Kartoffeln könnten noch weitaus gesünder sein als gedacht: Sie schützen vielleicht sogar vor Darmkrebs – allerdings nur die lila Knollen.
Kohlenhydrate in Form von Stärke, Eiweiße, Mineralien, Ballaststoffe – Kartoffeln gelten als sehr gesunde Knollen. Jetzt fanden Forscher des Penn State Hershey Cancer Instituts heraus, dass Kartoffeln vor Darmkrebs schützen. Sie enthielten Substanzen, die sogar den Stammzellen bei Darmkrebs zu Leibe rückten und damit der Verbreitung von Darmkrebs entgegenwirkten, so die Wissenschaftler.
Darmkrebs – Kartoffelextrakt attackiert Krebszellen
Sie testeten die Wirkung eines Extrakts aus gekochten Kartoffeln an Darmkrebszellen in der Petrischale. Der Grund war, dass viele Menschen Kartoffeln so zubereiten. Ergebnis: Die lila Knollen unterdrückten das Tumorwachstum, ließen die Krebszellen absterben und verhinderten sogar die Ausbreitung der Krebsstammzellen. Diese zu attackieren sei ein effektives Mittel im Kampf gegen Darmkrebs, erklärt Jairam K.P. Vanamala. „Wir können Krebsstammzellen mit den Wurzeln eines Unkrauts vergleichen“, so der Forscher. „Wir schneiden das Unkraut ab, aber solange die Wurzeln noch vorhanden sind, beginnt es irgendwann wieder zu wachsen.“ Genauso könne der Krebs weiter wachsen und in andere Organe streuen.
In einem weiteren Versuch testeten die Forscher den Extrakt aus den violetten Kartoffeln an Mäusen, die unter Darmkrebs litten. Auch hier zeigten sich ähnliche Effekte wie in der Petrischale auf das Wachstum und die Ausbreitung von Darmkrebs.
Verschiedene Stoffe als Darmkrebs-Schutz
Den Forschern zufolge gibt es möglicherweise verschiedene Substanzen in den Kartoffeln, die zusammenwirken und so die Krebsstammzellen angreifen. Beispiele seien Anthocyane, Clorogensäure und resistente Stärke – diese ist durch menschliche Verdauungsenzyme nicht abbaubar. Studien hätten ergeben, dass die resistente Stärke als Nahrungsquelle für die Bakterien der Darmflora dienen könne. „Die Mikroorganismen können sie in gesunde kurzkettige Fettsäuren wie etwa die Buttersäure umwandeln“, erklärt Vanamala. Diese beeinflusse das Immunsystem im Magen-Darm-Trakt, unterdrücke chronische Entzündungsprozesse und trage dazu bei, dass sich Darmkrebszellen selbst zerstören.
Darmkrebs – bunt schützt besser
Auch die Stoffe, die Kartoffeln und anderen Obst- und Gemüsesorten ihre Farbe verleihen, könnten das Krebswachstum bremsen. Wer verschiedenfarbiges Gemüse und nicht nur eine Sorte isst, konsumiere Tausende von Substanzen, die auf verschiedenen Wegen das Wachstum der Krebsstammzellen unterbinden. „Krebs ist komplex – mit nur einer Kugel darauf zu zielen, reicht bei vielen Krebsarten nicht“, sagt Vanamala.
Jetzt wollen die Forscher die violetten Knollen an Menschen und bei anderen Krebsarten testen. Nahrungsmittel könnten eine gesündere Strategie mit wenigen Nebenwirkungen zu Krebsprävention sein. Menschen müssten aber nicht gleich Kartoffelberge essen, um Effekte zu erzielen, sagen die Forscher. Eine große lila Kartoffel pro Tag entspreche der Menge an Substanzen, welche die Mäuse aufgenommen hatten.
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Quelle:
- Charepalli V. et al.: Anthocyanin-containing purple-fleshed potatoes suppress colon tumorigenesis via elimination of colon cancer stem cells. The Journal of Nutritional Biochemistry (2015). DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.jnutbio.2015.08.005