Gesund geputzt: Die richtige Zahnpflege

Gesund geputzt: Die richtige Zahnpflege

Blitzblank, bis in die Zwischenräume: Unser Experte erklärt, was Sie über Zahn- und Mundhygiene wissen sollten ...
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Wie oft sollte man die Zähne putzen, wie wichtig sind Pflegehilfsmittel wie Interdental-Bürstchen, und ist eine Parodontitis behandelbar? Wir haben bei Dr. med. dent. Georg Thomas* nachgefragt, wie gute Zahnpflege auszusehen hat.

gesund & vital (g&v): Wie häufig sollte man die Zähne am Tag putzen?
Dr. Thomas: „‚Nach jeder Mahlzeit das Zähneputzen nicht vergessen‘, das habe ich als Kind noch gelernt. Inzwischen wissen wir, dass die Karies-auslösenden Bakterien spätestens alle 24 Stunden entfernt werden müssen. Die Empfehlung heißt heute vereinfacht, zweimal täglich, morgens und abends, Zähne putzen. Ganz wichtig aber ist: Nach der abendlichen Zahnpflege nichts mehr essen und keine gesüßten Getränke trinken. So können sich die Zähne nachts regenerieren und sind fit für den nächsten Tag.“

g&v: Elektrische Zahnbürste oder Handzahnbürste – was ist besser?
Dr. Thomas: „Vor der Frage elektrisch oder Hand steht als Erstes die Frage nach dem Druck auf die Zahnbürste. Jeder kennt das typische schrubbende Geräusch, wenn wir uns die Zähne putzen. Wer ein Schrubben hört, putzt aber viel zu stark. Weniger ist mehr. Zu starker Druck schädigt den Zahn und kann zu Kerben im Zahn führen. Wer nach einem Monat Benutzung eine verbogene Zahnbürste hat, putzt definitiv zu fest. Tipp: Die Zahnbürste in die Hand nehmen und den Druck auf der Küchenwaage prüfen. Alles über 100 Gramm Druck ist zu viel.

Eine elektrische Zahnbürste mit einem runden, oszillierenden Bürstenkopf erleichtert die Zahnreinigung ungemein. Damit nicht über die Zähne hin und her fahren, sondern den Bürstenkopf Zahn für Zahn jeweils einzeln nur leicht aufzusetzen. Dann erledigt die elektrische Bürste die Putzarbeit, denn genau dafür ist sie da.“

g&v: Spielt die Putztechnik beim Zähneputzen eine Rolle?
Dr. Thomas: „Die Putztechnik spielt eine entscheidende Rolle. Früher haben wir gelernt, in kreisenden Bewegungen von Rot nach Weiß zu putzen. Das sehen wir heute anders. Bei der Zahnpflege wollen wir die Zähne vor Karies und Parodontitis schützen. Für den Kariesschutz brauchen wir eine gute Pflege aller Zahnflächen, vor Paradontitis schützen wir uns durch eine zusätzlich gute Pflege des Übergangs vom Zahn zu Zahnfleisch.“

g&v: Wie wichtig sind Hilfsmittel wie Zahnseide, Interdental-Bürstchen und Mundspülung für die tägliche Pflege?
Dr. Thomas: „Die Zahnbürste kann nur die Bereiche reinigen, die wir auch sehen können. Ein Großteil des Zahnes ist aber im sogenannten Zahnzwischenraum versteckt. An der Berührungsfläche zwischen den Zähnen hat die Zahnbürste keine Chance, sie kann den Zahn hier nicht reinigen. Die Bakterien haben daher also im Zahnzwischenraum beste Möglichkeiten, den Zahn zu schädigen.

Wenn ich Karies im Zahnzwischenraum verhindern will, brauche ich als zusätzliches Hilfsmittel Zahnseide. Grundsätzlich heißt es hier: Einmal täglich Zahnseide ist ein Muss! Habe ich Brücken oder sehr große Zahnzwischenräume, dann sind Interdental-Bürstchen die ideale Hilfen. Unterstützend kann auch Mundspüllösung eingesetzt werden.“

g&v: Wie kommt Zahnstein an die Zähne?
Dr. Thomas: „Zahnstein entsteht aus unserem Speichel. Trocknet der Speichel auf der Oberfläche der Zähne, dann verbleiben Stoffe aus dem Speichel auf der Zahnoberfläche und verkrusten zu einem harten Belag, dem Zahnstein. Die Zahnsteinbildung ist dabei am stärksten im Bereich der Innenseiten der unteren Schneidezähne und der Außenfläche der oberen Seitenzähne feststellbar. Dies liegt daran, dass die Ausführungsgänge der Speicheldrüsen unter der Zungenspitze beziehungsweise im Bereich der großen Oberkieferseitenzähne liegen und damit dort die stärkste Zahnsteinbildung festzustellen ist.“

g&v: Was passiert mit den Zähnen, wenn Zahnstein nicht entfernt wird?
Dr. Thomas: „Zahnstein ist zunächst harmlos. Durch den Zahnstein wird aber die Oberfläche des Zahnes rau, Bakterien können sich einfacher ablagern, das Risiko für die Entstehung einer Parodontitis erhöht sich und die Pflege ist erschwert. Auch verfärbt sich Zahnstein schnell, wer also gerne Tee oder Kaffee trinkt oder raucht, wird wahrscheinlich über gelbliche Verfärbungen der Zähne klagen.“

Die Zahnbürste kann nur die Bereiche reinigen, die wir auch sehen können
„Die Zahnbürste kann nur die Bereiche reinigen, die wir auch sehen können“

g&v: Wie kommt es zu Zahnfleischbluten, und ist es immer ein Indikator für schlechte Mundhygiene?
Dr. Thomas: „Zahnfleischbluten ist ein erstes Alarmzeichen des Körpers. Es entsteht durch Bakterien, die unser Zahnfleisch krank machen. Das Zahnfleisch versucht, sich gegen die Bakterien zu wehren. Dazu benötigt es Abwehrstoffe. Damit diese Stoffe in genügender Anzahl am Zahnfleisch ankommen können, wird die Durchblutung extrem verstärkt. Dadurch wird das Zahnfleisch dicker, röter und blutet viel schneller. Da Zahnfleischbluten durch Bakterien entsteht, ist es ein Indiz dafür, dass in diesem Bereich Bakterien nicht gut genug entfernt wurden. Die Mundhygiene muss hier noch verbessert werden. Zahnfleischbluten kann aber auch andere Ursachen haben. In der Schwangerschaft beobachten wir oft Zahnfleischbluten. Allergien, Verletzungen oder bestimmte Medikamente können auch zu Zahnfleischbluten führen. Fragen Sie im Zweifel Ihren Zahnarzt.“

g&v: Welche Folgen hat eine Parodontitis und wie entsteht sie?
Dr. Thomas: „Parodontose oder Parodontitis wie wir heute sagen ist eine sehr ernste Erkrankung. Sie entsteht durch Bakterien, die zwischen Zahn und Zahnfleisch eindringen und den Knochen angreifen. Parodontitis ist also keine Alters- oder Verschleißerkrankung, wie es früher angenommen wurde. Sie macht den Knochen krank, der die Zähne festhält. Der Knochen geht in der Folge zurück, die Zähne werden locker und fallen aus. Neuen Studien zufolge haben Patienten, die unter Parodontitis leiden, ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Bei einer bestehenden Schwangerschaft kann eine aktive Parodontitis das Risiko einer Frühgeburt stark erhöhen.“

g&v: Ist Parodontitis behandelbar?
Dr. Thomas: „Parodontitis ist sehr gut behandelbar. Dabei gilt: je früher, desto besser. Der Zahnarzt kann früh durch einfache Untersuchungen die ersten Anzeichen einer Parodontits erkennen. Die Behandlung ist dabei immer ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Praxisteam und dem Patienten.

In der Praxis werden die Zähne und die Zahnfleischtaschen gründlich gereinigt und geglättet. Glatte Oberflächen machen es den Bakterien schwer, sich wieder anzulagern. Zu Hause müssen die Patienten dann bei der Zahnpflege die Problemzonen der Zahnflächen so gut pflegen, dass die Bakterien keine Chance haben, erneut Schaden anzurichten.“

g&v: Worauf muss man bei der Pflege von Zahnersatz wie Brücken, Kronen und Prothesen achten?
Dr. Thomas: „Brücken, Kronen und Prothesen brauchen genau so viel Pflege wie die eigenen natürlichen Zähne auch. Je nach Konstruktion von Brücken und Prothesen ist aber teilweise eine andere Pflegetechnik erforderlich. Müssen bei einer Brücke beispielsweise Zähne zur Stabilisierung miteinander verbunden werden, unterscheidet sich die Zahnzwischenraumpflege. In diesem Fall hilft zum Beispiel ein Zahnzwischenraumbürstchen oder eine spezielle Zahnseide mit verdicktem Ende.“

g&v: Wie sinnvoll ist eine professionelle Zahnreinigung?
Dr. Thomas: „Ganz gleich wie gut wir unsere Zahnpflege zu Hause betreiben, es gelingt nicht immer, alle Stellen ideal zu pflegen. Weiter entstehen im Laufe der Zeit Ablagerungen wie beispielsweise Zahnstein, den wir mit unseren häuslichen Zahnpflegemaßnahmen nicht mehr lösen können. Daher ist es für den gesunden Erhalt von Zahn und Zahnfleisch unbedingt erforderlich, diese Stellen regelmäßig reinigen zu lassen. Das verhindert die Anlagerung von Bakterien, die den Zähnen schaden.“

g&v: Wie oft sollte man eine professionelle Zahnreinigung machen lassen?
Dr. Thomas: „Üblicherweise wird eine Zahnreinigung regelmäßig einmal im Halbjahr durchgeführt. Je nach Krankheitsbild kann es aber auch notwendig sein, drei- oder viermal jährlich eine Zahnreinigung vornehmen zu lassen.“


*Unser Experte: Dr. med. dent. Georg Thomas ist niedergelassener Zahnarzt in Krefeld und Vorstandsmitglied der Zahnärztekammer Nordrhein

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