Phytotherapie: So heilt die Natur

Phytotherapie: So heilt die Natur

Moderne Pflanzenheilkunde ist mehr als Tees und Tropfen und spielt in der Medizin eine wichtige Rolle ...
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Tropfen mit Echinacea-Extrakt, Kapseln mit Johanniskraut oder Heilsalben mit Calendula-Auszügen: Das Angebot an pflanzlichen Arzneimitteln ist groß. Phytotherapie nennt sich der Teil der Medizin, der sich mit der heilenden Kraft der Natur beschäftigt. Er ist uralt und gleichzeitig so aktuell wie nie.

Schon in frühgeschichtlichen Hochkulturen galt Weidenrinde als Arzneimittel, weil ein Sud daraus Schmerzen und andere Beschwerden linderte. Heut stellt man den Wirkstoff synthetisch her, dennoch kann Acetylsalicylsäure (ASS) als natürlichen Ursprungs bezeichnet werden – wie etwa 70 bis 80 Prozent aller heute verfügbaren Medikamente. Damit ist die Pflanzenheilkunde der Urahn unserer modernen Medizin.

Gleichzeitig spielt sie in Form der Phytotherapie (phytón: griechisch für Pflanze) auch heute noch eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten. Die deutsche Gesellschaft für Phytotherapie definiert ihren Forschungsgegenstand so:

„Phytotherapie ist die Heilung, Linderung und Vorbeugung von Krankheiten und Beschwerden durch Arzneipflanzen.“*

Komplexe Wirkstoffe in Pflanzen

Die Phytotherapie untersucht das therapeutische Potenzial komplexer Stoffmischungen, die aus der ganzen Pflanze oder ihren Teilen (Blätter, Rinde, Wurzeln) stammen und aus zahlreichen chemischen Einzelsubstanzen bestehen.

Ein Beispiel: In den Blüten der Ringelblume (calendula officinalis) stecken unter anderem Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe), Triterpenalkohole und Polysaccharide (Vielfachzucker). Es ist nicht eine einzelne Substanz, sondern eine Kombination von Aktivstoffen, die in einer Calendula-Salbe Wunden schneller heilen lassen.

Befürworter der Phytotherapie gehen davon aus, dass diese Stoffgemische wirksamer sind als isolierte Einzelsubstanzen. Sicher ist: Das Wirkungsspektrum pflanzlicher Wirkstoffe ist meist breiter als das synthetischer.

Mehrere Blüten und pflanzliche Arzneimittel auf einem Holzuntergrund
Die Palette der Pflanzenwirkstoffe ist riesig. (c) Adobe Stock / JPC-PROD

Vielfältige Anwendungsgebiete

Die medizinischen Bereiche, bei denen Phytopharmaka zum Einsatz kommen können, reichen von Verdauungsbeschwerden über Erkältungskrankheiten, Entzündungen und Hauterkrankungen bis hin zu hormonell bedingten Beschwerden und psychischen Krankheiten. Eine Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln kann dabei beides sein: Alternative zu und Ergänzung von konventionellen medizinischen Behandlungen.

Wann zu pflanzlicher Medizin greifen?

Zwickt der Bauch etwas oder ist eine Erkältung im Anflug, spricht nichts gegen pflanzliche Arzneimittel wie Tees oder Tropfen. Schlägt die Selbstmedikation jedoch nicht an, ist spätestens nach einigen Tagen der Gang zum Arzt angezeigt.

In manchen Fällen sind Phytopharmaka die bessere Wahl – zum Beispiel, wenn synthetisch hergestellte Präparate vom Patienten nicht mehr gut vertragen werden oder ihre Nebenwirkungen zu groß sind.

Phytotherapie 2

In anderen Fällen können sie konventionelle Behandlungen ersetzen und bringen als Plus bessere Verträglichkeit und weniger Nebenwirkungen mit. Dies ist zum Beispiel bei leichten bis mittelschweren Depressionen der Fall, die mit Johanniskraut behandelt werden können.

Bei manchen Erkrankungen kommt Phytotherapie als Begleitung einer konventionellen Therapie infrage – zum Beispiel Mistel-Präparate in der Palliativmedizin oder Soja oder Rotklee bei der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden.

Wichtig:

Wer auch bei langanhaltenden oder schwerwiegenden Erkrankungen allein auf Phytotherapie setzt, geht ein Risiko ein, das nur schwer abzuschätzen ist. Wer synthetische Medikamente vermeiden und stattdessen auf pflanzliche Hilfe setzen möchte, sollte dies immer vorab mit seinem Arzt besprechen.

Bessere Verträglichkeit

Pflanzliche Arzneimittel sind grundsätzlich verträglicher als synthetische. Dennoch bergen sie wie synthetische Medikamente das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen und Wechselwirkungen.

Beispiele:

  • Echinacea (Sonnenhut) löst in seltenen Fällen allergische Reaktionen aus, ist ungeeignet bei Autoimmunkrankheiten.
  • Mäusedorn (Wurzel) kann Übelkeit und Magenbeschwerden verursachen.
  • Johanniskraut erhöht die Lichtempfindlichkeit der Haut und macht sie anfällig für Pigmentstörungen.

Allerdings sind Nebenwirkungen bei pflanzlichen Medikamenten weniger häufig und weniger ausgeprägt. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten treten seltener auf. Phytopharmaka eigenen sich daher vor allem für ältere oder chronisch kranke Menschen, die viele unterschiedliche Medikamente einnehmen müssen.

Johanniskraut wird in der Pflanzenheilkunde gerne verwendet.
Johanniskraut ist ein beliebtes Phytopharmakon. (c) Pixelmixel/Fotolia

Kosten der Phytotherapie

Die Phytotherapie ist als Therapierichtung nach dem deutschen Arzneimittelgesetz anerkannt, aber nur wenige Medikamente auf pflanzlicher Basis werden derzeit von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Der Grund: Sie sind in der Regel nicht verschreibungspflichtig.

Zählt das Medikament auf Pflanzenbasis bei einer bestimmten Erkrankung jedoch zum Therapiestandard, werden die Kosten übernommen. Zu den wenigen Phytopharmaka, die Ärzte auf Rezept verordnen dürfen, zählen zum Beispiel Präparate mit Johanniskraut, Demenz-Medikamente mit Ginkgo biloba oder Verdauungshilfen mit Flohsamen.

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