Es brennt, kribbelt, juckt. Wenn die Beine keine Ruhe geben und nur Bewegung Linderung verschafft, spricht man von Restless Legs. Was die Erkrankung auslöst, ist noch nicht ganz geklärt. Dennoch lassen sich die Symptome meist gut behandeln.
Mit den Füßen wackeln, hin und her laufen, die Beine ausschütteln – wer unter Restless Legs (auch: Restless Legs Syndrom, kurz: RLS) leidet, hilft sich selbst so am besten. Denn nur Bewegung lindert die lästigen Symptome dieser Erkrankung. Doch das auch nur vorübergehend. Denn kaum kommen die Beine wieder zur Ruhe, treten die typischen Symptome erneut auf: beißendes Kribbeln, schmerzhaftes Ziehen oder sogar Brennen. Die Lebensqualität, insbesondere die Nachtruhe der Betroffenen, leidet.
Was sind Restless Legs?
Das Restless Legs Syndrom ist eine weit verbreitete, neurologische Erkrankung, die sich durch Kribbeln, Ziehen und Brennen in den Beinen (und manchmal auch Händen) bemerkbar macht und als Folge einen zwanghaften Bewegungsdrang auslöst (restless legs: englisch für „ruhelose Beine“).
Etwa fünf bis zehn Prozent der Deutschen leiden unter Restless Legs, 80 Prozent davon haben aber nur leichte Beschwerden. Da das Syndrom vor allem abends und nachts akut wird, stört es die Nachtruhe der Betroffenen erheblich. Durch den Schlafmangel kann es zu Folgeerkrankungen kommen.
Was sind die Ursachen der Erkrankung?
Was das Syndrom genau verursacht, ist noch unklar. Fest steht: Mit einer psychologischen Störung hat es nichts zu tun. Man geht davon aus, dass eine Funktionsstörung im Zentralen Nervensystem die Symptome auslöst. Als sicher gilt, dass die Erkrankung in einigen Fällen erblich ist. Schwere Fälle von RLS treten in einigen Familien gehäuft auf.
Doch nicht bei allen Ausprägungen des Syndroms sind die Gene ein zentraler Faktor. Man unterscheidet darum zwei Arten von Restless Legs:
Idiopathisches (primäres) Restless Legs Syndrom
Idiopathisch werden Krankheiten genannt, für die keine Ursache gefunden werden kann. Man geht davon aus, dass das idiopathische Restless Legs Syndrom in der Hälfte der Fälle erblich ist. Dann treten die Beschwerden bereits vor dem 30. Geburtstag auf und steigern sich im Laufe der Jahre.
Tritt das Syndrom sporadisch erst nach dem dritten Lebensjahrzehnt auf, liegen nicht-erbliche Ursachen zugrunde, die jedoch noch erforscht werden müssen.
Sekundäres Restless Legs Syndrom
Als sekundär wird das Syndrom bezeichnet, wenn es als Begleiterscheinung einer Erkrankung oder eines körperlichen Zustandes auftritt. Weil zum Beispiel Eisenmangel die Beschwerden auslösen kann, leiden schwangere Frauen häufig an RLS. Auch eine eingeschränkte Nierenfunktion (Fachbegriff: Niereninsuffizienz) kommt als Auslöser in Frage. Weitere Erkrankungen, die ein sekundäres RLS auslösen können, sind Schilddrüsenfunktionsstörungen, Rheumatoide Arthritis oder Stoffwechselstörungen.
Die sekundäre Form der Restless Legs kann auch eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente sein, zum Beispiel von Antidepressiva, Neuroleptika oder Hormonen.
Welche Symptome treten auf?
Restless Legs machen sich nur bemerkbar, wenn die Betroffenen ruhig sitzen oder liegen. Dann empfinden sie …
• unangenehmes Kribbeln, Ziehen oder Brennen in den Beinen (und Armen)
• ein zwanghaftes Bedürfnis, die Beine zu bewegen
• unwillkürliche Bewegungen der Beine in regelmäßigen, kurzen Abständen
Typisch für Restless Legs: Werden die Beine bewegt (Wackeln, Laufen …), lassen die akuten Beschwerden nach, kehren aber kurz darauf wieder. Dadurch entsteht ein zwanghafter Bewegungsdrang. Außerdem treten die Symptome häufig zur gleichen Tageszeit, vor allem abends und nachts, auf.
Als Folgen der Symptome schlafen die Betroffenen häufig schlecht und sind tagsüber müde.
Schmerzhaftes Brennen und Kribbeln: Typisch für Restless Legs. (c) Colourbox
Wie erkennt der Arzt Restless Legs?
Facharzt für das Syndrom ist der Neurologe. Aber auch der Hausarzt ist eine gute erste Anlaufstelle.
Grundlage der Diagnose sind vor allem die (subjektiven) Aussagen der Betroffenen – weniger körperliche Befunde, die objektiv feststellbar sind. Nach einem ausführlichen Patientengespräch (Anamnese) erleichtert der sogenannte Restless-Legs-Syndrom-Index dem Arzt die Diagnose. Dabei handelt es sich um eine standardisierte Befragung, die die wichtigsten Kriterien (Schlafstörungen, familiäre Häufung der Erkrankung …) berücksichtigt.
In den Index fließt auch mit ein, ob der Patient auf einen Test mit dem Botenstoff L-Dopa anspricht. Das Testergebnis sowie die Antworten des Patienten werden nach einem festgelegten Punkteschema bewertet. Liegt der Endwert über 12 und trifft gleichzeitig mindestens ein objektives Kriterium zu (z.B. positiver L-Dopa Test), dann lautet die Diagnose RLS.
Das Problem dabei: Die Betroffenen können ihre Beschwerden meist nur schlecht beschreiben. Außerdem empfinden sie Schmerzen oder Krämpfe häufig als besonders schwerwiegend und schreiben ihnen im Gespräch mit dem Arzt mehr Gewicht zu als anderen Beschwerden (zum Beispiel Bewegungsunruhe).
Um die Sicherheit der Diagnose zu erhöhen, kann der Arzt weitere Untersuchungen vorschlagen – zum Beispiel neurologische Analysen der Muskeln oder eine Beobachtung in einem Schlaflabor.
Steht die Diagnose, muss abgeklärt werden, ob es sich um idiopathisches (primäres) oder sekundäres RLS handelt. Das geschieht in der Regel durch weitere neurologische Untersuchungen, Laboruntersuchungen oder eine Begleitmedikation.
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Wie lässt sich die Erkrankung behandeln?
Ziel der Therapie ist es, die unangenehmen Empfindungen dauerhaft zu unterdrücken. Bei einem primären RLS ist die Behandlung erster Wahl die Gabe von sogenannten dopaminergen Substanzen (auch: Dopaminergika). Das sind Wirkstoffe, die die Rezeptoren des körpereigenen Botenstoffes Dopamin beeinflussen. Dopamin steuert viele Prozesse im Körper, unter anderem die Motorik.
Als Wirkstoff werden Dopamin-Vorstufen verabreicht. In Deutschland zugelassen sind unter anderem Levodopa, Pramipexol, Roprinol oder Rotigotin. Eine niedrige Tagesdosis reicht in der Regel aus, um die Beschwerden gut in den Griff zu bekommen. Allerdings geht mit Dopaminergika das Risiko einher, dass der Patient ein Suchtverhalten (Esssucht, Sexsucht, Spielsucht …) entwickelt.
Für Patienten mit schweren Symptomen empfehlen Experten sogenannte Dopaminagonisten. Betroffene, die auf Dopaminergika nicht (mehr) ansprechen, können unter Umständen auf Opiode zurückgreifen, die speziell für die Behandlung von RLS zugelassen wurden.
Bei einem sekundären, erworbenen RLS steht die Behandlung der Grunderkrankung (zum Beispiel Rheuma) im Vordergrund. Für den Fall, dass das RLS als Nebenwirkung eines Medikamentes auftritt, sollte mit dem Arzt über Behandlungsalternativen oder das Absetzen des Mittels gesprochen werden.
Wie kann man die Erkrankung vorbeugen?
Da die Ursachen für Restless Legs nicht völlig geklärt sind und die Erkrankung unter Umständen vererbt wurde, ist es schwierig, ihr vorzubeugen. Prävention bedeutet also vor allem, bekannte Risikofaktoren zu erkennen und – wenn möglich – abzustellen. Als solche gelten unter anderem:
- Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum
- zu wenig Bewegung
- die Einnahme bestimmter Medikamente
- zu viel Koffein
- zu viel Stress
Wie gut sind die Heilungschancen?
Beseitigt man die Auslöser des sekundären RLS, gehen die Symptome normalerweise vollständig zurück und man kann von einer vollständigen Heilung sprechen. Primäres RLS lässt sich nicht heilen – schließlich ist seine Ursache nicht feststellbar. Die gute Nachricht: Mit der passenden Therapie lassen sich auch schwerwiegende Symptome so gut in den Griff bekommen, dass ein beschwerdefreies Leben möglich ist.
