Fasten als Selbstheilung: Die Prinzipien der Schrothkur

Fasten als Selbstheilung: Die Prinzipien der Schrothkur

Die Selbstheilung fördern und den Körper reinigen - das will die Schrothkur. Was steckt dahinter?
Inhaltsverzeichnis

Eigentlich wollte der Fuhrmann Johann Schroth nur seine Knieverletzung kurieren und ahmte deshalb nach, was er bei seinen Pferden beobachtet hatte. Wenig Nahrung, wenig Flüssigkeit und Schonung – das schien ihm das Rezept für eine schnelle Heilung zu sein. Noch heute – fast 200 Jahre später – sind das die Prinzipien der nach ihm benannten Schrothkur.

Abnehmen und Entschlacken – dafür steht die Schrothkur heute für viele. Doch tatsächlich wurde die Schrothkur entwickelt, um den natürlichen Selbstheilungsprozess des Körpers zu unterstützen. Sie ist daher viel eher eine Form des sogenannten Heilfastens als eine Diät – auch wenn man als Fastender nach den Prinzipien Schroths zwangsläufig an Gewicht verliert.

Die Ursprünge der Schrothkur

Die Selbstheilungskraft des Körpers – bereits zu Schroths Zeiten beschäftigten sich die Menschen mit Naturheilverfahren, die genau das zum Ziel hatten. Darunter auch viele medizinische Laien.

Schroths Konzept einer heilsamen Kur basiert nicht auf medizinischen Erkenntnissen, sondern auf der Beobachtung, dass kranke Tiere weniger fressen und trinken und sich außerdem körperlich schonen. Als der Pferde-Experte nach einer Knieverletzung diese Prinzipien an sich selbst erfolgreich ausprobiert hatte, entwickelte er aufbauend auf seiner Erfahrung eine Heilmethode.

Ziel und Grundlagen der Schrothkur

Die Schrothkur will die natürliche Fähigkeit des Körpers, sich zu regenerieren und zu heilen, mobilisieren. Dabei spielt der Verdauungstrakt eine zentrale Rolle. Er soll sich durch eine spezielle Kost, die auf Salz verzichtet und extrem arm an tierischem Eiweiß ist, regenerieren und „entgiften“. Dadurch sollen Erneuerungs- und Heilungsprozesse im gesamten Körper angeregt werden. Feucht-warme Wickel wollen diesen Effekt noch unterstützen.

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Heute wird die Schrothkur in Kurkliniken in Deutschland und Österreich durchgeführt. Sie sollte mindestens eine Woche, besser zwei bis vier Wochen andauern. Wissenschaftliche Belege für eine nachhaltig gesundheitsfördernde Wirkung der Schrothkur gibt es nicht. Ihre Verfechter geben an, sie helfe unter anderem bei diesen Erkrankungen: Herz-Kreislauferkrankungen, Gicht, Rheuma, Erkrankungen des Verdauungstraktes, Typ-2-Diabetes, Migräne und Arteriosklerose.

So läuft die Kur ab

Viele Kur-Einrichtungen haben das ursprüngliche Konzept der Schrothkur aufgeweicht und berücksichtigen beim Essen und Trinken Prinzipien der modernen Ernährungswissenschaft. Andere halten sich immer noch streng an die Vorgaben Schroths. Grundsätzlich basiert die Schrothkur immer auf diesen vier Säulen:

1. Ernährung: salzarme Schonkost

Um den Darm zu entlasten, setzt die Schrothkur auf eine extrem salzarme Kost, die kaum Fette und kein tierisches Eiweiß enthält. Auf den Tellern der Kurenden landen daher vor allem Breie aus Reis, Gries oder Haferflocken, aber auch viel gedünstetes Gemüse oder Obst sowie frische Kräuter. Auch altbackene, ungesalzene Brötchen sind erlaubt. Trockenfrüchte und Sauerkraut sollen während der Kur für eine rege Darmtätigkeit sorgen.

Nicht nur was gegessen wird, ist festgelegt – auch wie viel. Nur etwa 700 Kalorien nehmen die Teilnehmer einer strengen Schrothkur pro Tag zu sich. Moderatere Schrothkur-Konzepte erlauben bis zu 1.500 Kalorien.

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2. Flüssigkeitszufuhr: Trink- und Trockentage

Durch sogenannte Trockentage soll während einer Schrothkur ein „Reiz“ gesetzt werden, der Stoffwechselprozesse aktiviert. An diesen drei aufeinander folgenden Tagen darf höchstens ein halber Liter getrunken werden. Die strenge Form der Schroth-Kur empfiehlt hierfür Wein, da er angeblich die Psyche stabilisiere und schnell verfügbare Energie spende. Auf die Trockentage folgen vier Trinktage, an denen reichlich Tee, Fruchtsaft und (Heil-)wasser getrunken werden darf.

3. Warme Wickel: die Schrothsche Packung

Zur Schrothkur gehören neben der speziellen Ernährung auch feucht-warme Wickel. Der Kurende wird dafür zunächst in feuchte Leinentücher gepackt, die dann mit trockenen Laken umwickelt werden. Anschließend sorgen Wärmflaschen dafür, dass der Körper durchwärmt wird. Diese sogenannten „Schrothschen Packungen“ sollen die „Entgiftung“ des Körpers zusätzlich von außen anregen und zur Entspannung beitragen.

4. Wechsel von Ruhe & Bewegung

An den Trockentagen ist körperliche Anstrengung verboten, damit der Körper sich regenerieren kann. Entspannungseinheiten mit Autogenem Training, Yoga, Meditation und Qi Gong sollen diesen Effekt fördern. An den Trinktagen darf – um den Stoffwechsel anzuregen – moderater Sport getrieben werden, wie zum Beispiel Wandern, Nordic Walking oder Golf.

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Yoga hilft beim Entspannen im Rahmen der Schrothkur
Schrothkur: Yoga hilft beim Entspannen.

Risiken der Schrothkur

Die Schrothkur basiert auf naturheilkundlichen Theorien, nicht auf medizinischem Wissen. Auch wenn ihre Anhänger auf ihre positiven Effekte schwören – nach ernährungswissenschaftlichen Maßstäben birgt sie gesundheitliche Risiken:

Zu wenig Eiweiß: Während der Schrothkur werden täglich nur etwa 15 Gramm Eiweiß aus pflanzlichen Quellen aufgenommen. Der normale Bedarf liegt bei 50 bis 70 Gramm Eiweiß pro Tag. Eine Unterversorgung mit Eiweiß kann dazu führen, dass der Körper seine Reserven angreift und unter anderem Muskulatur abgebaut wird. Je länger eine Schrothkur darum durchgeführt wird, desto schädlicher ist die tägliche Unterversorgung mit dem Nährstoff.

Gefahr des Jojo-Effekts: Die stark reduzierte Kalorienzufuhr greift auf Dauer massiv in den Stoffwechsel ein. Der Körper läuft dann im „Hunger-Modus“. Wird nach der Kur wieder gegessen wie vorher, tritt der Jojo-Effekt ein: Das Körpergewicht steigt schnell wieder an – eventuell sogar über den Ausgangswert vor der Kur.

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Mangel an Fettsäuren: Während der Kur nimmt der Körper durch den Verzicht auf Fette zu wenig essentielle Fettsäuren auf. Das kann auf Dauer zu Mangelerscheinungen führen – je nachdem wie lange die Kur andauert.

Alkohol als Durstlöscher: Alkohol hemmt die Leberfunktion (und damit den Stoffwechsel) und wirkt außerdem harntreibend. Da der Wein an den Trockentagen getrunken wird, kann letzteres zu einem Flüssigkeitsmangel führen.

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Zweifelhafte Entgiftung: Das Konzept der Entgiftung und Reinigung des Körpers von Schlacken hat keine wissenschaftliche Grundlage. Der Körper scheidet zu jeder Zeit Schadstoffe über die Nieren aus – vorausgesetzt er hat dafür genug Flüssigkeit zur Verfügung. Eine Einlagerung von sogenannten Schlacken ist aus medizinischer Sicht nicht möglich.

Was bringt die Schrothkur überhaupt?

Mittlerweile gibt es Kur-Einrichtungen, die modifizierte Versionen der Schrothkur anbieten und auf eine ausgewogene Ernährung und normales Trinkverhalten setzen. Dennoch: Die Schrothkur will eine Auszeit vom Alltag sein und stellt keine dauerhafte Ernährungsform dar. Zwar findet in den meisten Kur-Einrichtungen auch eine Unterweisung in gesunder Ernährung und Lebensführung statt. Doch einen expliziten Effekt auf den Alltag der Kurenden hat die Schrothkur nicht zum Ziel.

Genau darin steckt jedoch einer ihrer Schwachpunkte: Wer Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes in den Griff kriegen will (und muss), sollte sein Essverhalten und seinen Lebensstil dauerhaft umstellen. Gleiches gilt für das Ziel, sein Körpergewicht zu reduzieren. Dazu kann die Schrothkur einen Anstoß geben. Sie darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gesundheitsfürsorge und Gewichtskontrolle tägliche Aufgaben sind, die durch eine mehrwöchige Kur nicht ersetzt werden können.

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