Fast jede Frau hat Sex schon einmal als unangenehm empfunden. Etwa zehn Prozent bereitet Geschlechtsverkehr sogar regelmäßig so schlimme Schmerzen, dass ihnen die Lust darauf ganz vergeht. Warum wird das Liebesspiel auf einmal zur körperlichen Tortur? Die häufigsten Ursachen im Überblick.
Über Schmerzen beim Sex spricht man nicht – schon gar nicht mit seinem Partner. Zu groß ist die Scham. Förderlich ist das keineswegs. Denn Schweigen führt in den meisten Fällen geradewegs in die Beziehungskrise. Der eine verliert vor Schmerz die Lust. Der andere versteht nicht, was los ist, und sucht die Schuld im Zweifel bei sich.
Das Wichtigste also vorweg: Wer beim Sex Schmerzen verspürt, sollte offen darüber reden – vor allem mit dem Partner, um Missverständnisse gleich auszuräumen. Aber auch mit dem Arzt, um abzuklären, was hinter dem Sexualschmerz steckt.
Eher ein Frauenproblem
Unabhängig davon, wie sich Schmerzen beim Sex äußern, wie stark ausgeprägt sie sind und was dahintersteckt, Mediziner sprechen immer von Dyspareunie. Dabei kann es sich um Brennen, Jucken, Stechen oder um Krämpfe handeln – die Schmerzen sind vielfältig. Dyspareunie wird darum auch recht allgemein definiert: als Missempfinden während oder nach dem Geschlechtsverkehr.
Sexualschmerz tritt bei beiden Geschlechtern auf. Verlässliche Zahlen gibt es zwar nicht, aber Schätzungen zufolge leiden Frauen wesentlich häufiger darunter: Experten vermuten, dass etwa zehn bis 20 Prozent aller Frauen betroffen sind.
Die Ursachen für Schmerzen beim Sex können organischer Natur oder psychischen Ursprungs sein. Häufig aber bedingen sich Kopf und Körper irgendwann gegenseitig: Sie leidet beim Koitus, das löst Angst vor dem nächsten Mal aus, Bauch- und Beckenmuskulatur verkrampfen, erneute Schmerzen sind vorprogrammiert. Die gute Nachricht: Es gibt Wege, die aus dem Teufelskreis führen.

Häufige Ursachen für Schmerzen beim Sex
Wer die Auslöser kennt, kann in den meisten Fällen auch etwas gegen Schmerzen beim Sex unternehmen und den Geschlechtsverkehr bald wieder als schön empfinden. Vor allem körperliche Ursachen lassen sich relativ gut und schnell in den Griff bekommen.
Infektionen und Entzündungen
In vielen Fällen ist eine Harnwegsinfektion schuld an den Schmerzen. Heilt die nicht von allein aus, kann den Bakterien medikamentös Einhalt geboten werden.
Auch Infektionen mit Pilzen (Vaginalmykose) oder Viren (Genitalherpes oder -warzen) kommen infrage. Durch sie sind bestimmte Areale der Scheide so sehr gereizt, dass diese empfindlich auf Berührung reagieren. In den Fällen können lokal aufgetragene Salben helfen, die entweder antimykotisch oder antiviral wirken.
Verletzungen der Klitoris (Schnittwunden, Operationen) und Entzündungen spezieller Drüsen am Scheideneingang (Bartholinitis), der Eierstöcke oder der Eileiter etwa, verursachen ebenfalls häufig Schmerzen.
Scheidentrockenheit (Lubrikationsstörung)
Mangelt es an Scheidenflüssigkeit, wird Sex zur Zerreißprobe. Wenn der Penis in die trockene Scheide eindringt, kommt es leicht zu winzigen Verletzungen, die sich entzünden können. Klar tut das weh. Mögliche Gründe sind: fehlende Erregung, Hormonumstellung in oder Östrogenmangel nach den Wechseljahren oder psychische Probleme.
Endometriose
Infolge der Erkrankung wächst Gebärmutterschleimhaut in benachbarte Organe, wie Eierstöcken oder Blase zum Beispiel. Diese Wucherungen sind zwar gutartig, aber äußerst schmerzhaft – auch beim Sex. Die Gewebeherde können hormonell behandelt oder operativ entfernt werden.
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Narben und Verwachsungen
Alte, eigentlich verheilte Verletzungen können bei bestimmten Sexpositionen ebenso wehtun. Zu solchen Gewebeschäden kommt es mitunter durch eine Geburt (mit Dammriss), Geschlechtskrankheit oder Operationen.
Lichen sclerosus
Die chronisch-entzündliche Hautkrankheit tritt vorrangig genital auf. Typische Symptome sind: Brennen und Juckreiz. Außerdem verhornt die Haut stark, Schamlippen und Klitoris schrumpfen zusammen. Die Scheidenöffnung ist jetzt viel enger, weshalb der Koitus Schmerzen bereitet. Lichen sclerosus ist (noch) nicht heilbar, die Symptome lassen sich mit kortisonhaltigen Präparaten aber in Schach halten. Einen verengten Scheideneingang kann der Arzt unter Umständen operativ vergrößern.
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Stress, Beziehungsprobleme, Depression, Missbraucherfahrungen
Seelische Anspannung kann sich auf die Unterleibsmuskulatur auswirken. Sie verkrampft und verleidet Frauen so die Freude am Sex. Psychisch bedingte Schmerzen erfordern meist eine langwierigere Therapie als körperlich hervorgerufene, aber auch sie sind therapierbar. Psychotherapeuten oder Psychologen sind für Betroffene geeignete Ansprechpartner.