Körpergewicht: Wann der BMI wichtig ist – und wann nicht

Körpergewicht: Wann der BMI wichtig ist – und wann nicht

Der BMI steht immer wieder in der Kritik. Wir erklären, wann er noch sinnvoll ist ...
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Normaler Body Mass Index gleich beste Aussichten auf ein langes Leben? Diese (stark verkürzte) Aussage stellen Mediziner schon länger infrage. Eine dänische Studie hat jetzt belegt: Das, was als normaler Body Mass Index gilt, ist bei Weitem nicht der Wert, der mit der längsten Lebenserwartung einhergeht. Ein Überblick über aktuelle Erkenntnisse rund um den Body Mass Index.

Wer sich nach etwas Rechnerei eines normalen Body Mass Index (BMI) versichern konnte, wähnte sich bisher in der Gewissheit: Alles in Ordnung – mein Gewicht ist optimal für meine Gesundheit. Jetzt haben dänische Wissenschaftler herausgefunden: Der BMI, der bis dato mit der niedrigsten Sterblichkeit in Verbindung gebracht wurde, hat sich verändert. Er ist heute weitaus höher als noch vor 30 Jahren – und zwar so hoch, dass er laut des Referenzrahmens der Weltgesundheitsorganisation WHO1 im Bereich „Übergewicht“ liegt.

So berechnet sich der BMI

Berechnet wird der BMI durch die Formel „Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße zum Quadrat“. Das Ergebnis an sich sagt noch nichts aus. In Bezug zur Gesundheit setzen es Referenzrahmen wie der der WHO. Danach gilt als normalgewichtig, wer einen BMI zwischen 18,50 und 24,99 hat. Bis dato heißt es: Je weiter entfernt der Wert vom Normbereich, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Krankheiten.

Hier können Sie Ihren BMI berechnen lassen

Da der Durchschnitts-BMI in den meisten Ländern in den letzten Jahren gestiegen ist, spielt in der Medizin vor allem der erhöhte bis stark erhöhte BMI eine Rolle. Laut Einstufung der WHO ist ein BMI zwischen 25 und 30 als Übergewicht zu werten. Ab 30 spricht man von Adipositas. Aktuell gilt nach WHO-Maßstab über die Hälfte der Weltbevölkerung als übergewichtig.

Übergewicht und erst recht Adipositas wirken sich im Normalfall negativ auf die Gesundheit aus: Die Wahrscheinlichkeit, schwer zu erkranken, steigt. Koronare Herzkrankheit, Typ-2-Diabetes oder ein Schlaganfall können die Folge von zu vielen Extra-Kilos sein. Doch die Gleichung „hoher BMI = geringere Lebenserwartung“ scheint so nicht mehr zu gelten – diesen Schluss lassen zumindest die Ergebnisse der dänischen Forscher zu.

Erhöhter BMI, kleineres Risiko

Die Wissenschaftler verglichen die Ergebnisse von drei bereits ausgewerteten Studien miteinander. Ihr Ziel war es, eine Antwort auf die Frage zu erhalten, wie sich der BMI, der mit der geringsten Sterblichkeit einhergeht, in den letzten Jahrzehnten verändert hat2.

Zwischen der ältesten und der jüngsten Studie lagen dabei über 30 Jahre (Studien-Ende: 1978, 1994 und 2013). Teilgenommen hatten daran jeweils ganz unterschiedliche Menschen aus Kopenhagen. Das überraschende Ergebnis: Die Teilnehmer mit der geringsten Sterblichkeit hatten in der Gruppe von 1978 im Durchschnitt einen BMI von 23 bis 24. Im Jahr 2013 hatten die Probanden mit der besten Gesundheit allerdings einen durchschnittlichen Wert von 27.

Das wirft die interessante Frage auf: Wenn Übergewicht das Risiko für Erkrankungen erhöht, warum waren die Studienteilnehmer mit einem erhöhten BMI diejenigen mit der geringsten Sterblichkeit?

Eine Antwort haben selbst die Studienautoren noch nicht. Spekuliert wird, dass leichtes Übergewicht bei einer Erkrankung wie ein Energiereservoir funktioniert und dadurch einen gesundheitlichen Vorteil bietet, den Normalgewichtige nicht haben. Hinzu kommt: Die Vergleichbarkeit der drei Studiengruppen ist schwierig, da ihre gesundheitlichen Voraussetzungen nicht dieselben waren.

BMI
Normalgewicht schützt nicht vor den gesundheitlichen Risiken ungesunder Ernährung

Abkehr vom BMI?

Wenn die Gleichung „Normalgewicht = optimale Lebenserwartung“ nicht mehr unbedingt gilt, wie viel Sinn hat der BMI dann noch? Einige Wissenschaftler und Ernährungsexperten behaupten bereits: Der BMI hat ausgedient als Wert für die Relation zwischen Körpergewicht und gesundheitlichen Risiken.

Die Gründe für diese Abkehr vom BMI sind vielfältig:

  • Der BMI berücksichtigt nicht die Zusammensetzung des Körpergewichts und die Tatsache, dass Muskeln schwerer sind als Fettgewebe. Wer normalgewichtig ist, aber kaum Muskelmasse besitzt, kommt besser weg, als jemand, der aufgrund vieler Muskeln und wenig Körperfett bei gleicher Körpergröße einige Kilos mehr wiegt.
  • Der BMI muss in Relation zu Geschlecht, Ethnie und Lebensalter gesetzt werden. In höherem Alter ist ein Wert leicht oberhalb des Normalgewichts zum Beispiel gesundheitlich günstiger.
  • Seit einigen Jahren gibt es immer mehr normalgewichtige Menschen mit Stoffwechselstörungen, wie man sie sonst nur bei Übergewichtigen antrifft. Gleichzeitig gibt es Übergewichtige, deren Krankheitsrisiko nicht erhöht ist.

Dann hat der BMI Sinn

Trotz dieser Kritik raten viele Gesundheitsexperten immer noch dazu, den BMI im Blick zu haben. Zum einen gibt er einen groben Anhaltspunkt für die gesundheitliche Einordnung des eigenen Körpergewichts, der selbst leicht zu ermitteln ist. Wer im Bereich Unter- oder Übergewicht liegt, sollte mit dem Hausarzt über sein Körpergewicht sprechen.

Wer im Normbereich liegt, sollte jedoch umdenken. Für ihn hat der BMI weitaus weniger Aussagekraft im Hinblick auf seine Gesundheit. Und: Vor den schädlichen Folgen ungesunder Ernährung, eines zu hohen Körperfettanteils oder von zu wenig Bewegung ist auch er nicht gefeit.

Bauch-Taille-Verhältnis wichtiger als BMI

Experten gehen heute davon aus, dass das Verhältnis des Bauch- zum Taillenumfangs mehr Rückschlüsse auf gesundheitliche Risiken zulässt, als der BMI. Es gilt als sicher, dass normalgewichtige Menschen mit einem überproportional großen Bauchumfang ein höheres gesundheitliches Risiko haben, als stark übergewichtige Menschen mit in Relation dazu kleinerem Bauchumfang.

Das Bauchfett (Fachbegriff: viszerales Fett) begünstigt zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen – nicht das Körpergewicht an sich.

Experten empfehlen daher, bei Übergewichtigen nicht nur den BMI zu ermitteln, sondern auch das Verhältnis Bauch zu Taille beziehungsweise den Anteil des viszeralen Fettes am Körpergewicht. Auch der Gesamtanteil der Körperfettes ist eine wichtige Marke bei der Beurteilung gesundheitlicher Risiken. Alle drei Werte sollten herangezogen werden, wenn das Körpergewicht gesundheitlich bewertet werden soll. Dick ist nicht immer gleich ungesund und schlank nicht gleich gesund.


1 WHO BMI classification

2 Change in Body Mass Index Associated With Lowest Mortality in Denmark, 1976-2013

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