Männer gehen im Vergleich zu Frauen nicht nur deutlich seltener zum Arzt. Sie lassen sich auch wesentlich mehr Zeit, bis sie den Entschluss zu einem Arztbesuch fassen. An der besseren Gesundheit liegt das nicht, mögliche Gründe für die geringere Inanspruchnahme der ärztlichen Versorgung liegen an anderen Stellen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) führt im Zuge des Gesundheitsberichtserstattung des Bundes (GBE) regelmäßig Erhebungen zum Gesundheitszustand der deutschen Bevölkerung durch. Die Befragungen für die Studien „Gesundheit in Deutschland Aktuell“ (GEDA) sind ein zentraler Bestandteil des Gesundheitsmonitorings, das ergänzt wird durch Einzelstudien zur Gesundheit von Erwachsenen in Deutschland (DEGS) und von Kindern und Jugendlichen (KiGGS).
Die Befragungen erfassen die aktuelle gesundheitliche Lage bezogen auf verschiedene Erkrankungen, daneben das Gesundheitsverhalten sowie die Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems.
Gleichbleibender Trend bei Arztbesuchen von Männern
Im Vergleich der Geschlechter und rückblickend auf ältere GEDA-Studien zeichnet sich ein relativ konstantes Bild, wenn es um Arztbesuche geht. Der erste Bericht des RKI für das Jahr 2009 weist einen Anteil von 88 Prozent der Befragten aus, die innerhalb der vergangenen zwölf Monate eine ärztliche Leistung in Anspruch genommen haben.
Von den weiblichen Befragten waren das 91 Prozent, wohingegen lediglich 84 Prozent der Männer in diesem Zeitraum einen Arzt aufgesucht hatten. Die Zahlen für die GEDA-Studie von 2014/15 bestätigen die ältere Befragung (Frauen: 90,9 Prozent; Männer: 84,1 Prozent). Die Werte bleiben offenbar konstant, obwohl die Ergebnisse der jüngsten Erhebung noch ausstehen.
Die geringere Inanspruchnahme von Arztleistungen durch Männer lässt sich übrigens in allen Versorgungsbereichen beobachten. Bei zahnmedizinischen Behandlungen sind sie ebenso zurückhaltend wie bei Impfungen oder sonstigen ambulanten Leistungen.
Alter sorgt für Umdenken
Ein wichtiger Faktor bei der Häufigkeit von Arztbesuchen ist den GEDA-Ergebnissen zu Folge das Alter. Denn in den Altersgruppen über 65 Jahren bestehen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen praktisch nicht.
Dieser Trend beginnt bereits in den Altersgruppen der 45- bis 64-jährigen. Ab diesem Alter nehmen immer mehr Männer die Leistungen eines Arztes in Anspruch. Bildung spielt laut RKI keine Rolle, wenn es um die ambulante ärztliche Versorgung geht, weder bei den Frauen noch bei den Männern.
Die Folgen
Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei der Häufigkeit der Arztbesuche scheint langfristige Folgen zu haben. Dass Frauen im Vergleich beispielsweise weiterhin eine höhere Lebenserwartung haben, könnte laut Demografie-Experten des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) auf die Nutzung ambulanter Gesundheitsangebote zurückzuführen sein.
Höheres Sterberisiko für Männer nach Krankenhausaufenthalt
Grund für diese Annahme ist die Auswertung einer Studie aus Dänemark. Untersucht wurde bei dieser das Sterberisiko von Frauen und Männern zwischen 50 und 79 Jahren nach einem stationären Aufenthalt im Krankenhaus in einem Zeitraum von einem Jahr.
Im Durchschnitt lag der Anteil der Männer, die nach einer Behandlung im Krankenhaus verstarben, immer über dem der Frauen. Das galt selbst für die jüngste untersuchte Altersgruppe der 50-jährigen.
Umgekehrt lag der Überlebensnachteil der Männer nach einem Krankenhausaufenthalt sogar noch deutlich über dem normalen durchschnittlichen Wert in der Gesamtbevölkerung. Die genauen Ursachen ließen sich aus dem vorliegenden Datenmaterial zwar nicht ableiten. Eine These hat das Team um den Demografie-Experten Andreas Höhn aber dennoch.
Mögliche Ursachen für erhöhtes Sterberisiko
Letztendlich erhöhe sich das Sterberisiko nicht durch die Behandlung im Krankenhaus, sondern durch das vorangegangene Gesundheitsverhalten. Die Wissenschaftler sehen einen möglichen Zusammenhang zwischen der geringeren Zahl an Arztbesuchen bei Männern und dem Überlebensnachteil nach einem stationären Aufenthalt in einer Klinik.
Da Männer seltener zum Arzt gehen und damit auch häufiger Präventionsmaßnahmen auslassen, könnten Krankheitsverläufe bis zum Zeitpunkt der Behandlung im Krankenhaus schon weiter vorangeschritten sein. Eingriffe wären unter diesen Voraussetzungen schwieriger, die Genesungsaussichten geringer.
Anders sieht es wiederum nach einem Krankenhausaufenthalt aus. Eine weitere Analyse des MPIDR konnte nämlich belegen, dass ein gesundheitlicher Einschnitt bei Männern offenbar ein Umdenken bewirkt. Sie nutzen nach der Behandlung einer schweren Erkrankung ärztliche Gesundheitsangebote ebenso häufig wie Frauen mit der gleichen Diagnose.
Psychologische und gesellschaftliche Gründe
Eine Beantwortung der Frage, warum Männer trotz der damit verbundenen Nachteile seltener einen Arzt aufsuchen, können die beiden Analysen nicht bieten. Auch wenn sie zeigen, dass ein solch nachlässiges Gesundheitsverhalten durchaus schwerwiegende Folgen haben kann.
Geschlechterunterschiede beim Umgang mit Gesundheit
Ein wichtiger Grund dafür, warum etwa Vorsorgeuntersuchungen von Männern weniger häufig in Anspruch genommen werden als von Frauen, liegt in den herrschenden Rollenbildern. Die gelten vor allem im Umgang mit Krankheit immer noch und bestimmen unterschiedliche Herangehensweisen von Männern und Frauen.
Auf der anderen Seite bedeutet Krankheit einen Verlust dieser Funktions- und Leistungsfähigkeit. Jede Konsultation beim Arzt wird für das „starke Geschlecht“ zu einem Eingeständnis, dass diese Stärke unter Umständen verloren gehen kann.Die männliche Zurückhaltung beim Arztbesuch ist also häufig kulturell geprägt und gesellschaftlich mitgetragen. Erwartet wird von Männern vielfach noch immer, dass sie „funktionieren“. Darüber wird auch Gesundheit definiert.
Höhere Risikobereitschaft und größere Nachlässigkeit bei Männern
Die Folgen zeigen sich nicht nur im Gesundheitsverhalten der Erwachsenen, die beispielsweise Kontrolluntersuchungen nach Möglichkeit vermeiden. Sie lassen sich bereits in jungen Jahren erkennen, etwa bei einer Erkrankung mit Diabetes Typ 1. Jungen mit diesem Krankheitsbild vernachlässigen die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen, um gegenüber Altersgenossen nicht als schwach zu gelten.
Die Nachlässigkeit bei der Kontrolle des Blutzuckerwertes und der richtigen Ernährung führen allerdings zu häufigeren stationären Behandlungen. Im Krankenhaus muss dann beispielsweise der Blutzuckerspiegel neu eingestellt werden. Dazu kommt, dass Jungen mit Diabetes wegen ihres Gesundheitsverhaltens eine sehr viel höhere Sterblichkeitsrate haben als Mädchen.
Psychische Erkrankungen als Ausdruck von Schwäche
Die Vorstellung vom „starken Geschlecht“ sorgt außerdem dafür, dass viele Themen aus dem Bereich Gesundheit regelrecht tabu werden. Das gilt beispielsweise für psychische Erkrankungen. Stress, Burnout oder Depressionen zeigen vor dem Hintergrund klassischer Rollenbilder in erster Linie an, dass ein Mann seiner Lebenssituation nicht gewachsen ist.
Um nicht den Anschein von Schwäche zu vermitteln, werden die Ursachen oder die Krankheit selbst entweder heruntergespielt oder völlig ausgeblendet. Erschwerend kommen falsche Vorstellungen bezüglich psychischer Erkrankungen hinzu, die in Folge dessen oft gar nicht als solche erkannt und wahrgenommen werden.
Ersichtlich wird das beispielsweise bei einer Depression:
- Die umgangssprachliche Verwendung (zum Beispiel in Sätzen wie „das macht mich depressiv“) impliziert üblicherweise den Zusammenhang mit einer schwierigen Lebenssituation. Die Depression wird dann als Reaktion darauf verstanden.
- Symptome wie Antriebslosigkeit oder gedrückte Stimmung erscheinen in Bezug auf die angenommene Ursache zwar nachvollziehbar. Tatsächlich sind sie aber Ausdruck einer eigenständigen Erkrankung.
Hieraus ergeben sich wiederum Probleme. Im ersten Fall kann die Depression vermeintlich durch eine Rückbesinnung auf die eigene Stärke überwunden werden. Das typisch männliche „sich zusammenreißen“ würde dann ausreichen, um eine vorübergehende Krisensituation nicht nur zu überstehen, sondern aus eigener Kraft zu meistern.
Losgelöst vom Kontext bedeutet die Depression aber zunächst eine Situation, in der das einfache Ursache-Wirkung-Prinzip nicht zu gelten scheint. Folglich fehlt im Umgang mit der Krankheit auf den ersten Blick die eigene Kontrolle.
Dass eine Behandlung möglich ist, wird wieder durch die häufige Weigerung von Männern erschwert, überhaupt einen Arzt aufzusuchen. Denn das würde bedeuten, sich die Erkrankung und die eigene Unfähigkeit, also den Kontrollverlust, eingestehen zu müssen.
Stigmatisierung von Krankheiten führt zu Tabuthemen
Ein weiterer Faktor im Umgang mit psychischen Krankheiten ist die damit verbundene Stigmatisierung. Wie das Beispiel Depression bereits zeigt, sind an Erkrankungen der Psyche vielfach immer noch Vorurteile oder falsche Annehmen verbreitet.
Es fehlt am Verständnis dafür, wo die Ursachen für eine Depression oder ähnliche Krankheitsbilder liegen. Gefunden werden die Gründe oft bei den Betroffenen selbst, was bei diesen die Scham weiter vergrößert, über ihre Krankheit zu sprechen. Das ist kein Problem, das allein Männer betrifft.
Für sie wird die psychische Gesundheit oder eben Krankheit aber durch die grundsätzliche Schwierigkeit, ärztliche Hilfe zu suchen, umso mehr zu einem Tabuthema. Gleiches gilt in besonderer Weise für Sexualstörungen, weil etwa bei einer erektilen Dysfunktion die Männlichkeit vielleicht am deutlichsten in Frage gestellt ist.
Die Ursachen für Erektionsstörungen sind sehr vielfältig und sie können längst nicht alle von den Betroffenen beeinflusst werden. Ein gesunder Lebenswandel etwa ist nur ein Aspekt, der zur sexuellen Leistungsfähigkeit beiträgt. Er ist daher in den seltensten Fällen die alleinige Ursache. Meist besteht eine komplexe Vermischung aus physischen und psychischen Faktoren, die sich nur im Zuge einer Behandlung lösen lässt.
Eine Therapie ist sogar angeraten. Unbehandelt verstärkt eine erektile Dysfunktion einerseits die psychischen Auswirkungen wie den Verlust des Selbstbewusstseins. Andererseits kann davon auch der soziale Bereich betroffen sein. Dazu gehören neben dem Rückzug aus dem persönlichen Umfeld vor allem partnerschaftliche Beziehungen.
Widersprüchliches männliches Gesundheitsverhalten
Im Grunde steht das Rollenverständnis vom „starken Mann“ mit den seltenen Arztbesuchen in einem scheinbaren Widerspruch. Dabei wird in Kauf genommen, dass eine unbehandelte Krankheit erst Recht zu einem Verlust der Funktionsfähigkeit führt. Dafür kann die Verweigerung der ärztlichen Konsultation vorläufig als Ausdruck der Stärke dargestellt werden.
In vielen Fällen ist diese Verweigerungshaltung sogar noch paradoxer. Denn Umfragen zeigen deutlich, dass Männer durchaus Angst vor Krankheiten haben. Daraus wird aber nicht der Schluss gezogen, einen Arzt aufzusuchen.
Vielmehr wird dieser vermieden, damit keine Krankheit diagnostiziert werden kann. Eine Erkrankung passt eben nicht ins Bild des „starken Geschlechts“, deshalb umgehen Männer solche Gelegenheiten, in denen ihre Leistungsfähigkeit und ihre Gesundheit in Frage gestellt werden könnten.
Diese Angst schlägt sich dann unter anderem darin nieder, dass Vorsorgeuntersuchungen nur selten genutzt werden. Solange keine Diagnose vorliegt, kann der Anschein der Leistungsfähigkeit aufrechterhalten werden. Männer nehmen dabei nicht nur die Ungewissheit in Kauf, sondern genauso das Fortschreiten einer möglichen Erkrankung bis über den Zeitpunkt hinaus, zu dem diese noch problemlos hätte behandelt werden können.
Ausrede Erwerbstätigkeit
Neben den sozialen und psychologischen Gründen, die für die geringere Inanspruchnahme ärztlicher Versorgung eine Rolle spielen, wird zudem das Berufsleben häufig als weiterer Grund angeführt. Statistisch ließe sich der Unterschied im Gesundheitsverhalten von Männern und Frauen durchaus erklären.
Das zeigt ein Blick in die Analyse des Arbeitsmarktes der Arbeitsagentur für das Jahr 2018:
- Bei der Quote der Erwerbstätigkeit im Allgemeinen lagen die Männer weiterhin vor den Frauen, obwohl die Erwerbsbeteiligung der Frauen im europäischen Vergleich hoch ausfällt.
- Nach wie vor besteht auch der Unterschied bei Teilzeitbeschäftigungen, die Frauen häufiger annehmen als Männer.
Daraus leiten letztere gerne ab, berufsbedingt keine Zeit für Arztbesuche zu haben. Öffnungszeiten und Arbeitszeiten werden in diesem Zusammenhang gerne als Hindernis angeführt, dass eine ambulante Behandlung oder eine Beratung unmöglich macht.
Warum Frauen häufiger krank sind
Der Umkehrschluss zeigt allerdings, wie wenig haltbar diese Argumentation ist. So stellt der Bericht der Arbeitsagentur ebenfalls heraus, dass eine sehr viel größere Zahl von Frauen neben der Erwerbstätigkeit noch die Erziehung von einem oder mehreren Kindern übernehmen müssen. In vielen Fällen handelt es sich dabei um alleinerziehende Mütter.
Dazu kommt, dass Frauen in Familien sehr viel häufiger pflegerische oder andere unentgeltliche Tätigkeiten übernehmen. Hierzu zählen unter anderem die Kinderbetreuung oder tägliche Hausarbeiten. Der vermeintlich mögliche Schluss, dass Frauen eher zum Arzt gehen, weil sie dafür berufsbedingt mehr Zeit haben, kann angesichts der familiären und sozialen Verpflichtungen kaum gelten.
Dass Frauen mutmaßlich häufiger oder früher einen Arzt aufsuchen, erklärt sich zum Teil sogar aus diesem Umstand. Berufstätige Frauen sind oftmals eher dazu bereit, sich krank zu melden, um etwa ein erkranktes Kind zu Hause versorgen zu können.
Belegt wird das unter anderem durch die Erhebungen der Krankenkassen, die den Anteil von Vätern und Müttern bei Anträgen auf Kinderkrankengeld erfassen. Laut Barmer-Bericht für 2017 lag der Männeranteil bundesweit bei 22,5 Prozent. Das entsprach zwar einer Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren, dennoch ist diese Quote immer noch sehr gering.
Verbesserung der Gesundheitsvorsorge
Wie schwer sich Männer damit tun, einen Arzt aufzusuchen und ambulante Gesundheitsangebote zu nutzen, ist ein seit längerem bekanntes Problem. In ihrem Ersten Deutschen Männergesundheitsbericht hatte die Stiftung Männergesundheit bereits 2010 auf dieses Thema und die möglichen Folgen hingewiesen. Dazu zählt beispielsweise ein höherer Anteil der Männer bei den unter 65-jährigen, die versterben.
Viele dieser Sterbefälle wären vermeidbar, denn sie resultieren aus Rauchen, falscher Ernährung, Alkoholkonsum und fehlender Bewegung. Nicht nur in diesem Zusammenhang hat die Stiftung daher schon vor rund zehn Jahren dazu geraten, auch für Männer spezifische Zugangsmöglichkeiten zur Gesundheitsversorgung zu schaffen.
Gesundheitsförderung wird zu selten genutzt
Tatsächlich ist das „Wie“ dabei nach wie vor die größere Schwierigkeit. Denn Vorsorge- und Früherkennungsangebote bestehen sowohl für allgemeine Gesundheitsbereiche wie auch für spezielle Erkrankungen.
Mit der Verabschiedung des Präventionsgesetzes gibt es seit 2015 sogar noch weitreichendere gesetzliche Regelungen, um die Gesundheitsförderung zu stärken. Dazu gehören nicht nur höhere finanzielle Aufwendungen, etwa durch die Kranken- und andere Sozialversicherungen. Hierzu zählt auch die Weiterentwicklung von Gesundheits- und Früherkennungsuntersuchungen für alle Altersgruppen.
Genutzt werden diese Angebote aber immer noch zu selten, besonders Männer vermeiden den Arztbesuch für einen Check-Up.
Anreize schaffen für ein besseres Gesundheitsverhalten
Damit bleibt die Frage zu klären, mit welchen Mitteln Männer dazu bewegt werden können, häufiger einen Arzt aufzusuchen. Einige der Barrieren, die dabei eine Rolle spielen, wurden bereits genannt.
Wenn eine Krankheit zunächst keine offenkundigen Leiden verursacht, wenn die Risikofaktoren nicht bekannt sind oder die möglichen Belastungen für die Familie, könnte mehr Aufklärungsarbeit helfen. Das gilt in gleicher Weise für Tabuthemen.
Gelingt es, die öffentliche Wahrnehmung für (unangenehme) Gesundheitsthemen zu stärken, etwa durch gezielte Kampagnen, sinken womöglich auch die Hemmschwellen bei den Patienten. Öffentlichkeitsarbeit kann zusammen mit häufigeren Empfehlungen durch Ärzte sehr wohl dazu beitragen, dass beispielsweise die Darmkrebs-Prävention von mehr Männern genutzt wird.
Andere Anreize verfehlen hingegen häufig die Wirkung, die sie auf Patienten haben sollen. Vor allem finanzielle Vorteile oder Bonusprogramme beeinflussen das Gesundheitsverhalten kaum oder jedenfalls nicht nachhaltig.
Stattdessen könnte mit einem einfacheren Zugang zu Vorsorgeangeboten, was Terminfindung wie Wartezeiten anbelangt, eine der größeren Hürden beseitigt werden.
Begleitend dazu hilft auch eine Verschiebung des „Settings“, in dem die ärztliche Versorgung stattfindet, zum Beispiel in der näheren Wohnumgebung oder am Arbeitsplatz. Ein wichtiger Aspekt ist daneben eine bessere Ausrichtung auf die Zielgruppe.
Spiel mit den Rollenklischees
Solange das Gesundheitsverhalten von Männern noch von Rollenbildern geprägt ist, braucht es eine geeignete Ansprache, um eine Veränderung zu bewirken. Gesundheits-Apps beispielsweise können Spieltrieb und Wettbewerbsdenken aufgreifen, um sich intensiver mit dem eigenen gesundheitlichen Zustand auseinanderzusetzen.
Genauso kann die Sprache ihren Teil dazu beitragen, Hemmnisse im Bezug auf Gesundheitsthemen zu reduzieren. So hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. mit dem Programm „Achte auf deine Nüsse“ eine humorvolle Herangehensweise an ein ernstes Thema geschafft. So können schon in jungen Jahren Barrieren im Umgang mit vermeintlichen Tabuthemen abgebaut werden.
Auf diese Weise lassen sich gleichzeitig die üblichen Rollenbilder schrittweise ablösen. Sie dienen zwar als „Aufhänger“, um die Männer zu erreichen und in ihrem Gesundheitsverhalten zu beeinflussen. Im Erfolgsfall führt diese Form der Sensibilisierung schlussendlich dazu, dass die Vorstellung vom „starken Geschlecht“ sehr viel weniger eine Rolle spielt.
Damit ließe sich langfristig eine höhere Männerquote bei der Inanspruchnahme der verschiedenen Angebote der Gesundheitsversorgung erreichen. Zudem können sich Patienten im Vorfeld auf einen bevorstehenden Arztbesuch vorbereiten. Das gibt mitunter ebenfalls etwas mehr Sicherheit.