Der Aderlass gehört zu den ältesten Heilverfahren der Welt und galt früher als das Allheilmittel bei zahlreichen Beschwerden und Krankheiten. Erfahren Sie hier mehr dazu.
Heute wird der Aderlass hauptsächlich in der alternativen Medizin eingesetzt, aber auch die Schulmedizin greift hin und wieder auf dieses Verfahren zurück. Bei uns erfahren Sie, worum es sich bei einem Aderlass handelt und welche Wirkung damit erzielt werden kann.
Was ist ein Aderlass?
Der Aderlass ist eine sehr alte Therapieform, die bereits bei den Naturvölkern als Ausleitverfahren eingesetzt wurde. Bereits im Mittelalter wurde der Aderlass häufig angewandt, um unterschiedliche Krankheiten zu heilen und den Körper auf natürliche Weise zu entgiften. Aufgrund teilweise übermäßiger Anwendung ist der Aderlass jedoch mit der Zeit in Verruf geraten, da zur damaligen Zeit viele Patienten regelrecht ausbluteten.
Das Verfahren, das dem Körper Blut und damit auch schädliche Säfte wie Schleim und schwarze wie gelbe Galle entziehen sollte, wurde auch von Hippokrates, einem griechischen Arzt übernommen. Damals galt es, zu viel Blut und ein gewisses Ungleichgewicht aus dem Körper auszuleiten, um körperliche Beschwerden zu lindern. Auch in der alten indischen Heilkunst Ayurveda findet der Aderlass teilweise heute noch Anwendung.
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Die Wirkungsweise des Aderlass in der heutigen Praxis
Heute wird der Aderlass vornehmlich in der Naturheilkunde durchgeführt, mit dem Ziel, den Körper zu entgiften und von diversen Beschwerden zu befreien. In der Regel wird mit einer Kanüle zwischen 50 ml und 300 ml Venenblut entnommen, wobei der konkrete Anwendungsort von unterschiedlichen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Konstitution und Art des Krankheitsbildes des Betroffenen abhängig ist. Der Blutfluss soll durch einen Aderlass entlastet und gleichzeitig gefördert werden.
Es wird ein relativ geringer Flüssigkeitsverlust in der Blutbahn erzeugt, der aber direkt wieder ausgeglichen wird. Dadurch soll erzielt werden, dass mögliche Giftstoffe in das Blutsystem gelangen und somit direkt ausgeleitet werden können. Die Bildung neuer Blutkörperchen, die durch den Aderlass angeregt wird, soll so zusätzlich das Immunsystem stärken und den Transport von Sauerstoff verbessern.
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Bei welchen Erkrankungen wird der Aderlass angewandt?
Die Anwendungsgebiete für dieses „blutentziehende Verfahren“ sind in der alternativen Medizin sehr vielseitig. Er wird unter anderem bei folgenden Krankheitsbildern durchgeführt:
- bei unterschiedlichen Entzündungen im Körper
- Stoffwechselstörungen
- Krämpfen
- zur Unterstützung und Vorbeugung von Übergewicht und Diabetes
- bei Durchblutungsstörungen
- Bluthochdruck
- Gicht
In der Schulmedizin findet der Aderlass dagegen nur in einem sehr überschaubaren Rahmen statt. Er wird beispielsweise eingesetzt bei:
- zu hohen Hämatokritwerten und einem damit verbundenen erhöhten Blutvolumen
- der sogenannten Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose); hier kommt es durch einen Gendefekt dazu, dass der Darm zu viel Eisen aufnimmt
- zu vielen roten Blutkörperchen (Polyglobulie)
Die unterschiedlichen Arten des Aderlass
Ein Aderlass kann in der Naturheilkunde auf zwei verschiedene Arten durchgeführt werden: mit dem Volumen-Aderlass oder dem Hildegard-Aderlass.
Der Volumen-Aderlass
Er dient in erster Linie als das oben beschriebene Ausleitungsverfahren und kann einmal im Monat oder, je nach Erkrankung, auch einmal in der Woche oder nur viermal jährlich angewandt werden. Der Heilpraktiker oder Arzt, der den Aderlass durchführt, beobachtet zudem Blutdruck sowie Hämatokrit-Wert in regelmäßigen Abständen. Meist wird für den Volumen-Aderlass die Vene punktiert, die sich in der Armbeuge des Ellenbogens befindet, und bis zu 500 Milliliter Blut entnommen, das in ein spezielles Glasgefäß mit Unterdruck geleitet wird.
Der Hildegard-Aderlass
Hierbei handelt es sich um eine mildere Form des Aderlass und wird auch als „sanfter Aderlass“ bezeichnet. Diese Therapievariante wurde nach der Äbtissin Hildegard von Bingen benannt, die dazu geraten hatte, den Aderlass nur innerhalb des ersten und fünften Tages nach Vollmond durchzuführen. Der Grund dafür: angeblich sollen sich nur zu diesem Zeitpunkt die Heilungskräfte des Körpers vollumfänglich entwickeln können. Bei dieser Form des Aderlass werden auch nur maximal 100 bis 180 Milliliter Blut abgenommen. Außerdem muss der Patient nüchtern erscheinen und auch nach der Behandlung möglichst auf schwere Kost, Kaffee und Alkohol verzichten.
Eine etwas andere Art des Aderlass wird in der Notfallmedizin angewandt, wenn es zum Beispiel bei chronischer Herzinsuffizienz zu einem Lungenödem und einem damit verbundenen Blutrückstau in den Lungengefäßen kommt. Allerdings wird hier kein Blut aus dem Körper geleitet, sondern durch spezielle Staubinden das Blut kurzzeitig zurückgehalten.
Der Aderlass kann somit auch heute noch als wirksame Präventionsmaßnahme dienen, aber auch bei verschiedenen bestehenden Erkrankungen für Linderung sorgen.