Rückenschmerzen sind ein Volksleiden. Akupunktur ist eine der Behandlungsmethoden, die Betroffenen langfristig helfen können, den Alltag wieder schmerzfrei zu bewältigen. Wir erklären, wie die heilsamen Nadeln wirken.
Rückenschmerzen betreffen Millionen von Menschen. Es gibt kaum jemanden, der von Kreuzschmerzen verschont bleibt. Bei manchen Menschen leiden sogar unter chronischem Kreuzschmerz. Die häufigsten Ursachen sind Verspannungen aufgrund von häufigem und langem Sitzen, Bewegungsmangel, Fehlbelastungen und falscher Körperhaltung. Wirksam gegen chronische und akute Rückenschmerzen sind Schmerzmittel, Wärmebehandlungen, Physiotherapie oder Massagen. Aber auch die Akupunktur hilft bei Rückenschmerzen.
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Akupunktur bei Rückenschmerzen – das Prinzip
Die Akupunktur ist Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz TCM. Sie geht davon aus, dass der Energiefluss des Körpers (Qi) durch ein Ungleichgewicht zwischen den beiden gegensätzlichen Kräften Yin und Yang blockiert wird. Und diese Blockaden können zu Gesundheitsproblemen führen – auch zu Rückenschmerzen.
Bei der Akupunktur bei Rückenschmerzen werden bestimmte Punkte mit dünnen Nadeln stimuliert, die sogenannten Triggerpunkte. Diese Reizung soll Blockaden der Körperenergie (Qi) aufheben und damit Rückenschmerzen bessern. Der Akupunkteur platziert zehn Nadeln an verschiedenen Punkten: rechte und linke Hand, Kniekehlen und Fersen sowie vier Nadeln an die schmerzenden Stellen am Rücken. Das Setzen der Nadeln ist schmerzlos, sie verbleiben etwa 20 bis 30 Minuten. Die Akupunkturbehandlung muss mehrmals über einige Wochen wiederholt werden.
Wärme soll die Wirkung der Akupunktur unterstützen. Bei dieser sogenannten Moxibustion wird getrockneter Beifuß auf die Nadeln gesetzt und angezündet. Angewendet wird die Moxibustion aber nur bei Patienten, die die Wärme bei der Schmerzbehandlung als angenehm empfinden.
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Akupunktur bei Rückenschmerzen – wie gut wirken die Nadeln?
Die Wirkung der Akupunktur bei Patienten mit Rückenschmerzen wurde in mehreren Studien untersucht. Eine der größten Untersuchungen ist die GERAC-Studie (German Acupuncture Trials), an der sich 500 Arztpraxen und 390 Patienten mit Rückenschmerzen beteiligten. Die einen Studienteilnehmer erhielten die Akupunktur 10 bis 15 Wochen auf definierte Triggerpunkte. Sie liegen auf den Meridianen, den Leitbahnen, durch die nach Auffassung der TCM die Lebensenergie Qi fließt. Die anderen Probanden erhielten eine „Schein-Akupunktur“ – die Nadeln wurden hier oberflächlich und weit entfernt von wirksamen Stellen auf den Körper-Meridianen setzten. Eine dritte Gruppe wurde mit schulmedizinischen Methoden wie Schmerzmitteln, physikalischen Therapien und Physiotherapie behandelt.

Bei rund 48 Prozent der Akupunkturpatienten hatten sich die Rückenschmerzen mit dieser Behandlung gebessert. Auch die Beweglichkeit hatte zugenommen. Allerdings traten diese positiven Effekte auch bei 44 Prozent der Patienten ein, die mit einer Schein-Akupunktur behandelt worden waren. Die Akupunkturnadeln schnitten aber besser als die Schulmedizin ab: Durch diese Methoden verspürten nur 27 Prozent eine Besserung. Die Gründe dafür sind unklar. Experten vermuten einen Grund in der Tatsache, dass sich Akupunkturärzte mehr Zeit für ihre Patienten nehmen.
Auch eine Analyse von Daten aus 29 klinischen Studien mit insgesamt 17.922 Patienten, die unter chronischen Schmerzen am Rücken, in der Schulter, im Kniegelenk oder unter chronischen Kopfschmerzen litten, zog ein positives Fazit für die Akupunktur. Die Nadeln schnitten bei chronischen Schmerzen besser ab als die Scheinakupunktur oder eine Nichtbehandlung.
Die Schulmedizin empfiehlt die Behandlung mit Akupunktur übrigens nicht bei akuten, unspezifischen Kreuzschmerzen und nur eingeschränkt bei chronischen unspezifischen Rückenschmerzen.
Nebenwirkungen der Akupunktur bei Rückenschmerzen
Die Akupunktur bei Rückenschmerzen besitzt keine ernsthaften Nebenwirkungen. Gelegentlich könnten regionale Blutungen oder kleine Blutergüsse durch das Setzen der Nadeln auftreten. Manche verspüren Müdigkeit oder leichten Schwindel nach der Akupunktur.
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Akupunktur bei Rückenschmerzen – die Kosten
Seit dem Jahr 2007 bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen eine Akupunktur Behandlung, wenn Ärzte sie als Therapie bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule verordnen. Allerdings müssen die Schmerzen mindestens sechs Monate lang vorhanden sein und der Arzt benötigt eine Zusatzausbildung zum Akupunkteur. Die Krankenkassen finanzieren in der Regel zehn Akupunktur-Sitzungen, in Ausnahmefällen können fünf weiter dazu kommen. Erst nach einem Jahr sind dann wieder neue Akupunktur-Sitzungen möglich.