Waren kürzlich noch die exotischen Superfoods das Nonplusultra jedes trend- und gesundheitsbewussten Konsumenten, sind mittlerweile die Hyperfoods dabei, ihnen den Rang abzulaufen. Und im Gegensatz zu den weitgeflogenen Superfoods wie Acai- oder Goji-Beere, Chia- und Quinoa-Körners oder Matcha-Tee sind die Hyperfoods keine Exoten.
Hyperfoods
So etwa gehören neben herkömmlichem Grün- und Schwarztee vor allem Weintrauben, Orangen und Karotten, aber auch Sellerie und Kohl sowie Koriander und Dill zu den Hyperfoods. Diese bestechen vor allem durch ihren hohen CBM-Anteil, kurz für Cancer Beating Molecures. Richtig gelesen: Die heimischen Hyperfoods sollen in der Lage sein, Krebs zu bekämpfen. Dass in Pflanzen jede Menge Stoffe zur Krebsabwehr stecken, ist nicht neu. Nicht ohne Grund lautet der Titel eines bekannten Buches aus dem Narayana-Verlag „Krebszellen mögen keine Himbeeren“. Hier treten die sekundären Pflanzstoffe allerdings lediglich im Rahmen der Krebsprävention auf.
Die Hyperfoods gehen einen Schritt weiter: Deren molekulare Analyse ergab, dass es insgesamt 110 Moleküle aus so unterschiedlichen chemischen Gruppen wie jenen der Polyphenole, der Flavonoide oder der Terpenoide gibt, die sowohl in den oben aufgelisteten pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen – wie auch in gängigen Krebsmedikamenten. Der Anti-Krebs-Effekt der Lebensmittel scheint sich jedoch nicht aus einem isolierten Inhaltsstoff zu speisen, sondern Ergebnis einer speziellen Kombination biologisch aktiver Substanzen zu sein, die das jeweilige Lebensmittel aufweist. Zudem geben die Wissenschaftler freimütig zu, dass die Moleküle der Lebensmittel durch die chemischen Prozesse ihrer Verarbeitung (Einfrieren, Kochen etc.) beeinflusst werden. Vermutlich lässt sich aktuell deshalb eher von dem großen Potenzial sprechen, das den Hyperfoods innewohnt. Weg-essen lässt sich eine bestehende Krebs-Erkrankung mit ihnen aller Wahrscheinlichkeit nicht.
Entzündungsprozesse aktiv bekämpfen
Als gesichert dagegen gilt, dass Entzündungsprozesse – vor allem die symptomatisch oftmals subklinisch ablaufenden, sogenannten „stillen Entzündungen“, die beispielsweise schlicht durch Übergewicht hervorgerufen werden können – stark zum Krebsgeschehen beitragen. Dass chronische Entzündungen dem Krebs gewissermaßen seinen Weg bahnen können, ist besonders gut dokumentiert für den Gastrointestinaltrakt: Liegt eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung vor, ist das Risiko, ein Kolonkarzinom zu entwickeln, deutlich gesteigert. Besteht bereits eine Krebserkrankung, erleichtert die anhaltende Entzündungsaktivität zudem Metastasenbildung. Entzündungen wiederum lassen sich durch entsprechende Ernährung beziehungsweise deren gezielte Ergänzung gut eindämmen.
Zu den antientzündlichen Lebensmitteln gehören Gewürze wie Kurkuma, deren Wirkung bereits seit Jahrtausenden im indischen Ayurveda bekannt ist. Auch die „Vitamin-C-Bombe“ Paprika oder die viele Sulfite enthaltenden Zwiebeln und Lauchgemüse sind antientzündlich, antibakteriell und antioxidativ. Probiotische Lebensmittel wie Kombucha bringen die Darmflora wieder ins Gleichgewicht, während Lachs, Makrele oder Hering als Omega-3-Lieferanten interessant sind. Da diese jedoch in einer weitaus größeren Menge verzehrt werden müssten, als es im Alltag machbar ist, finden Omega 3 Kapseln zunehmend Eingang in unseren Speiseplan. Mittlerweile existieren zahlreiche Studien, die das Vermögen der Omega-3-Fettsäuren, Entzündungen zu lindern, bestätigen.
Zuletzt ist auch noch der Brokkoli in die Riege der Anti-Krebs-Lebensmittel aufgerückt. Das in ihm enthaltenden Sulforaphan soll das Tumorwachstum bremsen und die Bildung von Metastasen verzögern. Eine Pilotstudie an der Uniklinik Heidelberg konnte positive Ergebnisse verzeichnen, nachdem man dort Patienten mit dem gefürchteten Bauchspeicheldrüsenkrebs Brokkolisprossen verabreicht hatte. Die Universität führt ihre vielversprechende Studie weiter. Konkrete Handlungsempfehlungen können aus ihr jedoch noch nicht abgeleitet werden. Bislang steht die Entzündungsbekämpfung, etwa mittels gesteigerter Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren, beim Essen gegen den Krebs im Vordergrund.