In Zeiten von Brazilian Waxing und Männern, die sich die Brust rasieren, stellt sich unweigerlich die Frage: Warum haben wir Menschen eigentlich Körperbehaarung?
Schon im Alten Ägypten galt ein komplett enthaarter Körper als Schönheitsideal. Zum Teil hatte das hygienische, zum Teil rein ästhetische Gründe. Mittlerweile ist dieses Ideal auch bei uns angekommen. Und das nicht nur bei den Frauen. Auch Männer greifen zu Wachs und Enthaarungscreme oder lassen sich die Brust- und Schamhaare per Laser oder IPL entfernen.
Dafür lässt der moderne Mann es obenrum sprießen, der Trend der letzten Jahre lautet: Vollbart. Ist unsere natürliche Körperbehaarung also nur schmückendes Beiwerk, das wir willkürlich entfernen oder sprießen lassen können? Oder erfüllt sie eine wichtige Funktion? Wir verraten es Ihnen.
Die verschiedenen Arten der Körperbehaarung
Unsere ersten Haare bekommen wir schon im Mutterbauch: Das sogenannte Lanugohaar schützt Embryos vor äußeren Einflüssen und fällt normalerweise kurz vor der Geburt aus, spätestens aber kurz danach.
In den ersten Lebensjahren bildet sich dann das sogenannte Vellushaar, das auch als Flaumhaar bezeichnet wird. Es bedeckt den ganzen Körper, bis auf die Handinnenflächen, Fußsohlen, Brustwarzen und Lippen. Da das feine Vellushaar nur wenige Pigmente hat, ist es an den meisten Stellen kaum zu sehen.
Spätestens mit Beginn der Pubertät ersetzt nach und nach das Terminalhaar das Vellushaar. Das Terminalhaar ist länger und kräftiger und besteht aus drei Schichten: dem Haarmark, der Haarrinde und der Schuppenschicht. Es ist vollständig pigmentiert und daher gut erkennbar. Es umfasst neben dem Kopf-, Scham- und Achselhaar auch die Arm- und Beinbehaarung sowie die Haare im Gesicht. Dazu zählen die Augenbrauen und Wimpern sowie Ohr-, Nasen- und Barthaare.
Nicht alle Menschen sind gleich stark behaart. Männer haben in der Regel einen kräftigeren Haarwuchs als Frauen. Doch nicht nur das Geschlecht, sondern auch die genetische Veranlagung und der Hormonhaushalt des Einzelnen sind ausschlaggebend dafür, wie sehr es sprießt.

Welche Funktion hat(te) unsere Körperbehaarung?
In den frühen Jahren der Evolution war die Körperbehaarung des Menschen weit ausgeprägter als heute. Sie hatte vermutlich vor allem eine Funktion: Schutz vor Kälte, aber auch vor starker UV-Strahlung. Die Härchen in der Nase und den Ohren sowie die Augenbrauen und Wimpern dagegen sollen wohl Fremdkörper, Staub oder Schweiß auffangen und kleine Tierchen daran hindern, in die Körperöffnungen zu krabbeln.
Besonders dicht ist der natürliche Haarwuchs im Schambereich und unter den Achseln. Die plausibelste Erklärung lautet auch hier: Sie halten Schadstoffe und Krankheitserreger fern. Außerdem schützen sie die Haut vor Reibung. In beiden Bereichen befinden sich zudem Drüsen, die Duftstoffe ausschütten, die sich in den Haaren festsetzen und von dort verströmen. Womöglich dienten sie vor langer Zeit einmal als sexuelle Lockmittel. Hinzu kommt, dass wir in den Achselhöhlen und im Intimbereich vermehrt schwitzen. Die Achsel- und Schamhaare fangen den Schweiß auf, der von dort verdunstet. Sie sorgen also für eine natürliche Temperatur-Regulierung. Immerhin diese Funktion ist auch für den modernen Menschen noch nützlich.
Moderne Körperbehaarung: Sprießen lassen oder rasieren?
Aus medizinischer bzw. biologischer Sicht ist Körperbehaarung heutzutage weitestgehend ohne Funktion. Gleichzeitig ist rasierte Haut nicht gesünder als unrasierte – eine gute Körperhygiene vorausgesetzt. Wer wie und wo rasiert, ist eine persönliche Entscheidung aus kosmetischen, ästhetischen Gründen und Vorlieben. Immerhin das Kopfhaar erfüllt auch heute noch eine gewisse Funktion, wenn auch keine überlebenswichtige, sondern eine rein soziologisch-psychologische. Die Haare gelten nämlich als Spiegel der Seele und der Gesundheit – und als ein Merkmal, auf das Männer bei Frauen beim ersten Aufeinandertreffen angeblich besonders achten.