Selbstbräuner ist der Retter in der Not zu Beginn des Sommers – denn er verleiht im Nu gebräunte Haut. Und das ganz ohne gefährliche UV-Strahlen. Doch die chemischen Stoffe, die darin zum Einsatz kommen, können uns ebenfalls schaden. Wir erklären, warum.
Wer den Sommer nicht mit blassem Teint und weißen Waden begrüßen will, kann zu Selbstbräuner greifen. Als Lotion oder Spray färbt er die Haut innerhalb weniger Stunden dezent bis deutlich braun. Und das ganz ohne schädliche Nebenwirkungen, glaubt man den Herstellerangaben. Doch die Bräunung aus der Tube steht seit ihrer Entwicklung in den 1950er Jahren immer wieder in der Kritik. Denn so ganz harmlos sind ihre bräunenden Wirkstoffe nicht.
So funktionieren die Selbstbräuner
Farbstoffe, sogenannte Pigmente, stellt unsere Haut normalerweise selbst her. Melanin, so der Fachbegriff für den braunen Hautfarbstoff, ist nämlich ihr natürlicher Schutzschild gegen die zellschädigende UV-Strahlung der Sonne. Logisch, dass wir darum im Sommer bräunen.
Ähnliche Pigmente bildet unsere Haut, wenn wir sie mit einer chemischen Substanz in Kontakt bringen. Die Zuckerarten Dihydroxyaceton (kurz DHA) und Erythrulose reagieren mit den Eiweißbaustoffen der verhornten Zellen auf der Hautoberfläche (Hornschicht). Das Ergebnis sind braune Pigmente, die Melanoide genannt werden. Da diese jedoch nicht identisch sind mit dem Melanin, das in tieferen Schichten der Haut entsteht, sieht die künstlich erzeugte Bräune nicht ganz so natürlich aus wie ein echter Sommerteint.
Der Bräunungseffekt tritt nach einer bis sechs Stunden ein – je nachdem, wie viel DHA oder Erythrulose im Selbstbräuner steckt. Grundsätzlich bräunt Erythrulose langsamer, dafür dezenter und länger anhaltend als DHA.
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Diese Risiken hat die künstliche Bräune
Geht es um die gesundheitlichen Gefahren, die von Selbstbräuner-Produkten ausgehen, steht häufig das DHA im Mittelpunkt. Der Inhaltsstoff steckt meist mit einer Konzentration von drei bis fünf Prozent in den Produkten. Ein Anteil bis zehn Prozent gilt als gesundheitlich unbedenklich.
Das Problem: Der Wirkstoff DHA ist nicht besonders stabil. In einer zu warmen Umgebung oder nach längerer Lagerung zerfällt er in unterschiedliche chemische Substanzen. Unter anderem spaltet sich Formaldehyd ab – ein Gefahrstoff, der unter Verdacht steht, Krebs auszulösen. Außerdem soll Formaldehyd mutagen wirken, also das Erbgut verändern.
Seit 2016 ist es verboten, kosmetischen Produkten Formaldehyd zuzusetzen. Bildet es sich jedoch erst nach der Herstellung, greift das Gesetz nicht. Für die Hersteller von Selbstbräunern mit DHA ist die Formaldehyd-Gefahr also kein Problem mit rechtlichen Konsequenzen.
Allerdings gilt sehr wohl: Was technisch möglich ist, sollte getan werden. Und es ist technisch möglich, die Formaldehyd-Abspaltung zu verringern, zum Beispiel, indem Selbstbräuner-Produkten Substanzen beifügt werden, die den Zerfall des DHAs verlangsamen. Doch ist das die Lösung? Es sieht nicht danach aus.

Wie gefährlich ist Selbstbräuner in der Praxis?
Öko Test wies nach, dass immer noch viele Selbstbräuner Formaldehyd abspalten. Von den 19 Selbstbräunern, die im Labor getestet wurden, waren 15 Stück aufgrund ihrer hohen Abspaltung der krebserregenden Substanz glatte Totalausfälle – darunter auch alle getesteten Naturkosmetik-Produkte.
Wichtig: Auch das einzige Produkt, das allein Erythrulose als Bräunungsstoff enthielt, setzte Formaldehyd frei. Die Ursache hierfür ist bis dato unklar. Erytrulose wurde in der Vergangenheit als gesundheitlich unbedenklich bewertet.
Empfehlung für Bräunungsfans
Die wenigsten Hersteller wollen als Reaktion auf solche Testergebnisse nachbessern. Darum raten Experten zu folgendem Umgang mit Selbstbräunern:
- nur vorübergehend und nicht täglich anwenden
- kühl aufbewahren
- schnell aufbrauchen und nicht lange lagern
Leider geben auch Angaben der Hersteller zur Mindesthaltbarkeit des Produkts keine Sicherheit. Die Tester fanden auch in Produkten, die noch lange haltbar waren, viel Formaldehyd.
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Weitere Gefahren für den Körper
Ein weiteres Risiko, das von Selbstbräunern ausgeht, sind künstliche Duftstoffe. Sie sollen den unangenehm süßlichen Eigenduft des DHAs übertünchen. Einige Hersteller setzen dafür auf synthetische Moschus-Verbindungen, die unter Verdacht stehen, die Leber zu schädigen. Andere setzen ihren Produkten die gefährlichen Duftstoffe Lilial und Cinnamylalkohol zu, welche unter anderem allergische Reaktionen hervorrufen können.
Das Fazit: Weder Selbstbräuner noch intensive Sonnen-Strahlung sind gut für Haut und Körper. Wer seiner Gesundheit und seiner Haut etwas Gutes tun möchte, setzt besser auf Alternativen – zum Beispiel Kosmetika, die goldbraune Pigmente enthalten. Sie tönen die obere Hautschicht sofort, sind völlig unbedenklich und lassen sich einfach wieder abwaschen. Oder: Er freundet sich mit seinem natürlichen Teint an.