Sie haben unzählige Diäten ausprobiert, treiben regelmäßig Sport, verzichten auf viele Dinge und nehmen trotzdem nicht so recht ab? Grund hierfür könnten Ihre Darmbakterien sein.
Im menschlichen Darm tummeln sich zig verschiedene Bakterienstämme – und das ist grundsätzlich auch gut so und wichtig für unsere Gesundheit. Manche Darmbakterien können aber unter bestimmten Voraussetzungen vom eigentlichen Helferlein zum Dickmacher und umgekehrt werden. Welche Bakterien das sind und wie uns diese trotzdem beim Abnehmen unterstützen können, erfahren Sie bei uns.
Darmbakterien Firmicutes und Bacteroidetes
– Dickmacher und Helfer zugleich
Jeder einzelne Bakterienstamm, der auf natürliche Weise im Darm angesiedelt ist, hat seinen Sinn und erfüllt einen bestimmten Zweck. Sie sind also definitiv nicht „böse“, sondern haben eigentlich nur Gutes im Sinn. Zum Übeltäter werden manche Bakterien erst dann, wenn wir zu viele oder zu wenige von ihnen im Darm haben. So auch bei den Darmbakterien Firmicutes und Bacteroidetes.

Firmicutis-Bakterien – Der Dickmacher
Diese Darmbakterien lieben Zucker und Fett und können unverdauliche Ballaststoffe spalten. Positiv zu vermerken ist, dass Firmicutis dadurch selbst aus dem kleinsten Krümel Brot noch Kalorien herausholen kann. Wenn es also nicht genug zu essen gibt, machen sie unsere Haut „dicker“. Dank dieses kleinen Helfers schafften es schon die Neandertaler, bei eiskalten Wintern oder Dürreperioden trotz wenig Nahrung zu überleben. Es gibt jedoch auch einen Nachteil, denn dieser Bakterienstamm ist unter anderem mitverantwortlich für die Lust auf Dickmacher.
Bakterien ziehen zu viel Energie aus der Nahrung
Gibt es jedoch zu viele Firmicutis-Bakterien im Darmtrakt, können diese zum Mitverursacher von Übergewicht werden. Wenn sich zu viele dieser Bakterien im Darm befinden, nimmt der Mensch gut 10% mehr Kalorien zu sich, als das normalerweise der Fall wäre. Das bestätigen auch Forscher, die festgestellt haben, dass es einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und der Anzahl der Firmicutesbakterien im Darm gibt.
Wenn ein Überschuss an Firmicutis nicht genetisch bedingt ist, ist die Ernährung daran schuld. Wer nämlich zu wenige Ballaststoffe und zu viele industriell verarbeitete Lebensmittel isst, der sorgt für ein schnelles Wachstum der Firmicutis-Bakterien. Sie können also ganz gezielt mit ausgewogener und gesunder Ernährung selbst was dagegen tun.

Darmbakterie Bacteroidetes – Der Schlankmacher
Bacteroidetes sind im Gegensatz zu den Firmicutis Bakterien wahrlich keine Meister bei der Verwertung von Fetten. Das hat aber wiederum den großen Vorteil, dass zugeführte Nahrung nicht so schnell ansetzt. So ist es nicht verwunderlich, dass Normalgewichtige mehr Bacteroidetes- als Firmicutis-Bakterien besitzen.
Das Gleichgewicht wiederherstellen
Sollten Sie einmal zu wenige der „Schlankmacher-Bakterien“ haben, können Sie dieses Defizit ganz einfach mit der Zufuhr von Ballaststoffen wieder ausgleichen. Sollte das Defizit nicht ausgeglichen werden, dann vermehren sich die Dickmacher-Bakterien Firmicutis im Darm und Sie nehmen zu. Vermehren sich im Umkehrschluss die Bacteroidetes, dann nehmen Sie ab. Achten Sie also bei Ihrer Ernährung auf ausgewählte Ballaststoffe wie:
- Obst mit Schale,
- Hülsenfrüchte,
- Lauch und Zwiebeln,
- Chicorée und Endiviensalat,
- Hafer und Hirse,
- oder Pastinaken.
Solange ein Gleichgewicht von ungefähr 1:1 zwischen Firmicutis und Bacteroidetes im Darm herrscht, gibt es auch keine Probleme mit dem Gewicht und beide tun ihren Dienst.
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Akkermansia muciniphila – Das neue „Wunder-Bakterium“?
Neben Bacteroidetes und Firmicutes gibt es noch eine ganze Reihe weiterer wichtiger Darmbakterien. Ein Bakterienstamm sorgt gerade für viel Aufsehen: Akkermansia muciniphila, welches im Übrigen erst Anfang der 2000er Jahre von Forschern entdeckt wurde.
Akkermansia Bakterien sind für die Neubildung der Darmschleimhaut verantwortlich und leben in der Mucinschicht (Schleimschicht) des Darms – daher auch der Beiname „muciniphila“. Bereits im Jahr 2015 fand man im Rahmen einer Studie der katholischen Universität Saint Luc im belgischen Louvaine heraus, dass dieser Bakterienstamm wahrscheinlich Auswirkungen auf das Gewicht und den Stoffwechsel hat. Allerdings wurden die Tests an Mäusen durchgeführt.
Bakterien halfen beim Abnehmen
Im Jahr 2018 wurde eine weitere Studie veröffentlicht – dieses Mal jedoch mit Menschen. Getestet wurden über einen Zeitraum von drei Monaten abgetötete und lebende Akkermansia-muciniphila-Bakterien sowie ein Placebo-Präparat. Das Forscherteam kam zu dem Ergebnis, dass sich insbesondere mithilfe der abgestorbenen Bakterien, das Körpergewicht, der Stoffwechsel und auch die Leberwerte der übergewichtigen und teils adipösen Probanden deutlich verbesserte.
Und das ohne zusätzliche Diät oder Einschränkungen bzw. Umstellung der Ernährung. Auch Nebenwirkungen soll es nicht gegeben haben. Einige der Studienteilnehmer verloren sogar rund ein Kilo Körperfett und etwas mehr als zwei Kilo ihres Körpergewichts.
Weitere Studien sind notwendig
Aufgrund der kleinen Anzahl an getesteten Probanden ist diese Studie noch keine Garantie dafür, dass abgestorbene Akkermansia Bakterien auch wirklich funktionieren und zur neuen „Abnehm-Wunderwaffe auf natürliche Weise“ werden können.