Elektrische Händetrockner gelten als schnell, effizient und umweltfreundlich. Aber sind sie auch wirklich hygienischer als Papiertücher?
Laut verschiedenen Studien sind elektrische Drucklufthandtrockner, bei denen man die Hände zwischen den Düsen auf und ab bewegt, wahre Bakterienschleudern. Im Gegensatz zu Warmlufttrocknern, die durch den geringen Luftstrom ewig brauchen um die Hände wirklich trocken zu bekommen, soll die Anzahl der Erreger in den High-Speed-Händetrocknern sogar 60-mal höher sein. Aber stimmt das wirklich oder ist das alles nur Panikmache?
Elektrische Händetrockner, Papiertücher oder Stofftücher?
Klassische Papierhandtücher, Rollen mit Stofftüchern oder elektrische Händetrockner, jeder von ihnen soll für hygienisch trockene Hände nach dem Waschen sorgen. Solange die Hände nämlich noch feucht sind, tummeln sich dort auch noch viele Bakterien. Deswegen ist das Trocknen so extrem wichtig. Nun gibt es insbesondere in Bezug auf die elektrischen Händetrockner viele Kritiker, weshalb diese Geräte nicht den besten Ruf haben. Sie gelten mit einer Trocknungszeit von durchschnittlich knapp einer Minute als sehr lang andauernd, sind Stromfresser und viel zu laut.
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Einzig die noch recht neuen und modernen Jetstream-Händetrockner verändern das Bild langsam wieder ins Positive. Mit 690 km/h bläst beispielsweise der Dyson AirBlade™ die Luft aus einer schmalen Öffnung und trocknet die Hände innerhalb von 10 Sekunden. Dank des integrierten HEPA-Filters kommt sogar saubere und partikelfreie Luft aus den Düsen. Zudem sind die neuen Geräte deutlich energiesparender und leiser, als ihre Vorgänger. Auch im Gegensatz zu Papier- und Stoffhandtüchern können elektrische Händetrockner punkten:
- Bis zu 81% weniger CO2
- Keine immer wiederkehrenden Anschaffungs-, Personal-, Lager- und Entsorgungskosten
Da stellt man sich schon die Frage, warum elektrische Händetrockner als Keimschleudern gelten, wenn sie sogar Hygienezulassungen für die Lebensmittelbranche besitzen oder in vielen öffentlichen Einrichtungen und Pflegeheimen eingesetzt werden.

Elektrische Händetrockner sind Keimschleudern – stimmt das?
Papierhandtücher und elektrische Händetrockner werden oft und gerne miteinander verglichen. Hierzu wurden unzählige Studien durchgeführt, wovon jedoch viele kein eindeutiges Ergebnis präsentierten oder Mängel bei der Durchführung aufwiesen. Zur Verdeutlichung haben wir ein paar Testergebnisse zusammengetragen:
117 % höhere Keimbelastung als vor dem Trocknen!
Eine im Jahr 2005 durchgeführte Untersuchung kam unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Menge an Bakterien auf den Händen nach dem Trocknen mit einem Händetrockner sagenhafte 117 % höher sei als vorher! In Auftrag gegeben wurde die Studie von der deutschen Zellstoffindustrie, weshalb die Ergebnisse nicht sonderlich verwundern und auch nicht allzu ernst genommen werden sollten.
99,9 % der Bakterien wurden von den Händen entfernt
Im Jahr 2008 kam die britische Royal Society for Public Health zu dem Ergebnis, dass der Drucklufttrockner AirBlade™ satte 99,9 % der auf den Händen befindlichen Mikroorganismen entfernt. Die Studie bezieht sich jedoch ausschließlich auf den Jet-Trockner des Herstellers Dyson, der sein Produkt aber schon 2006 auf den Markt gebracht hat.
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Keine gesundheitlichen Bedenken
2014 stellt das Umweltbundesamt in einer Studie allen Handtrocknungssystemen ein gutes Zeugnis aus. Selbst bei den stets bemängelten Hochgeschwindigkeitstrocknern bestünden keine gesundheitlichen Bedenken.
1300-mal mehr Keime, die durch die Luft gewirbelt werden
2016 kommt das Journal of Applied Microbiology im Rahmen einer Studie zu dem Ergebnis, dass elektrische Händetrockner 1300-mal mehr schädliche Bakterien durch die Luft wirbeln, wie herkömmliche Papiertücher. Selbst im Vergleich zu den nicht mehr so modernen Warmlufttrockner seien es noch 60-mal so viele Mikroorganismen.
Nachdem der NDR Ende 2016 einen Beitrag zum Thema Handtrocknungssysteme und deren Hygiene veröffentlicht hat, gab es sogar eine Stellungnahme und die Beantwortung verschiedener Fragen von Dyson direkt. So findet der Hersteller zum Beispiel die in der Untersuchung gefundenen Bakterien nicht ungewöhnlich für einen öffentlichen Waschraum. Und auch die gemessene Keimzahl stellt unter mikrobiologischen Gesichtspunkten keinen signifikanten Unterschied zu Waschräumen mit Papierhandtüchern dar.
Auch hier wird nochmals deutlich, dass die meisten Auswertungen, Studien und Testreihen keine wirklichen wissenschaftlichen Belege darstellen. Somit können auch keine eindeutigen Rückschlüsse gezogen werden, welche Trocknungsmethode denn nun am hygienischsten ist und welche nicht. Viel wichtiger als das Trocknen ist sowieso das richtige Händewaschen.