Im Gegensatz zu vielen anderen Krebsarten bestehen bei Morbus Hodgkin gute Heilungschancen – insbesondere wenn die Krankheit frühzeitig erkannt wird. Wir erklären, auf welche Symptome Sie achten sollten und wann ein Besuch beim Arzt ratsam ist.
Lymphdrüsenkrebs – was ist das?
Wird bei einem Patienten eine bösartige Erkrankung des Lymphsystems festgestellt, spricht man umgangssprachlich auch von Lymphdrüsenkrebs. Es bilden sich Tumoren im lymphatischen System, die sogenannten malignen Lymphome. Von diesen Lymphomen gibt es verschiedene Arten, die je nach betroffenen Zellen und Krankheitsverlauf unterschieden werden. Bei Morbus Hodgkin, auch Hodgkin-Krankheit oder Lymphogranulomatose genannt, liegt laut Definition ein sogenanntes Hodgkin-Lymphom vor.
Was genau ist also Morbus Hodgkin? Diese Krebserkrankung entsteht aufgrund entarteter B-Lymphozyten. Dabei handelt es sich um bestimmte weiße Blutkörperchen, fachsprachlich Leukozyten genannt, die im Knochenmark gebildet werden. Die kranken Lymphozyten teilen sich schneller als gesunde Zellen. Sie sammeln sich in den Lymphknoten, wo sie sich weiter vermehren und zu einer Schwellung führen.
Zur Häufigkeit lässt sich sagen: Morbus Hodgkin ist eine eher seltene Krankheit. Pro Jahr erkranken von 100.000 Menschen nur zwei bis drei daran. Grundsätzlich kann sich die Hodgkin-Krankheit zwar in jedem Alter entwickeln, jedoch sind die meisten Patienten um die 30 Jahre beziehungsweise um die 60 Jahre alt, Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Bei Kindern kommt Morbus Hodgkin sehr selten vor.
Was sind die Ursachen von Lymphdrüsenkrebs?
Warum manche Menschen an Morbus Hodgkin erkranken, ist noch nicht eindeutig geklärt. Inzwischen sind aber einige Risikofaktoren bekannt, welche die Entwicklung eines Hodgkin-Lymphoms begünstigen können.
Auffällig viele Patienten tragen das Epstein-Barr-Virus in sich, das für das Pfeiffersche Drüsenfieber verantwortlich ist. Darüber hinaus wird ein Zusammenhang zwischen einer Infektion mit dem HI-Virus, also dem AIDS-Erreger, und Morbus Hodgkin diskutiert.
Da es aber auch Patienten ohne eine solche Vorerkrankung gibt, muss es weitere Ursachen für den Lymphdrüsenkrebs geben. Wahrscheinlich spielen erbliche Faktoren eine Rolle, vorangegangene Organtransplantationen können das Risiko für Lymphdrüsenkrebs ebenfalls erhöhen. Genau wie das Rauchen: Der langjährige Konsum von Zigaretten erhöht nicht nur das allgemeine Krebsrisiko, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, an Morbus Hodgkin zu erkranken.
Was sind die Symptome von Lymphdrüsenkrebs?
Typisch für Morbus Hodgkin sind geschwollene Lymphknoten, beispielsweise am Hals, am Nacken, unter der Achsel oder in der Leistengegend. Anders als gutartige Schwellungen der Lymphknoten, wie sie zum Beispiel im Rahmen von harmlosen Infekten auftreten, sind diese Umfangsvergrößerungen schmerzlos und langanhaltend. Das bedeutet: Während entzündlich bedingte Lymphknotenvergrößerungen beim Abtasten wehtun, häufig von Halsschmerzen begleitet werden und sich nach dem Abklingen des Infekts wieder zurückbilden, bleiben die Schwellungen bei Lymphdrüsenkrebs über Wochen hinweg bestehen.
Bei manchen Patienten weisen diese Schwellungen darüber hinaus eine Besonderheit auf: Sie beginnen nach dem Genuss von Alkohol zu schmerzen. Dieses Phänomen ist zwar selten, aber typisch für die Hodgkin-Erkrankung. Wichtig: Nicht alle Lymphknotenschwellungen sind äußerlich sichtbar oder lassen sich ertasten. Innenliegende Schwellungen im Brustraum können sich aber zum Beispiel durch Reizhusten oder Atemnot bemerkbar machen. Versteckte Schwellungen im Bauchraum können Durchfall oder ein Druckgefühl im Darm verursachen.
Zu den weiteren Anzeichen von Morbus Hodgkin zählt eine Reihe unspezifischer Symptome, die auch bei anderen Krankheiten auftreten können. Dazu zählen zum Beispiel Fieber, starker Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Leistungsabfall, Müdigkeit und Juckreiz am ganzen Körper. Mediziner teilen die Krankheit in verschiedene Stadien ein: Im ersten Stadium ist nur ein einzelnes Knotengebiet von der Krebserkrankung betroffen, in Stadium 2 sind es zwei oder mehr Lymphknotengebiete auf der gleichen Zwerchfellseite. In Stadium 3 befindet sich der Befall auf beiden Seiten des Zwerchfells, in Stadium 4, dem Endstadium, sind Organe außerhalb des Lymphsystems betroffen, zum Beispiel das Gehirn oder die Knochen. Dann hat das Hodgkin-Lymphom Metastasen gebildet und gestreut.
Wie erkennt der Arzt Lymphdrüsenkrebs?
Um seine Diagnose zu stellen, führt der Arzt zunächst ein Gespräch mit seinem Patienten und klärt dabei verschiedene Punkte ab: Wie lange bestehen die Beschwerden schon? Sind bestimmte Vorerkrankungen bekannt? Dann folgen eine körperliche Untersuchung und verschiedene Tests. Der Mediziner, meist ein Facharzt für Innere Medizin, tastet den Patienten ab, um geschwollene Lymphknoten und/oder geschwollene Organe wie eine vergrößerte Milz oder Leber festzustellen. Mitunter fertigt er Arzt auch ein Blutbild an. Zeigen die Blutwerte eine erhöhte Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit, kann dies ein Hinweis auf einen Tumor sein.
Ob es sich wirklich um Lymphdrüsenkrebs handelt, kann nur eine Laboruntersuchung des fraglichen Gewebes zeigen. Dazu wird bei einer Operation einer der vergrößerten Lymphknoten entnommen, am besten in einer Spezialklinik. Werden in der Gewebeprobe die typischen Hodgkin-Zellen und Reed-Sternberg-Riesenzellen nachgewiesen, handelt es sich zweifelsfrei um Morbus Hodgkin. Mithilfe eines Ultraschalls, einer Magnetresonanztomographie (MRT) oder mit einem anderen bildgebenden Verfahren kann dann festgestellt werden, in welchem Krankheitsstadium sich der Patient befindet.
Wie wird Lymphdrüsenkrebs behandelt?
Die Behandlung kann mit einer Chemotherapie oder einer Strahlentherapie erfolgen, meist werden Chemo- und Strahlentherapie kombiniert. Gut zu wissen: Im Frühstadium der Krankheit ist oft eine Behandlung ohne Chemo möglich, da die Tumorzellen dann noch erfolgreich durch die (alleinige) Bestrahlung zerstört werden können. Im Verlauf der Erkrankung, also in einem fortgeschrittenen Stadium, kommen darüber hinaus bestimmte Medikamente zum Einsatz, die sogenannten Zytostatika. Wenn die Therapie nicht wie erhofft wirkt oder es zu einem späteren Zeitpunkt zu einem Rückfall kommt, kann auch eine Stammzellentransplantation durchgeführt werden.
Da die Chemotherapie und die Bestrahlung nicht nur krankes, sondern auch gesundes Gewebe zerstören, kann es zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Haarausfall, Kopfschmerzen oder anderen Beschwerden kommen. Darüber hinaus erhöht sich das Risiko für eine zweite Krebserkrankung, zum Beispiel für Leukämie, Brustkrebs und Schilddrüsenkrebs. Weil auch die Fruchtbarkeit in Mitleidenschaft gezogen werden kann, sollten Patientinnen mit Kinderwunsch ihren Arzt darüber informieren, dass sie noch eine Schwangerschaft planen. Er wird mit ihnen mögliche schonendere Therapieformen besprechen. Wichtig: Auch wenn die Therapie bei Morbus Hodgkin unter Umständen nicht nebenwirkungsfrei verläuft, überwiegen die Vorteile deutlich. Denn ohne Behandlung ist Lymphdrüsenkrebs tödlich.
Wie kann ich Lymphdrüsenkrebs vorbeugen?
Leider kann man Morbus Hodgkin nicht gezielt vorbeugen. Da die Chancen auf eine vollständige Heilung am besten sind, wenn der Arzt die Krankheit frühzeitig erkennt, diesen sollten Sie aufsuchen, wenn Sie schmerzlose geschwollene Lymphknoten in der Achselhöhle, am Hals oder in der Leistenbeuge entdecken. Auch die sogenannten B-Symptome wie starker Nachtschweiß, ungewollter Gewichtsverlust und Fieber unbekannter Ursache können Warnzeichen sein, die Sie abklären lassen sollten. Extra-Tipp: Mit einer gesunden Ernährung, dem Verzicht auf Zigaretten und einem aktiven Lebensstil senken Sie das allgemeine Krebsrisiko – und auch das Risiko für Lymphdrüsenkrebs.
Wie sind die Heilungschancen bei Lymphdrüsenkrebs?
Die Prognose bei Lymphdrüsenkrebs ist im Allgemeinen besser als bei vielen anderen Krebsarten: Fünf Jahre nach der Diagnosestellung leben noch 80 bis 90 Prozent der Betroffenen. Bei erkrankten Kindern sind die Aussichten auf Genesung sogar noch besser. Doch auch bei Morbus Hodgkin gilt: Je früher der Betroffene die Krankheit entdeckt und behandelt, desto besser sind die Heilungschancen. Die Lebenserwartung der Patienten hängt also auch vom Zeitpunkt der Diagnose ab.