen, etwa Schizophrenie, Demenz und Drogensucht.

Wie wird eine bipolare Störung behandelt?

Bei einer bipolaren Störung ist es wichtig, rechtzeitig mit der Therapie zu beginnen und die Behandlung konsequent und dauerhaft fortzuführen. Dadurch kann der Verlauf der Krankheit erheblich gebessert werden: Die einzelnen Episoden werden schwächer und weniger, die Symptome deutlich gemildert, die beschwerdefreie Zeit wird verlängert. Steckt der Patient aktuell in einer manischen oder depressiven Phase, greift die Akutbehandlung: Je nach Schwere und Ausprägung der Krankheitsepisode wird eine Strategie mit oder ohne Medikamente gewählt. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Lithiumsalze als Stimmungsstabilisatoren oder verschiedene Arzneien, um den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren. Gut zu wissen: Moderne Psychopharmaka sind in der Regel gut verträglich, Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme können unter ärztlicher Beobachtung vermieden werden. Die Medikamente sollten nie ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abgesetzt werden.

An die Akutbehandlung knüpft die Erhaltungs-Therapie an. Mit einer Mischung aus Psychotherapie, beispielsweise einer kognitiven Verhaltenstherapie, und geeigneten Medikamenten soll der Zustand des Patienten stabilisiert werden, um einen Rückfall zu verhindern. Ein weiterer Therapie-Baustein ist die Rückfall-Prophylaxe: Sobald sich die Stimmungslage normalisiert hat, gilt es, den Betroffenen wieder in sein privates, soziales und berufliches Umfeld einzugliedern. Patienten sollen lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen und etwaige Anzeichen für eine manische oder depressive Phase frühzeitig zu erkennen. Alle drei Behandlungsphasen können durch Ergotherapie und/oder alternative Heilmethoden unterstützt werden.

Wie kann ich einer bipolaren Störung vorbeugen?

Da noch nicht vollständig geklärt ist, wie bipolare Störungen entstehen, kann man dieser Krankheit nicht gezielt vorbeugen. Allerdings können Betroffene den Verlauf günstig beeinflussen und erneute manische bzw. depressive Phasen hinauszögern oder sogar ganz verhindern. Menschen mit einer erhöhten Anfälligkeit für psychische Krankheiten können versuchen, das Risiko für einen Ausbruch zu minimieren.

Wichtig ist in jedem Fall, rechtzeitig einen Arzt und/oder einen Psychotherapeuten aufzusuchen, um Krankheitsepisoden frühzeitig zu erkennen und einzudämmen. Verordnete Medikamente müssen regelmäßig eingenommen werden – und zwar auch dann, wenn bereits eine Besserung eingetreten ist. Entspannungstechniken wie Yoga und autogenes Training können ebenfalls dazu beitragen, die Stimmung zu stabilisieren. Wichtig: Patienten sollten ihren Partner, die Familie und enge Freunde über ihre Erkrankung informieren, damit diese auf plötzliche Verhaltens- oder Stimmungsänderungen hinweisen können.

Bipolare Störung 5

Wie sind die Heilungschancen?

Eine bipolare Störung ist eine chronische Erkrankung, für die es keine Heilung im eigentlichen Sinne gibt. Betroffene müssen sich einer lebenslangen Behandlung unterziehen – dann ist eine spürbare Steigerung der Lebensqualität möglich. Wer sich gezielt mit seiner manisch-depressiven Erkrankung auseinandersetzt, kann eine weitgehende Symptomfreiheit erreichen, bei der die einzelnen Krankheitsepisoden seltener und schwächer werden. Dazu gehört in der Regel eine geeignete Medikation mit gleichzeitiger Psychotherapie.

> Schizophrenie: Ursachen und  Symptome

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