Wer beim Blick auf den Fernseher oder ein Schild in der Ferne die Augen zusammenkneift, ist sehr wahrscheinlich kurzsichtig – und dabei in bester Gesellschaft. Schätzungen zufolge ist jeder vierte Deutsche von Kurzsichtigkeit betroffen. Wir erklären, wie sich die Fehlsichtigkeit am besten beheben lässt – und wann sie auch von Vorteil sein kann.
„Kurzsichtigkeit“ – der Begriff verrät, dass davon betroffene Menschen auf kurze Distanzen scharf sehen können. Problematisch wird es, wenn das Objekt weiter entfernt von ihnen ist. Dann sind die Augen nicht mehr in der Lage, ein scharfes Bild zu erzeugen. In den meisten Fällen ist eine Deformation des Augapfels die Ursache dafür.
Eine Form der Fehlsichtigkeit
Als Kurzsichtigkeit (Fachbegriff: Myopie) wird eine bestimmte Art von Fehlsichtigkeit des Auges bezeichnet. Vergleicht man ein Auge mit einer analogen Fotokamera, sind Hornhaut und Linse das Objektiv. Die Netzhaut entspricht dem lichtempfindlichen Film. Bei einem Kurzsichtigen ist der Augapfel zu lang, das heißt: Die Entfernung von Hornhaut und Linse im vorderen Teil des Auges zur Netzhaut im hinteren Teil ist zu groß.
Die Folge: Lichtstrahlen, die durch die transparente Hornhaut und Linse ins Augeninnere fallen, werden nicht exakt auf der Netzhaut gebündelt, sondern davor. Das Ergebnis ist ein unscharfes Bild. Je weiter vor der Netzhaut die Lichtstrahlen zusammentreffen, desto ausgeprägter ist die Kurzsichtigkeit.
> Winkelfehlsichtigkeit – das nicht sichtbare Schielen
Die Ursachen von Kurzsichtigkeit
Man weiß heute, dass Kurzsichtigkeit vererbt werden kann. Kurzsichtige Eltern sollten darum ihre Kinder so früh wie möglich augenärztlich untersuchen lassen. Die eigentlichen Ursachen dieser Fehlsichtigkeit sind jedoch in den meisten Fällen unbekannt.
Krankheiten, die als Ursachen einer (zum Teil nur vorübergehenden) Kurzsichtigkeit infrage kommen, sind zum Beispiel Diabetes melitus, Marfan-Syndrom oder eine Hornhautverkrümmung wie Keratokonus. Bei älteren Menschen kann eintretende Kurzsichtigkeit auf die Entwicklung eines Grauen Stars hindeuten.
So wird sie ermittelt

Genau festgestellt wird die Kurzsichtigkeit im Rahmen einer augenärztlichen Untersuchung durch eine sogenannte Refraktionsbestimmung: Dabei wird bestimmt, welche optische Korrektur das betroffene Auge benötigt, damit es ein scharfes Bild eines entfernten Objektes erzeugen kann. In der Fachsprache der Optik wird der Wert – angelehnt an die Brechung des Lichtes durch Hornhaut und Linse – als Brechwert bezeichnet. Der Brechtwert Null entspricht Normalsichtigkeit, ein negativer Wert steht für Kurzsichtigkeit. Je weiter er im Negativbereich liegt, desto ausgeprägter ist die Kurzsichtigkeit.
Behandlungsmöglichkeiten
Kurzsichtigkeit, deren Ursache nicht bekannt ist, ist nicht heilbar. Die Deformation des Augapfels kann weder durch Operationen, Sehtraining oder Medikamente rückgängig gemacht oder behoben werden. Auch das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit kann nicht verhindert werden.
Die gute Nachricht: Die Fehlsichtigkeit kann in den meisten Fällen leicht und gut korrigiert werden, so dass die Betroffenen im Alltag keinerlei Einschränkungen ihrer Sehkraft hinnehmen müssen.
Alle Therapiemöglichkeiten setzen also bei einer Korrektur der Brechkraft von Linse oder Hornhaut an. So zum Beispiel die klassischen Sehhilfen Brille und Kontaktlinsen:
Korrektur durch Brille:
Die Brille hat sich zur Korrektur von Kurzsichtigkeit bestens bewährt. Ihr Prinzip: Eine konkave Linse vor dem Auge verändert die Brechung des Lichts so, dass die Lichtstrahlen direkt auf der Netzhaut gebündelt werden und der Betroffene scharf sieht. Bis zu minus acht Dioptrien können mit einer Brille korrigiert werden.

Korrektur durch Kontaktlinse:
Kontaktlinsen sind vor allem bei hoher Myopie praktisch, weil sie das erzeugte Bild nicht verkleinern – anders als Brillengläser mit hohem Minuswert. Wer im Alter unter Alterssichtigkeit leidet, kann – sofern sein Auge dafür geeignet ist – zu Mehrstärkenlinsen (Multifokallinse) greifen.
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Korrektur durch Orthokeratologie:
Durch Spezial-Kontaktlinsen, die besonders formstabil und sehr sauerstoffdurchlässig sind, lässt sich die Linse über Nacht so formen, dass die Brennweite tagsüber normal ist. Diese Korrektur muss jedoch engmaschig von einem Augenarzt überwacht werden.
Korrektur durch refraktive Chirurgie (operativ-optische Korrektur):
Eine andere Möglichkeit: Die Hornhaut wird abgeflacht, auch dadurch wird die Brennweite verlängert. Mittels eines medizinischen Lasers lässt sich die Hornhaut zum Beispiel so weit abflachen, dass die Kurzsichtigkeit korrigiert wird. Das Verfahren wird bezeichnet als PRK, Lasik oder Lasek und kann nur angewandt werden bei leichter bis moderater Kurzsichtigkeit.
Ist jemand sehr stark kurzsichtig, kann die natürliche Linse operativ entfernt und durch eine korrigierende Kunstlinse ersetzt werden. Diese Operation wird auch Intraokularlinsen-Implantation genannt.
>Erfahren Sie mehr Informationen zu möglichen Augen-OPs
Die Folgen von Kurzsichtigkeit
Der sogenannte Glaskörper des Auges bildet mit zunehmendem Alter Schlieren. Diese Veränderung tritt bei Kurzsichtigen schneller ein. Sie leiden darum schon früher als Normalsichtige unter Sehstörungen wie „Flusen“ vor den Augen, die tatsächlich Schatten von Verklumpungen in der Glaskörperflüssigkeit sind.
Da der Augapfel länger ist, ist er auch leicht gedehnt. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Netzhautablösung. Hochgradige Kurzsichtigkeit erhöht außerdem Augenkrankheiten wie zum Beispiel ein Offenwinkelglaukom. Kurzsichtige sollten sich daher einmal jährlich augenärztlich untersuchen lassen.
Kurzsichtigkeit im Alter
Allerdings ist Kurzsichtigkeit nicht immer ein Nachteil: Ab 40 lässt die Fähigkeit des Auges, sich auf unterschiedliche Entfernungen einzustellen, nach. Viele Normalsichtige benötigen dann eine Lesebrille. Kurzsichtige sind dann im Vorteil: Ihr Auge ist von vornherein auf das Nahsehen ausgelegt. Sie brauchen meist erst viel später eine Lesebrille oder kommen ganz ohne aus. Außerdem können sie Objekte näher ans Auge heranführen als Normalsichtige und dadurch mehr feine Details erkennen.