Als Frau verlieren Sie mit der Menopause innerhalb weniger Jahre 90 Prozent Ihrer hormonellen Versorgung. Das hat Auswirkungen auf Ihren Körper und Ihre Psyche. Nicht zuletzt verändern sich Liebe und Partnerschaft in den Wechseljahren.
In den Jahren des Klimakteriums stellt Ihr Körper sich um: Die Eierstöcke produzieren allmählich immer weniger der Hormone Östrogen und Progesteron (körpereigenes Gestagen). Das zunehmende Defizit der Botenstoffe sorgt in Ihrem Gehirn für Verwirrung. Die hormonellen Schwankungen bringen wichtige Schaltzentralen des Denkorgans derart durcheinander, dass es zu körperlichen und psychischen Veränderungen kommt.
Schwinden die Hormone, verschlechtert sich die Stimmung
Östrogen, das Hormon der Weiblichkeit, wirkt stabilisierend auf Ihre Psyche. Es führt tendenziell dazu, dass Frauen ein Nest bauen wollen, sich kümmern, andere umsorgen, dem Partner und den Kindern gegenüber tolerant sind. Sinken der Östrogen- und der Progesteronspiegel, häufen sich Momente schlechter Laune. Gerade noch sind Sie aufgekratzt und voller Energie, kurz darauf reizbar, lustlos oder todtraurig. Viele Frauen verstehen sich oft selbst nicht mehr. Manche nennen die Wechseljahre „Pubertät – nur andersrum“.
So wirken die Wechseljahre auf die Partnerschaft
Die meisten Frauen kennen die Effekte eines geringeren Östrogen- und Gestagenspiegels im Körper durch ihren Monatszyklus. Wenn in der zweiten Hälfte die Produktion der beiden Geschlechtshormone nachlässt, verursacht dieses Defizit Symptome. In den Wechseljahren zeigt sich diese Wirkung noch viel deutlicher. Einige der durch die Hormonschwankungen bedingten körperlichen und psychischen Probleme können sich direkt auf die Partnerschaft auswirken. Dazu gehören:
- innere Anspannung
- Reizbarkeit
- depressive Verstimmungen
- schlechterer Schlaf
- Libidomangel
- Trockenheit und Entzündungen in der Vagina
- Schmerzen im Unterleib und beim Sex
Viele Frauen empfinden sich bedingt durch diese Veränderungen oft nicht mehr so attraktiv wie früher. Sie nehmen an Gewicht zu, während die Haarpracht abnimmt. Die Lust auf Intimität mit dem Partner sinkt dabei in Kombination mit der hormonellen Umstellung auf einen Tiefpunkt. Hinzu kommt eventuell noch durch den Östrogenmangel verursachte Scheidentrockenheit, die Sex mit dem Partner unangenehm macht.
Das Altern an sich kann Probleme bereiten
Allerdings sind es nicht die Hormone allein, die bewirken, dass viele Frauen jetzt unausgeglichen oder niedergeschlagen sind. Hinzu kommt, dass das Klimakterium ein Signal darstellt für das Älterwerden, für Umbruch und Veränderung. Mütter müssen damit umgehen, dass ihre Kinder das Haus verlassen. Berufstätige sehen jüngere Kollegen auf der Überholspur vorbeiziehen. Frauen, die ihr Selbstwertgefühl aus ihrem guten Aussehen ziehen, erkennen plötzlich Spuren des Alters. Die Menopause signalisiert das Ende der Fruchtbarkeit. Die Zeit, Kinder zu bekommen, ist vorüber.
Es kommt viel zusammen für Frauen in mittleren Jahren. Jetzt ist die Zeit, im Leben Bilanz zu ziehen, und zu überlegen, wie Sie die verbleibenden Jahre gestalten wollen.
Stresstest für die Liebe in den Wechseljahren
Die Partnerschaft ist möglicherweise ebenfalls in die Jahre gekommen. Der Mann zeigt einen Bauchansatz, verbringt die Abende vielleicht lieber vor dem Fernseher als auf Partys. Wenn jahrelang die Kinder im Mittelpunkt standen, fehlt nun diese gemeinsame Basis. Manche Beziehung gerät jetzt ernsthaft in Gefahr, wenn ein Paar sich als solches aus den Augen verloren und keine gemeinsamen Interessen außerhalb der Familie gepflegt hat.
Tatsache ist, dass sich jedes dritte Ehepaar in Deutschland scheiden lässt. Die Mehrzahl der Scheidungen reichen Frauen ein. Die durchschnittliche Ehedauer beträgt 15 Jahre. Scheidungen im mittleren Lebensalter sind keine Seltenheit. Denn jetzt liegt noch ein Drittel des Lebens vor den Partnern und die Frage ist, ob sie diese Zeit gemeinsam verbringen wollen. Die frühere mit durch Östrogen und Progesteron getragene Duldsamkeit der Frau ist möglicherweise erschöpft. Ihr fällt auf, dass sie ihre eigenen Interessen meist hintenangestellt hat und dazu nicht mehr bereit ist.
Neu verhandeln: Liebe und Partnerschaft in den Wechseljahren
Eine Trennung muss nicht zwangsläufig die Folge sein. Vielen Paaren gelingt es, sich auf der Basis des langen Kennens und Vertrauens wieder anzunähern, die vernachlässigten Gemeinsamkeiten wiederzufinden. Experten raten, die Wechseljahre auch als Neubeginn der Beziehung zu betrachten. Es empfiehlt sich, offen über aktuell aufkommende Bedürfnisse zu sprechen und den Partner zu informieren, welche Gewohnheiten ein glückliches Miteinander stören. Auch das eventuell nachlassende sexuelle Verlangen sollte Thema sein. Unter Umständen finden Sie als Paar einen Weg, Sexualität gemeinsam wieder zu entdecken und zu genießen. Wichtig ist, wie in allen Phasen der Beziehung, offen miteinander zu kommunizieren, Wünsche, aber auch Probleme zu benennen.
Gelingt es einem Paar, die Krise zu überwinden und Liebe und Partnerschaft in den Wechseljahren neu zu erleben, hat es gute Chancen zusammenzubleiben. Kann es die Probleme nicht selbst lösen, hilft möglicherweise eine Paartherapie. Die Mühe kann sich lohnen. Umfragen haben gezeigt: Frauen, die in einer erfüllten Partnerschaft leben, kommen mit Wechseljahresbeschwerden besser zurecht.