Geht uns etwas längere Zeit auf die Nerven, reagieren wir gereizt. Bei unserer Haut ist das nicht anders. Auf Reizungen reagiert sie mit Rötungen, Trockenheit oder sogar Entzündungen. Wir erklären, was die Haut dann wieder ins Lot bringt.
Die Haut ist ein Sensibelchen – schädliche Einflüsse von außen bringen sie schnell aus dem Gleichgewicht. Genauer: Sie stören die Hautbarriere – den natürlichen Schutzwall der Haut.
Schutz vor Reizungen: Die Hautbarriere
Ist die Haut gesund, ist sie durch ihren besonderen Aufbau vor äußeren Einflüssen gut geschützt:
Die Hornschicht
Mit einer Schicht aus verhornten Zellen grenzt sich die Haut nach außen ab. Diese sogenannte Hornschicht (nicht zu verwechseln mit Hornhaut) wird durch spezielle Fette (Fachbegriff: Lipide) zusammengehalten. Je besser die verhornten Zellen durch diesen Kitt zusammengehalten werden, desto besser schützt die Hornschicht die darunter liegenden Hautschichten vor schädlichen Einflüssen.
Der Säureschutzmantel
Ein Film aus Hautfett (Talg), Schweiß und Teilen der Hornzellen überzieht die Hornschicht: der sogenannte Hydrolipidfilm. Sein pH-Wert ist leicht sauer (5,5 pH). Das gefällt nützlichen Bakterien, die auf unserer Haut leben und dafür sorgen, dass krankmachende Keime sich darauf kaum vermehren können. Der saure Film wird darum auch „Säureschutzmantel“ der Haut genannt.
Gereizte Haut: Die Symptome
Hornschicht und Säureschutzmantel sorgen – wenn sie intakt sind – dafür, dass äußere Einflüsse der Haut erst einmal nicht viel anhaben können. Sind sie jedoch geschädigt oder nehmen die Reizungen überhand, kommt die Haut aus dem Gleichgewicht und reagiert gereizt mit …
- Jucken,
- Rötungen,
- Brennen und
- verstärkter Schuppung und Faltenbildung.
Wie stark die Haut auf äußere Reize reagiert, ist individuell unterschiedlich und auch vom Hauttyp abhängig. Ist sie von Natur aus empfindlich, fallen die Reaktionen darauf entsprechend häufiger und heftiger aus.
Wirklich reizend! Das setzt der Haut zu
Die Liste an Einflüssen, die unsere Haut „reizend“ findet, ist lang. Dabei kann es sich um chemische Stoffe handeln, aber auch um rein mechanische oder physikalische Reize.
Manchmal sind sogar an sich harmlose Stoffe die Ursache, weil die Haut überempfindlich ist oder ihre Schutzmechanismen nicht mehr gut genug funktionieren. Das ist zum Beispiel bei Menschen mit Schuppenflechte oder Neurodermitis der Fall.
Diese Einflüsse führen die Hitliste der reizenden Faktoren an:
Tenside
Sie stecken in Shampoos, Wasch- und Duschgels: waschaktive Substanzen (Fachbegriff: Tenside), die dafür sorgen, dass sich Keime und Schmutz von der Haut lösen und sich abspülen lassen.
Tenside lösen aber nicht nur Schmutz von der Haut, sondern auch den Kitt zwischen den Zellen der Hornschicht und das schützende Hautfett. Sind die Tenside zu aggressiv, können sie die Hautbarriere massiv stören und Reizungen auslösen.
Gleiches gilt, wenn die Tenside zwar mild sind, aber zu oft zum Einsatz kommen. Wäscht man sich zum Beispiel häufig die Hände oder das Gesicht, hat die dadurch angegriffene Hautbarriere zwischen den „Waschgängen“ nicht genug Zeit, sich zu erneuern. Ist sie einmal angeschlagen, werden bei jedem erneuten Kontakt mit Wasser und Tensiden weitere Bausteine der Hornschicht ausgeschwemmt. Die Folge ist eine schleichende Reizung der Haut.
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Kosmetische Inhaltsstoffe
Eigentlich wollen wir mit Kosmetik unserer Haut etwas Gutes tun. Tatsächlich können in Cremes und Co. aber Substanzen stecken, auf die gesunde, aber erst recht geschädigte Haut gereizt reagiert. Extrakte, Konservierungsstoffe, UV-Filter oder Duftstoffe zählen zu den kosmetischen Stoffen, die am häufigsten Reizungen auslösen. Aber auch Emulgatoren oder kosmetische Säuren (zum Beispiel Fruchtsäuren oder Salicylsäure), wie sie für Peelings verwendet werden, können die Haut reizen.
Selbst Vitamine wie Vitamin A oder C können in erhöhter Konzentration (zum Beispiel in Seren) Irritationen auslösen.
Grundsätzlich gilt: Nach Peelings sind Hautreizungen wahrscheinlicher. Der Grund: Ist die Hornschicht durch das Peelen dünner, ist sie durchlässiger für reizende Stoffe. Wer also eine Creme normalerweise gut verträgt, kann nach einem Peeling darauf mit Irritationen reagieren.
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Reibung durch Kleidung
Liegen das Shirt oder die Hose zu eng auf der Haut, kommt es bei Bewegung zu Reibung auf der Haut – und dadurch zu einer mechanischen Reizung. Ist das Gewebe dann noch undurchlässig für Wasserdampf und schwitzen wir, quillt die Hautoberfläche auf. Das macht sie durchlässig für Pilze und Bakterien. Vor allem in geschlossenen Schuhen ist das ein häufiges Problem.
Intensives UV-Licht
UV-Licht fügt den Zellen unserer Haut Schaden zu. Doch die Dosis macht das Gift. Schwache Strahlung kann die Haut normalerweise gut kompensieren. Intensive Strahlung jedoch kann eine starke Hautreizung – nichts anderes ist ein Sonnenbrand – verursachen.
Gereizte Haut: die richtige Behandlung
Um gereizte Haut zu behandeln, sollten Sie zweigleisig fahren: Stellen Sie als Erstes die reizenden Faktoren ab – sprich: Setzen Sie die Creme ab, waschen Sie Ihre Haut nur noch, wenn unbedingt nötig, oder tragen Sie nur noch atmungsaktive Kleidung, die nicht reibt.
Sorgen Sie dann dafür, dass die gereizte Haut sich regenerieren kann. Juckt die Haut und zeigt sie Anzeichen einer Entzündung (Rötung, leichte Schwellung), helfen Cremes mit Urea (Harnstoff) oder Nachtkerzenöl.
Setzen Sie dabei auf Produkte, die als Basis möglichst wenig Mineralölerzeugnisse wie Paraffin und stattdessen natürliche Basisöle (zum Beispiel Mandel-, Oliven- oder Sojaöl) enthalten. Pflanzliche Öle stärken – im Gegensatz zu ihren synthetischen Pendants – die Hautbarriere.
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Auch Wirkstoffe wie CM-Glucan (ein aus Hefe gewonnener Zuckerstoff), Vitamin E, Vitamin K und Panthenol helfen, die Haut zu beruhigen und ihre Heilung zu beschleunigen.
Achtung: Ist die Haut akut gereizt, sollten Sie keine sehr feuchtigkeitshaltigen oder wässrigen Lotionen oder Gels auftragen. Sie können Brennen auslösen und Rötungen verursachen. Setzen Sie diese Produkte erst wieder ein, wenn die Haut sich erholt hat. Greifen Sie für die Hautpflege in der Zwischenzeit stattdessen zu reichhaltigen, also fettreichen Basiscremes.
Reine Körper- oder Gesichtsöle (zum Beispiel auf Basis von Traubenkernöl oder Sanddornöl) können die Pflege der gereizten Haut wirkungsvoll ergänzen.