Geschwollene Lymphknoten können viele Ursachen haben und sind häufig harmlos, doch in seltenen Fällen kann es sich dabei um das erste Anzeichen einer Krebserkrankung des lymphatischen Systems handeln. Im Volksmund spricht man von Lymphdrüsenkrebs, die offizielle Bezeichnung lautet jedoch Non-Hodgkin-Lymphom.
Was ist ein Non-Hodgkin-Lymphom?
Unter dem Begriff Non-Hodgkin-Lymphom werden mehrere Krebserkrankungen zusammengefasst, die Ihren Ursprung im lymphatischen System haben. Es entsteht hierbei ein bösartiger (maligner) Tumor im Lymphgewebe.
Von dort aus verteilt er sich und kann schließlich überall dort im Körper auftreten, wo sich die Lymphe befinden (Knochenmark, Thymus, Milz, Lymphknoten, Mandeln, Lymphgewebe im Verdauungstrakt). Am häufigsten tritt der Tumor jedoch in den Lymphknoten auf. Das erste und wichtigste Anzeichen des Non-Hodgkin-Lymphoms ist eine schmerzlose Lymphknotenschwellung an den Seiten des Halses oder der Leistengegend.
Im Unterschied zum Hodgkin-Lymphom sind im betroffenen Gewebe jedoch keine typischen Hodgkin-Krebszellen nachweisbar.
Was sind die Ursachen des Non-Hodgkin-Lymphoms?
Die Ursache des Non-Hodgkin-Lymphoms liegt im lymphatischen System. Dabei handelt es sich um die Lymphbahnen und die lymphatischen Organe, wie etwa die Lymphknoten.
Das lymphatische System
Das Lymphsystem dient dem Körper als Abwehrsystem gegen Krankheitserreger und Fremdkörper. Die Lymphozyten (gehören zu den Leukozyten) übernehmen dabei wichtige Aufgaben in der Immunabwehr, indem sie Antikörper produzieren und abnormales Gewebe zerstören.
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Im Fall eines Non-Hodgkin-Lymphoms mutieren die Lymphzellen aufgrund einer Veränderung im Erbmaterial der Zelle. Die Folge ist ein abnormales Wachstum (Zellteilung) und der Verlust der gesunden Funktionen der betroffenen Zelle. So breiten sich die Krebszellen im Körper aus und verdrängen nach und nach immer mehr gesunde Zellen.
Die Lymphozyten werden unterscheiden in B-Lymphozyten und T-Lymphozyten, wobei erstere die Antikörper produzieren und letztere Krankheitserreger angreifen. Die Lymphozytenarten können alleine oder beide von der Mutation betroffen sein. In 90 Prozent der Fälle sind es jedoch die B-Zellen, die mutieren.
In der Medizin wird auch der Schweregrad der Krankheit anhand der Zellteilgeschwindigkeit der entarteten Zellen unterschieden:
- Bei dem niedrig-malignen Non-Hodgkin-Lymphom ist die Krebsform weniger bösartig und der Verlauf ist langsam und anfangs symptomlos (70 Prozent der Non-Hodgkin-Lymphom-Fälle gehören zu diesem Typus).
- Beim hoch-malignen Non-Hodgkin-Lymphom teilen sich die Krebszellen besonders schnell und verdrängen aggressiv gesunde Zellen. Diese Form schreitet viel schneller voran und macht sich auch schneller durch Symptome bemerkbar.
Ursachen des Non-Hodgkin-Lymphoms
Die Entstehungsursache des Non-Hodgkin-Lymphoms ist noch nicht abschließend geklärt, jedoch kann die ungehemmte Vermehrung der Lymphozyten auf unterschiedliche Ursachen zurückgeführt werden. So wird von einer nicht vererbbaren, genetischen Veränderung der Chromosomen ausgegangen.
Immunschwäche- (HIV und AIDS) oder Autoimmunerkrankungen begünstigen das Entstehen der Krebsform, ebenso wie bestimmte virale Infektionen (besonders das Epstein-Barr-Virus und Herpesviren) und das Bakterium Helicobacter pylori. In den seltenen Fällen eines T-Zellen-Lymphoms kann die Infektion mit dem humanen T-Zell-Leukämievirus für den Krebs verantwortlich sein.
Auch radioaktive Strahlung, Kontakt mit chemischen Substanzen oder kanzerogenen Substanzen, Rauchen und hohes Alter können das Risiko der Entstehung der Erkrankung begünstigen.
Was sind die Symptome des Non-Hodgkin-Lymphoms?
Die Symptome unterschieden sich nach der Verlaufsform und dem Schweregrad der Erkrankung. Besonders im Frühstadium der Krankheit treten keine spezifischen Symptome auf und werden oft als Erkältungssymptome missdeutet. Charakteristisch ist jedoch das Anschwellen der Lymphknoten, welche nicht schmerzhaft und (im Gegensatz zu einer Schwellung aufgrund einer Infektionskrankheit) beim Abtasten nicht druckempfindlich sind.
Weitere Symptome, die auf ein Non-Hodgkin-Lymphom hindeuten (aber auch viele andere Gründe haben können) sind:
- Appetitlosigkeit
- Müdigkeit
- Übelkeit
- Fieber
- Nachtschweiß
- ungewollter Gewichtsverlust
Auch Magen-Darm-Beschwerden, depressive Verstimmung, Juckreiz, Hautveränderungen, und Anämie können zu den Symptomen gehören.

Besonders beim niedrig-malignen Non-Hodgkin-Lymphom machen sich durch den langsamen Verlauf lange keine Beschwerden bemerkbar, während beim hoch-malignen Verlauf deutlich schneller Symptome auftreten. Je nachdem welche Organe im fortgeschrittenen Stadium der Krebserkrankung betroffen sind, bemerken die erkrankten Personen entsprechende organspezifische Beschwerden (Kopfschmerzen, Bauchschmerzen etc).
Wie erkennt der Arzt ein Non-Hodgkin-Lymphom?
Wer befürchtet, an einem Non-Hodgkin-Lymphom erkrankt zu sein, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dieser fragt zunächst im Anamnesegespräch nach den Symptomen und tastet in der körperlichen Untersuchung geschwollene Lymphknoten ab. Auch eine veränderte Größe der Leber und der Milz kann durch Abtasten erkannt werden. Im Blutbild erkennt der Mediziner veränderte Leber- und Nierenwerte oder eine Anämie als Folge der Krankheit.
Um den Verdacht auf ein Non-Hodgkin-Lymphom verfestigen zu können, wird in der Lymphknoten- und Knochenmarksbiopsie Gewebe entnommen. So kann der Arzt das Lymphom einem Stadium zuordnen. Auch bildgebende Verfahren (Röntgenbilder, Ultraschalluntersuchung und eine Computertomografie) werden gerne eingesetzt, um das Stadium der Erkrankung erkennen zu können.
Eine immunhistochemische Blutuntersuchung zeigt schließlich, ob ein B- oder T-Zell-Lymphom vorliegt.
Zur Behandlung des NHL gibt es verschiedene Möglichkeiten. (c) jarun011 / Fotolia
Wie wird das Non-Hodgkin-Lymphom behandelt?
Der Therapieplan des Non-Hodgkin-Lymphoms wird entsprechend des Stadiums der Krankheit und des Alters und Allgemeinzustandes des Patienten erstellt. Häufig werden mehrere Therapiemethoden ergänzend angewendet.
Strahlentherapie
Die hoch-malignen Lymphome sprechen vorteilhafter als die niedrig-maligne Form auf die Behandlungen an. Letztere können deshalb häufig nur in den ersten beiden Stadien der Krankheit erfolgreich behandelt werden. In der Regel werden in der Strahlentherapie die betroffenen und angrenzenden Lymphknotenregionen mit hochenergetischen Röntgenstrahlen bestrahlt, um die Krebszellen abzutöten.
Chemotherapie
Durch eine Chemotherapie soll der Krankheitsverlauf verlangsamt und Symptomen vorgebeugt werden. Die erkrankte Person nimmt dazu sogenannte Zytostatika ein, welche die sich schneller als normal teilenden Zellen angreifen und abtöten. Oft wird eine Kombinations-Chemotherapie eingesetzt, bei der mehrere Medikamente nach einem festgelegten Zyklus eingenommen werden müssen.
In den fortgeschrittenen Stadien eines niedrig-malignen Lymphoms gilt es allerdings abzuwägen, da die zusätzliche Belastung durch die Chemotherapie häufig nicht in Relation zum Nutzen für den Patienten steht. Schließlich werden bei der Chemotherapie nicht nur die Krebszellen angegriffen, sondern auch gesunde.
Bei einem hoch-malignen Lymphom hingegen stehen die Heilungschancen durch eine Chemotherapie sehr gut. Im Gegensatz zu der milderen Verlaufsform machen sich hier schnell Beschwerden bemerkbar und es können entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Unbehandelt endet die hoch maligne Form jedoch schnell tödlich.
Immuntherapie
Die Immuntherapie soll das Immunsystem der erkrankten Person unterstützen. Der körpereigene Botenstoff „Interferon“ wird hierzu zusätzlich eingenommen und unterstützt das Immunsystem bei der Bekämpfung der Krebszellen.
Bei einer Immuntherapie kann es zu grippeähnlichen Beschwerden als Begleiterscheinung kommen.
Antikörpertherapie
Bei dieser Therapie werden Antikörper eingesetzt, die sich an die Tumorzelle anheften und bewirken sollen, dass das körpereigene Abwehrsystem die bösartigen Zellen erkennt und zerstört. Seit einigen Jahren werden die Wirkstoffe „Rituximab“ und „Alemtuzumab“ dafür eingesetzt.
Die Behandlung kann jedoch Nebenwirkungen wie ein erhöhtes Infektionsrisiko, Fieber, Schüttelfrost und Übelkeit auslösen. Zudem eignet sich die Antikörpertherapie nicht für jeden Erkrankten, daher testet der Arzt vor der Therapie individuell, ob diese Behandlung in Frage kommt.
Stammzelltransplantation
Da die Behandlung des Non-Hodgkin-Lymphoms das körpereigene Abwehrsystem und die Blutbildung stark schädigt, kann die Stammzelltherapie zusätzlich eingesetzt werden, um den Patienten wiederaufzubauen.
Dafür werden vor dem Beginn der Chemotherapie gesunde Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen, die ihm nach der Chemotherapie wieder intravenös verabreicht werden. Wenn sich ein geeigneter Spender findet, können auch fremde Stammzellen injiziert werden.
Chirurgische Therapie
In manchen Fällen kann eine operative Entfernung des Lymphoms vorgenommen werden. Ist das Lymphom noch klein und kann rückstandslos entfernt werden, ist dies eine sinnvolle Therapie. Ist das Non-Hodgkin-Lymphom jedoch schon weit fortgeschritten und hat sich im Körper verteilt, kommt die chirurgische Therapie nicht in Frage.
Alle Therapieformen haben teilweise heftige Begleiterscheinungen. Auftreten können: Blutarmut, ein geschwächtes Immunsystem, allgemeines Schwächegefühl, Übelkeit, Erbrechen oder auch allergische Reaktionen. Nach einer Chemotherapie leiden die Erkrankten unter Haarausfall und die Organe können geschädigt werden.
Welche Therapie auch gewählt wird, es ist in jedem Fall wichtig, eine gründliche Nachsorge und regelmäßige ärztliche Kontrollen einzuhalten, um ein Wiederauftreten der Krebserkrankung oder das Entstehen von Folgekrankheiten frühzeitig zu erkennen.
Wie kann ich dem Non-Hodgkin-Lymphom vorbeugen?
Dem Non-Hodgkin-Lymphom kann nicht vorgebeugt werden, da die Ursachen nicht endgültig geklärt sind. Allgemein senkt ein gesunder Lebensstil und eine gesunde Ernährung jedoch das Risiko, an jeglicher Form von Krebs zu erkranken. Gesundheitsschädigende Substanzen wie Nikotin (Rauchen), Drogen, Alkohol und giftige Chemikalien gilt es zu meiden.
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Wie sind die Heilungschancen eines Non-Hodgkin-Lymphoms?
Die Heilungschancen des Non-Hodgkin-Lymphom sind umso besser, je früher die Krankheit entdeckt wird. Bei ersten Anzeichen sollte deshalb immer ein Arzt aufgesucht werden. Generell sind die Heilungschancen und der Verlauf der Krankheit beim Non-Hodgkin-Lymphom stark vom körperlichen Allgemeinzustand der Betroffenen und der Form des Lymphoms abhängig:
Das hoch-maligne Non-Hodgkin-Lymphom schreitet aggressiv und schnell voran und endet unbehandelt schnell tödlich. Allerdings lässt es sich gut behandeln und wird auf Grund der starken Symptomatik häufig früh entdeckt. In frühen Stadien der Erkrankung können fast alle Patienten geheilt werden. Im späteren Verlauf ist die Therapie in circa 60 Prozent der Fälle erfolgreich. Allerdings gibt es auch eine hohe Rückfallquote für das hoch-maligne Non-Hodgkin-Lymphom.
Das niedrig-maligne Non-Hodgkin-Lymphom schreitet nur langsam voran und kann in den frühen Stadien gut behandelt werden. Im späteren Verlauf der Krankheit kann von einer Heilung nicht mehr ausgegangen werden, allerdings können verschieden Therapien die Symptomatik lindern und das Befinden der Person verbessern.