Wenn Übergewicht zur krankhaften Fettsucht wird, spricht man von Adipositas. Während ein paar Kilos zu viel auf der Waage noch nicht dramatisch sind, können sehr viele überflüssige Pfunde zu schwerwiegenden Schäden der Gesundheit führen. Dann ist Abnehmen dringend notwendig.
Was ist Adipositas?
Im Volksmund wird Adipositas als Fettsucht oder Fettleibigkeit bezeichnet. Sie gilt in Deutschland nicht als Erkrankung, sondern als Körperzustand, der die Gesundheit beeinträchtigt. Dabei sammelt sich im Körper mehr Fettgewebe an als normal wäre. Fast jeder zweite Erwachsene unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft leidet unter Übergewicht. Sogar jeder fünfte gilt als adipös. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft geht von derzeit 16 Millionen Betroffenen allein in Deutschland aus. Auch immer mehr Kinder wiegen mehr, als gesund für sie wäre.

Doch ab wann wird Wohlfühlspeck zum Gesundheitsrisiko? Entscheidend ist der BMI-Wert, also der Body-Mass-Index, der das Körpergewicht in Relation zur Größe stellt. Liegt der Wert nach Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über 30, ist dringend Abnehmen durch mehr Bewegung und eine Ernährungsumstellung angeraten. Denn dann ist das Übergewicht krankhaft geworden und droht, weitere Erkrankungen auszulösen.
Auch auf unserer Seite gibt es einen BMI-Rechner, der nach dem Eintragen der Daten direkt das Ergebnis anzeigen. Klappt aber auch mit einem simplen Taschenrechner: Die Formel lautet Körpergewicht in kg geteilt durch die Körpergröße in m zum Quadrat – z.B.: 85 (kg) / 1,80² (m). Der daraus resultierende Wert wird abgestuft in:
- BMI 18,5 bis 24,9: Normalgewicht
- BMI 25 bis 29,9: Übergewicht
- BMI 30 bis 34,9: Adipositas, Grad I
- BMI-Wert 35 bis 39,9: Adipositas Grad II
- BMI-Wert über 40: extreme Adipositas Grad III
Noch wichtiger für die Einstufung des Gesundheitsrisikos ist jedoch die Verteilung des Körperfetts. Vor allem ein Bauchumfang von über 102 cm bei Männern gilt als höchst ungesund. Der sogenannte „Apfeltyp“ hat demzufolge ein erhöhtes Risiko, eine Folgeerkrankung zu bekommen. Der „Birnentyp“ ist bei Frauen eher verbreitet: wegen der verstärkten Fettansammlung an Hüften und Oberschenkeln. 88 cm ist in der Damenwelt ein bedenklicher Bauchumfang.
Was sind die Ursachen für Adipositas?
Fast jeder weiß: Zu wenig Bewegung und zu viel Essen bzw. eine zu kalorienreiche Ernährung führen zu Übergewicht. Die Verlockungen lauern in jedem Supermarktregal. Wer da nicht rechtzeitig mit körperlicher Aktivität und Sport gegensteuert, bekommt bald die Quittung auf der Waage. Doch um in die Fettsucht abzudriften, braucht es meist noch weitere Faktoren:
- Falsche Ernährung
Zu viel Fett, zu viel Zucker: Fertigprodukte, Softdrinks, Alkohol, Süßigkeiten und Chips stecken voller Kalorien, die sich bei übermäßigem Verzehr nicht nur verheerend auf das Körpergewicht auswirken.
- Zu wenig Bewegung
Den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen, jeden Meter mit dem Auto fahren, stundenlang auf der Couch vor dem Fernseher hängen – ein träger Lebensstil baut wenig Energie ab und stattdessen Fettpölsterchen auf.
- Psychische Probleme
Viele Betroffene leiden unter psychischen Problemen, die oft schon in der Kindheit begonnen haben. Auch Trauer, Liebeskummer, Stress und Frust werden häufig durch Essen kompensiert, Süßigkeiten zum besten Freund.
- Genetische Veranlagung
Die genetische Veranlagung spielt ebenfalls eine Rolle. Waren die Eltern und Großeltern bereits übergewichtig, kann die Anlage zur Fettleibigkeit vererbt sein.
- Medikamente
Bestimmte Medikamente können die unerwünschte Nebenwirkung haben, den Appetit anzuregen oder vermehrt Wasser einzulagern und so zu Übergewicht führen (z.B. Betablocker, Antidepressiva, Antihistaminika).
- Andere Erkrankungen
In sehr seltenen Fällen sind andere Erkrankungen für Adipositas verantwortlich, z.B. Essstörungen, genetische oder hormonelle Probleme.
Was sind die Symptome?
Ganz abgesehen vom zu hohen Körpergewicht, das sich bei jeder Bewegung bemerkbar macht, leiden Betroffene unter …
- schneller Erschöpfung
- Sodbrennen
- fehlender Ausdauer
- starkem Schwitzen
- Kurzatmigkeit
- eingeschränkter Beweglichkeit
- Schmerzen an Gelenken und der Wirbelsäule
- mangelndem Selbstbewusstsein/psychischen Problemen
Welche Folgen hat Adipositas?
Fettleibige klagen meist durch ihre Bewegungsunfähigkeit über eine verminderte Lebensqualität. Es gibt außerdem eine Reihe schwerwiegender Erkrankungen, die durch das extreme Übergewicht begünstigt werden:
- Bluthochdruck
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 2)
- Fettleber
- Erkrankungen der Herzgefäße
- Verkalkung der Arterien
- Krampfadern
- Schlaganfall
- Schäden des Bewegungsapparats, vor allem der Gelenke wie etwa Kniearthrose
- Schlafapnoe-Syndrom (Atmungsaussetzer während des Schlafens)
- Psychische Erkrankungen, Depression
- Unfruchtbarkeit, Potenzstörungen
- Krebs
Wie erkennt der Arzt Adipositas?
Das Übergewicht eines Patienten lässt sich schwer verheimlichen und ist auf den ersten Blick sichtbar. Die Aufgabe des Arztes ist es, die weiteren Symptome zu erfragen und die Gründe für die Gewichtszunahme herauszufinden. BMI und die Messung des Bauchumfangs zeigen an, ob das Übergewicht bereits zur Fettleibigkeit und somit zum Risikofaktor geworden ist.
Durch die Untersuchung der Blutwerte stellt der Arzt außerdem fest, ob Folgeerkrankungen bereits existieren oder bald zu befürchten sind. Hormonelle Probleme können dabei ebenfalls erkannt oder ausgeschlossen werden. Meist wird der allgemeine Fitness-Zustand durch ein Belastungs-EKG getestet. Bei Luftnot können kardiologische Untersuchungen wie ein Ultraschall des Herzens nötig sein.
Wie lässt sich Adipositas behandeln?
Es gibt eine einfache Formel: Wer mehr Kalorien verbraucht, als er zu sich nimmt, nimmt ab. Die beiden wichtigsten Faktoren im Kampf gegen die Fettsucht sind also eine Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung.

So schwer es auch sein mag: Die einzige Möglichkeit, gegen Adipositas vorzugehen, ist abzunehmen. Und das am besten nicht durch irgendwelche Blitz-Diäten, die einen schnellen Gewichtsverlust innerhalb kurzer Zeit versprechen. Denn oft kommen die Kilos schneller wieder zurück, als einem lieb ist. Um den verhassten Jojo-Effekt zu vermeiden, ist eine komplette Umstellung der Essgewohnheiten und der Verhaltensmuster notwendig. Nur so kann langfristig und nachhaltig ein gesunder Lebensstil eingehalten werden:
- Ausgewogene, kalorienreduzierte Ernährung
Keine verarbeiteten Lebensmittel und Fertigprodukte mehr! Dafür landen frisch gekochte Mahlzeiten auf dem Tisch, möglichst frei von Zucker und ungesunden Fetten. Der Arzt oder Ernährungsberater stellt gerne einen Ernährungsplan für ausgewogene Mahlzeiten zusammen.
- Mehr Bewegung
Um den Energieverbrauch zu erhöhen, hilft tägliche Bewegung von mindestens einer halben Stunde. Schonende Ausdauersportarten wie Walken, Joggen, Radfahren oder Schwimmen eignen sich besonders gut. Mehr Bewegung lässt sich auch im Alltag einbauen: Treppensteigen statt Aufzug, mit dem Rad fahren statt mit dem Auto, kleine Spaziergänge zwischendurch.
- Begleitende Therapie
Um die Ursachen für das übermäßige Essen herauszufinden, eignet sich meist eine Therapie oder eine Adipositas-Kur. So können Verhaltensmuster analysiert und verändert werden.
- Medikamente
Die Einnahme von Medikamenten wie Appetitzüglern sollte ausschließlich unter ärztlicher Kontrolle und nur in Ausnahmefällen stattfinden.
- Operativer Eingriff
In besonders schweren Fällen ab einem BMI von über 35 und wenn alle herkömmliche Maßnahmen zur Gewichtsreduktion nicht erfolgreich waren, kann ein operativer Eingriff helfen. Stichwort: Magenverkleinerung (Magenbypass). Doch auch hier gilt: Für einen langanhaltenden Effekt müssen die Ernährung dauerhaft umgestellt und das Bewegungspensum erhöht werden.
Am wichtigsten ist in jedem Fall, dass der Betroffene motiviert und bereit ist, sein Leben zu ändern. Die Fettleibigkeit verschwindet nicht von heute auf morgen. Viel Geduld und Konsequenz sind nötig, die alten Gewohnheiten abzulegen und neue anzunehmen. Je mehr Familie und Freunde die Betroffenen dabei unterstützen, umso leichter kommen sie an ihr Ziel.
>Vor- und Nachteile der Magenverkleinerung
Wie kann man Adipositas vorbeugen?
Wer erste Anzeichen in seinem Verhalten erkennt, kann sofort aktiv werden, um es gar nicht erst zur Adipositas kommen zu lassen. Der Grundstein zum Übergewicht wird oft schon im Kindesalter gelegt. Wer als Kind lieber daheim vor dem Fernseher gesessen hat, statt mit Freunden draußen zu spielen, wird auch als Erwachsener gerne auf der faulen Haut liegen. Eltern sollten ihren Kindern deshalb ein Vorbild sein und einen aktiven Lebensstil fördern.

Es ist auch für Sport-Muffel recht leicht, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen. Einfach öfter die Treppe statt den Aufzug benutzen, mit dem Fahrrad zum Einkaufen fahren statt mit dem Auto, kleine Spaziergänge einbauen. Eine kleine Runde an der frischen Luft hilft außerdem gegen Stress und Frust und ersetzt den Griff zum Schokoriegel.
Fertiggerichte sollten ohnehin komplett vom Speiseplan verschwinden. Dafür gibt es täglich frisches Gemüse, Obst und hochwertige Vollkornprodukte, Fleisch und Fisch statt ungesunder Wurst. Wichtig ist, ein Bewusstsein für Nahrungsmittel und deren Wirkung auf den Körper zu entwickeln.