Tinnitus-Behandlung – wer und was hilft?

Tinnitus-Behandlung – wer und was hilft?

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Gelegentlich Ohrgeräusche wie ein Summen, Klingeln oder Pfeifen wahrzunehmen ist völlig normal und oftmals verschwinden sie nach kurzer Zeit wieder. Bei Menschen mit einem Tinnitus aurium, kurz Tinnitus, halten die Geräusche jedoch länger an und können Betroffene stark einschränken.1 Erfahren Sie hier, was sich dagegen tun lässt und welche Behandlungen helfen.

Woher kommen die Ohrgeräusche?

Für das Ohrensausen gibt es verschiedene Ursachen. Oft ist Lärm der Hauptgrund.1 Er schädigt die Sinneszellen der Hörschnecke im Innenohr. Mögliche Auslöser für die Ohrgeräusche sind eine laute Umgebung oder ein kurz anhaltendes, extremes Geräusch (zum Beispiel eine Explosion).

Meist geht ein Tinnitus von selbst wieder weg.1 Auch wenn er ganz unvermittelt auftritt, dauert er normalerweise nicht länger als eine Minute.1 Bei manchen Betroffenen bleiben die Beschwerden jedoch länger bestehen. Halten die Ohrgeräusche mehr als drei Monate an, bezeichnen Experten das als chronischen Tinnitus. Dann braucht es neben Selbsthilfe-Tipps auch noch zusätzliche Behandlungswege, damit Patienten ihren Alltag wieder als lebenswert empfinden.

Was tun bei Tinnitus? Zu Beginn erfolgt die Diagnose

Als erste Anlaufstelle für eine Behandlung bei Tinnitus gelten Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Sie sind in dem Fall die Spezialisten und wissen, was gegen die lästigen Ohrgeräusche hilft. Für eine Diagnose fragen sie zu Beginn nach den genauen Beschwerden: Wann treten die Ohrgeräusche auf? Wie hören sie sich an? Gibt es andere Begleitsymptome wie ein Druckgefühl im Ohr? Zusätzlich untersucht der Mediziner den Gehörgang und führt Hörtests durch.

Aufschlussreich kann auch eine zahnärztliche Untersuchung sein, um Probleme im Kieferbereich auszuschließen. Mithilfe der Untersuchungsergebnisse bestimmt der Arzt die Art des Tinnitus und die Behandlung, welche von der jeweiligen Ursache abhängt.

Behandlung eines akuten Tinnitus

Bewahren Sie Ruhe und sorgen Sie für ausreichend Schlaf. Sind die Geräusche am nächsten Morgen noch da, sollten Sie umgehend einen Arzt kontaktieren. Verspüren Sie zudem ein taubes Ohr, suchen Sie ebenfalls einen Mediziner auf – es besteht der Verdacht auf einen Hörsturz. Wer die Regel „je früher, desto besser“ einhält, der erhöht seine Heilungschancen.2 Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen verschwindet der akute Tinnitus im Verlauf der Behandlung oder auch ohne eine Therapie nahezu vollständig.2

Was hilft bei einem chronischen Tinnitus?

In einem solchen Fall orientiert sich die Behandlung des Tinnitus am Schweregrad der Belastung und möglichen Begleiterkrankungen. Ziel ist es, die Lebensqualität von Patienten zu verbessern und den belastenden Zustand erträglich zu machen. Grundlage hierfür sind eine umfassende Aufklärung und Beratung. Doch es braucht auch die Mitarbeit des Patienten, um Veränderungen von Denk- und Verhaltensmustern zu erreichen.

Eine Therapie soll zudem folgende Punkte abdecken:

  • Ohrgeräusche akzeptieren und sie möglichst „ausblenden“
  • Ablenkungsstrategien erlernen
  • Wohlbefinden fördern
  • Stress bewältigen

Wichtig ist außerdem, Betroffenen Resignation und Ängste zu nehmen. Denn viele Personen mit einem chronischen Tinnitus berichten, dass die Ohrgeräusche mit der Zeit auszuhalten sind und sie ein Leben mit nur geringen Einschränkungen führen.

Behandlung bei bekannter Tinnitus-Ursache

Konnte ein Arzt die Ursache für die Ohrgeräusche finden, besteht die Therapie aus der Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung. Bei beispielsweise Bluthochdruck kommen entsprechende Medikamente zum Einsatz. Mögliche Gefäßstörungen oder -veränderungen können operativ beseitigt werden. Blockaden des Kiefers oder in der Halswirbelsäule korrigiert ein Spezialist. War die Therapie der auslösenden Krankheit erfolgreich, verschwindet meist auch der Tinnitus wieder.1

Maßnahmen bei unbekannten Auslösern des Tinnitus

Was tun, wenn sich keine Ursache des Tinnitus feststellen lässt? Dann zielt die Behandlung vor allem darauf ab, die Beschwerden zu lindern und Möglichkeiten zu finden, mit den Ohrgeräuschen umzugehen:1,

  • kognitive Verhaltenstherapie: Hier ist alles auf die Einstellung des Patienten zum Tinnitus ausgerichtet. Betroffene sollen Belastungsfaktoren wie auch negative Haltungen ab- und gleichzeitig Ressourcen zur Bewältigung aufbauen. Das kann zu einem vitalen sowie selbstbestimmten Leben beitragen.
  • Entspannungstechniken/Stressmanagement: Entspannung ist in jeder Phase der Erkrankung wichtig. Durch verschiedene Techniken gelingt es, die Konzentration von den lästigen Ohrgeräuschen wegzulenken. Dazu zählen zum Beispiel autogenes Training oder progressive Muskelentspannung.
  • Hörhilfen/Hörtraining: Geht Tinnitus mit einem Hörverlust einher, kann ein Hörgerät Erleichterung verschaffen. Das Hilfsmittel wirkt sich in der Regel günstig auf die Ohrgeräusche aus.
  • Musiktherapie: Mit der Hilfe von Musik wird das Gehör durch das bewusste Hören von Klängen neu geschult. Die dabei verwendete Musik sollte auf die Frequenz des Tinnitus abgestimmt sein. Es gibt zwar keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit, die Methode fördert aber die Entspannung und unterstützt eine Behandlung.

Bislang gibt es kein Medikament, das den Tinnitus verringert oder sogar beendet. Jedoch lassen sich unter Umständen Begleiterscheinungen wie Depressionen und Angsterkrankungen mit bestimmten Psychopharmaka behandeln.5 Auch eine mögliche Stressbelastung lässt sich durch die Medikation vermindern, was oftmals zu einer Verringerung der Belastung durch den Tinnitus führt.5 Für die Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln oder Akupunktur fehlen entsprechende Nachweise, durch Letztere lassen sich aber beispielsweise Verspannungen lösen.4

In jedem Fall spielen eine gute Aufklärung sowie psychotherapeutische Betreuung – gegebenenfalls in Kombination mit hörverbessernden Maßnahmen – eine entscheidende Rolle für den Erfolg einer Tinnitus-Behandlung. Auch die Teilnahme an Selbsthilfegruppen erleichtert vielen Patienten den Umgang mit ihren Ohrgeräuschen.

> Hörgerät kaufen: In vier Schritten zum idealen Modell 

> Hörschäden durch laute Musik

 

1 „Ohrgeräusche (Tinnitus)“. gesund.bund.de, https://gesund.bund.de/tinnitus. Zugegriffen 19. Juli 2022.

2 „Deutsche Tinnitus-Liga e.V. – Akuter Tinnitus“. Tinnitus-liga.de, https://www.tinnitus-liga.de/pages/tinnitus-sonstige-hoerbeeintraechtigungen/tinnitus/akuter-tinnitus.php. Zugegriffen 19. Juli 2022.

3 „Deutsche Tinnitus-Liga e.V. – Behandlung bei Tinnitus“. Tinnitus-liga.de, https://www.tinnitus-liga.de/pages/tinnitus-sonstige-hoerbeeintraechtigungen/tinnitus/behandlung.php. Zugegriffen 19. Juli 2022.

4 „Tinnitus-Behandlung beim HNO-Arzt » Tinnitus » Krankheiten » HNO-Ärzte-im-Netz »“. Hno-aerzte-im-netz.de, https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/tinnitus/tinnitus-behandlung-beim-hno-arzt.html. Zugegriffen 19. Juli 2022.

5 „AWMF: Detail“. Awmf.org, https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/017-064p_S3_Chronischer_Tinnitus_2021-09.pdf. S. 8. Zugegriffen 19. Juli 2022.

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