Auf den ersten Blick klingt es überaus verlockend: Abnehmen ohne Sport, Kalorienzählen oder Nachkochen spezieller Rezepte. Da erscheint eine einmalige Operation doch als vergleichsweise geringer Aufwand. Doch was bedeutet die Magenbypass-OP konkret? Welche Folgen zieht sie nach sich? Wir klären auf.
Jeder fünfte Deutsche leidet unter starkem Übergewicht (Adipositas). Wer schon einmal versucht hat ein paar Kilo abzuspecken, der weiß wie schwierig das ist. Mit der Magenbypass-Operation ist es möglich, in kurzer Zeit sehr viel Gewicht zu verlieren. Das macht sie gerade für stark Übergewichtige sehr reizvoll.
Doch sie birgt auch Risiken und sollte wirklich nur bei extremem Übergewicht in Betracht gezogen werden. Und nur dann, wenn eine Gewichtsabnahme mit herkömmlichen Methoden (Ernährungsumstellung, Sportprogramm) nicht möglich war.
Was passiert bei der Magenbypass-OP?
Bei der Magenbypass-Operation werden ein Großteil des Magens und der Zwölffingerdarm vom restlichen Verdauungssystem entfernt. Der kleine, verbleibende Teil des Magens wird mit dem Dünndarm verbunden. Es wird eine Art „Umleitung“ (=ein Bypass) für die Nahrung geschaffen.
Wie läuft die Verdauung nach der Operation ab?
Normalerweise hat der Magen die Funktion, die Nahrung zu sammeln und vorzuverdauen. Anschließend wird der Nahrungsbrei an den Zwölffingerdarm weitergegeben. Hier kommen verschiedene Verdauungssäfte der Bauchspeicheldrüse und Gallenblase hinzu. Nach der Magenbypass-Operation ist der Magen auf ein Minimum reduziert und der Zwölffingerdarm ist vollständig entfernt. Dies hat zur Folge für die Verdauung:
- Der verbleibende Magenteil ist schnell gefüllt: Es stellt sich früher ein Sättigungsgefühl ein.
- Die Verdauungssäfte werden erst in einem unteren Darmabschnitt zugeführt: Die Verdauung findet nur unvollständig statt.
Wie nimmt man danach ab?
Die unmittelbaren Folgen der OP liegen auf der Hand: Das Magenvolumen ist stark reduziert. Das Sättigungsgefühl stellt sich schneller ein und auch der Appetit nimmt ab. Durch die verspätete Zufuhr der Verdauungssäfte wird die Nahrung nur teilweise verdaut. Dadurch kann der Körper die zugeführte Energie nur zum Teil verwerten. Die Folge ist eine reduzierte Energieaufnahme und damit verbundene Gewichtsabnahme.
Welche Probleme treten mit dem Magenbypass auf?
Durch die unvollständige Verdauung kann der Körper nicht nur weniger Energie aus der Nahrung aufnehmen, sondern auch weniger lebenswichtige Nährstoffe. Dazu zählen beispielsweise Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente. Vor allem bei Vitamin B12 gibt es Schwierigkeiten. Für die Aufnahme von Vitamin B12 ist eine Substanz nötig, die normalerweise im Magen gebildet wird. Mit verkleinertem Restmagen ist das nicht mehr möglich. Deshalb muss ein Leben lang Vitamin B12 gespritzt werden. Außerdem muss jeden Tag ein Multivitamin Präparat eingenommen werden, um Mangel vorzubeugen.
Die unvollständige Verdauung kann Blähungen und übelriechenden Stuhl zur Folge haben. Das Dumping-Syndrom ist ebenfalls eine typische Begleiterscheinung. Dabei kommt es bei zuckerigen Speisen oder Getränken zu blitzartigen Durchfällen und Blutdruckabfall.
Ernährung nach einer Magenbypass-Operation
Wer eine Magenbypass-OP hinter sich hat, muss sein ganzes Leben lang bestimmte Ess-Regeln beachten:
- Die Nahrung muss besonders gut gekaut werden.
- Die Portionen müssen sehr klein ausfallen.
- Schwer Verdauliches wie langfaseriges Fleisch ist fortan tabu.
- Nahrungsergänzungsmittel gehören zum täglichen Speiseplan.
- Medikamente zum Schutz der Magenschleimhaut sind teilweise erforderlich.

Wie wirksam ist eine Magenbypass-OP?
Die Wirksamkeit der Magenbypass-OP ist mittlerweile vielfach belegt. Etwa 60 bis 70 Prozent ihres Übergewichts können die Behandelten mithilfe des Bypasses dauerhaft verlieren. Dieser Gewichtsverlust wirkt sich wiederum positiv auf den Stoffwechsel aus: Die Blutzuckerwerte und der Cholesterinspiegel normalisieren sich. Das Risiko für Erkrankungen, die mit starkem Übergewicht in Verbindung stehen, sinkt. Dazu zählen: Fettstoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes, Gallensteine, bestimmte Krebsarten, Gelenkserkrankungen oder Bluthochdruck.
Der Magenbypass als Lösung für alle Adipositas-Patienten?
Auf den ersten Blick bringt der Eingriff viele Vorteile mit sich. Trotzdem ist die Operation nicht die erste Wahl bei der Adipositas-Therapie. Zum einen ist der Eingriff (genau wie jede andere Operation) mit Risiken verbunden. Neben Narkosekomplikationen können Infektionen der inneren und äußeren Wunden oder auch Störungen der normalen Magen-Darm-Bewegungen auftreten. Auch Mangelerscheinungen, Gallensteine oder Magenschleimhaut-Erkrankungen sind möglich.
In circa zehn Prozent aller Fälle ist wegen Komplikationen eine zweite OP nötig. Vor allem aber sind die strengen Ernährungsregeln, die nach der Bypass-OP lebenslang beachtet werden müssen, eine starke Einschränkung der Lebensqualität.
Fazit: Der Magenbypass ist nur in Ausnahmefällen eine Lösung
Die lange Liste der Einschränkungen und möglichen Komplikationen macht es deutlich: Der Eingriff kommt nur bei massivem Übergewicht ernsthaft in Betracht. In diesen Fällen bringt die OP allerdings entscheidende Vorteile mit sich. Ihre Wirksamkeit übertrifft die der meisten anderen Konzepte – und bringt damit den Betroffenen langfristig Erfolge.