Ein Schnitt in den Finger genügt und wir bluten. Mittels Blutgerinnung sorgt unser Körper dafür, dass die Wunde schnell wieder verschlossen wird und wir nicht allzu viel Blut verlieren.
Gerade wenn Blutgefäße verletzt werden und es zu Blutungen kommt, ist eine gut funktionierende Blutgerinnung von großer Bedeutung. Sie ist dafür zuständig, dass das Blut zum Stocken kommt beziehungsweise „fest“ wird, sodass nicht zu viel Blut austreten kann. Wir erklären Ihnen, wie die Blutgerinnung funktioniert und was Sie bei Störungen tun können.
Wie funktioniert die Blutgerinnung?
Die primäre Hämostase verschließt blutende Wunden nur leicht und temporär. Anders die Blutgerinnung, auch plasmatische Gerinnung oder sekundäre Hämostase genannt. Sie gehört zu den wichtigsten Funktionen im Körper und verschließt Wunden mit einem „roten Thrombus“, der zum größten Teil aus Fibrin und darin enthaltenen roten Blutkörperchen besteht.
Ohne sie könnten bereits kleine Verletzungen zu starken Blutungen führen. Bei der sekundären Hämostase kommen mehrere Faktoren zum Einsatz. Beteiligt sind unter anderem Zellen wie Blutplättchen, bestimmte Botenstoffe und Proteine, darunter Protein C und S.
Letztere werden in Gerinnungsfaktoren von Faktor I bis Faktor XIII eingeteilt, die die Bildung von Blutgerinnseln (roten Thromben) verhindern und dafür sorgen, dass sie sich auflösen oder solche, die eine sekundäre Hämostase fördern. Gesunde Menschen verfügen in der Regel über ein gewisses Gleichgewicht zwischen diesen beiden Faktoren und der Körper entscheidet hier automatisch, wann ein Gerinnsel aufgelöst oder wann die Blutgefäße verschlossen und die Blutung gestoppt werden muss.
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Die Systeme der Blutgerinnung
In der Medizin gibt es zwei bestimmte Systeme der sekundären Hämostase:
- Der extrinsische Weg
Er setzt bei äußeren Verletzungen ein und dauert nur wenige Sekunden. Werden beispielsweise die Zellen der Haut verletzt, setzen diese das sogenannte Gewebethromboplastin frei, was direkt den Prozess der Blutgerinnung einleitet. Gewebethromboplastin entspricht dem Faktor III, der sich wiederum in weitere Gerinnungsfaktoren umwandelt, bis der Faktor Xa erreicht ist.
Dieser sorgt zusammen mit anderen Bestandteilen des Gerinnungsvorgangs für einen chemischen Komplex. Hieraus entsteht der Prothrombinaktivator. Anschließend wird der Gerinnungsfaktor Prothrombin durch ihn in Thrombin umgewandelt. Es entsteht ein festes Geflecht aus Fasern, das aus Fibrin besteht und in dem sich die festen Blutbestandteile verfangen. Es kommt zur Gerinnung und die betroffenen Gefäße werden verschlossen.
- Der intrinsische Weg
Kommt es zu Verletzungen im Inneren der Blutgefäße, ist das intrinsische System für die Gerinnung des Blutes zuständig. Auch hier entsteht durch die Umwandlung diverser Gerinnungsfaktoren in andere ein chemischer Komplex, der letztendlich zur Verschließung der Gefäße und somit zur Blutgerinnung führt. Im Gegensatz zum extrinsischen System benötigt das intrinsische System mehrere Minuten zur Gerinnung des Blutes.
Die Gemeinsamkeit beider Gerinnungssysteme ist die Aktivierung des jeweiligen G.-Faktors. Der weitere Ablauf der sekundären Hämostase ist beim extrinsischen wie auch beim intrinsischen System gleich.
Um den intrinsischen Weg zu checken, misst man die partielle Thromboplastinzeit die bei Störungen höher ist als normal.
Insgesamt existieren 12 Gerinnungsfaktoren, die jeweils über eine Nummerierung von I bis XIII verfügen. Damit das Blut gerinnen kann, bedarf es einer Kettenreaktion aus inneren und äußeren Gerinnungsfaktoren. Dieser Vorgang wird von Medizinern als Gerinnungskaskade bezeichnet.
Wenn die Blutgerinnung nicht richtig funktioniert
Es gibt eine ganze Reihe an Erkrankungen, die dafür sorgen können, dass die normale sekundäre Hämostase gestört ist. Die Ursachen hierfür können angeboren sein oder auch durch Medikamente und andere Faktoren ausgelöst werden. Mögliche Ursachen für eine nicht angeborene Blutgerinnungsstörung können sein:
- Fehlregulation des Immunsystems
- operative Eingriffe an Organen wie Prostata oder Lunge
Ist der extrinsische Weg betroffen, ist der Quick-Wert zu niedrig. Der Grund kann ein Vitamin-K-Mangel sein. Er gehört zu den häufigsten Auslösern einer Blutgerinnungsstörung. Die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder Erkrankungen können zu einer Neutralisierung, unzureichenden Aufnahme oder mangelhaften Produktion des Vitamins führen. Erbkrankheiten können die Ursache sein, wenn ein Mangel an G.-Faktor VIII vorliegt.
Brokkoli ist reich an Vitamin K und kann Blutgerinnungsstörungen vorbeugen. (c) Colourbox
Behandlungsmöglichkeiten bei Blutgerinnungsstörungen
Vor einer möglichen Behandlung gilt es zu unterscheiden, ob eine erhöhte oder verminderte sekundäre Hämostase vorliegt. Bei einer verringerten Gerinnung sollten Betroffene in erster Linie das Verletzungsrisiko minimieren. Mangelt es an entsprechenden Gerinnungsfaktoren, können diese in regelmäßigen Abständen per Injektion in die Venen verabreicht werden. Zudem sollten Sie auf Arzneimittel verzichten, die die Gerinnung des Blutes senken könnten.
Bei einer erhöhten sekundären Hämostase kommt es meist erst zu einer entsprechenden Therapie, wenn sich erste Symptome anhand eines Blutgerinnsels bemerkbar machen, das zum Gefäßverschluss führt. In diesem Fall können diverse Medikamente verabreicht werden, die das Gerinnsel auflösen. Auch eine Operation kann infrage kommen, um ein bereits bestehendes Blutgerinnsel chirurgisch zu entfernen.
In Absprache mit dem Arzt kann es auch sinnvoll sein, in bestimmten Situationen vorbeugend Medikamente, die die sekundäre Hämostase hemmen, einzunehmen. Solch eine Situation kann eine lange Flugreise sein. Durch die Medikamente kann die Entstehung eines Blutgerinnsels und mögliche Folgeerkrankungen verhindert werden.