Kompakt: Gelbsucht (Ikterus)

Gelbsucht (Ikterus)

Inhaltsverzeichnis

Was für Neugeborene normal ist, gilt bei Erwachsenen als Warnsignal: Gelbe Augen, gelbe Haut – die Diagnose Gelbsucht ist nicht schwer zu stellen. Was viele jedoch nicht wissen: Gelbsucht ist nur ein Symptom, keine Krankheit. Hier erfahren Sie mehr über Ikterus und seine Ursachen.

Was ist Gelbsucht?

Genaugenommen ist Gelbsucht keine Krankheit, sondern ein Symptom. Denn sie beschreibt die allgemeine Gelbfärbung der Haut, der Augen und der Schleimhäute. Der medizinische Fachausdruck dafür lautet Ikterus oder auch cholestatischer Ikterus.

Oft wird Gelbsucht als andere Bezeichnung für die Leberentzündung Hepatitis verwendet, was jedoch nicht korrekt ist. Denn Gelbsucht ist lediglich ein Symptom der Hepatitis, kann jedoch auch völlig unabhängig davon auftreten. Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenblase äußern sich beispielsweise ebenfalls durch die Ikterus-Symptome.

Was sind die Ursachen von Gelbsucht?

Woher aber kommt die Gelbsucht überhaupt? Dazu muss man wissen, was im Körper passiert: Nach etwa 120 Tagen baut der Körper alte Blutkörperchen in der Leber und der Milz ab. Ein Teil des roten Farbstoffs Hämoglobin ist das gelbe Bilirubin. Die Ursache von Ikterus ist ein ungewöhnlicher Anstieg des Bilirubin-Anteils im Blut.

Bei normaler Körperfunktion scheidet der Mensch den Farbstoff durch den Verdauungstrakt über die Gallenblase und den Darm im Stuhl und Urin aus, daher die gelbe Färbung. Gelangt das Bilirubin jedoch vermehrt ins Blut, lagert sich der Farbstoff im Gewebe ab und die Gelbsucht entsteht. Ein Wert von unter 2 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) ist normal, bei höherem Wert tritt die Gelbsucht ein.

Die häufigste Ursache: Lebererkrankungen

Das passiert in der Regel bei Erkrankungen oder Schädigungen der Leber. Auch Krankheiten anderer Organe, die mit der Leber zusammenhängen, können der Auslöser für die Störung sein. So kommt es oft nach einer Gallen-OP, einer Gallenblasenentfernung oder bereits nach einer Gallen-Kolik zur Gelbsucht. Deshalb sucht der Arzt bei der Diagnose von Gelbsucht immer nach dem Entstehungsort des Symptoms.

> Gallenblase: Ein überflüssiges Organ?

Entsprechend teilt die Medizin auch die verschiedenen Ikterus-Ursachen in drei Kategorien ein.

  • prähepatischer Ikterus: Dabei handelt es sich um eine Störung, die noch „vor“ der Leber entsteht. Ursache ist meist eine Erkrankung des Blutes, wie eine Infektion oder Vergiftung. Dadurch werden übermäßig viele rote Blutkörperchen abgebaut, wodurch wiederum zu viel Bilirubin entsteht.
  • intrahepatischer Ikterus: Hier liegt die Ursache direkt „in“ der Leber, das Organ ist also selbst betroffen. Häufig ist eine Leberentzündung, eine sogenannte Hepatitis, die Ursache der Gelbsucht. Auch Malaria oder Medikamente (darunter manche Antibiotika oder die Pille) kommen als Auslöser in Frage, ebenso eine Leberzirrhose oder angeborene Leberschäden.
  • posthepatischer Ikterus: So bezeichnen Mediziner die Ursachen, die sich auf dem Verdauungsweg erst „hinter“ der Leber befinden. Am häufigsten sind das Entzündungen der Gallenblase, Gallensteine, Tumore oder ein Verschluss der Gallenwege. Wenn der Abfluss der Gallenflüssigkeit versperrt ist, kommt es zu einem Verschlussikterus, der oft von einer Gallenkolik begleitet wird.

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> Sepsis (Blutvergiftung)

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Morbus Meulengracht als Ursache

Etwa fünf Prozent aller Menschen besitzen einen Gendefekt, der als Gilbert-Meulengracht-Syndrom oder Morbus Meulengracht bezeichnet wird. Diese Stoffwechselstörung sorgt für einen erhöhten Bilirubin-Anteil im Blut. Bei Betroffenen treten jedoch nur selten die sichtbaren Symptome der Gelbsucht auf.

Ikterus bei Neugeborenen

Bei rund 60 Prozent der Neugeborenen kommt es in den ersten fünf bis sieben Tagen nach der Geburt zu einer vorübergehenden Gelbsucht. Dauern die Symptome länger an, spricht man von einem „Ikterus prolongatus“. Da das Auftreten eines Neugeborenen-Ikterus, dem sogenannten „Ikterus neonatorum“, recht normal ist und in der Regel keine gesundheitlichen Folgen hat, gilt er als Sonderform.

Ein Bilirubin-Wert von 15 mg/dl ist bei Babys noch unbedenklich, erst bei höheren Werten spricht man von einer schweren Gelbsucht. Dann kann der erhöhte Bilirubin-Anteil im Blut zu einer Schädigung des Gehirns führen. Warum Gelbsucht bei Neugeborenen entsteht, lässt sich durch die Abnabelung erklären. Dabei werden vermehrt rote Blutkörperchen abgebaut, die noch junge Leber des Kindes muss sich jedoch erst an ihre Aufgaben gewöhnen.

Schlafendes Baby.

Bei vielen Neugeborenen kommt es zu einer vorübergehenden Gelbsucht. (c) Colourbox.de

Was sind die Gelbsucht-Symptome?

Die typischen Anzeichen der Gelbsucht sind sichtbare Gelbfärbungen am ganzen Körper:

  • gelbe Augen
  • gelbe Haut
  • gelbe Schleimhäute

Bereits bei einem gering überhöhten Bilirubin-Wert im Blut werden zuerst die Augen gelb. Steigt der Wert weiter an, verfärben sich auch Haut und Schleimhäute. Doch auch die inneren Organe können sich bei sehr starker Ausprägung gelb färben, dann kommt es zu einer Hyperbilirubinämie.

Zusätzlich zur Gelbfärbung klagen viele Betroffene über leichten bis starken Juckreiz. Auch Stuhl und Urin können sich bei Gelbsucht farblich verändern. Während der Urin eine dunklere Farbe annimmt, ist der Stuhl heller oder sogar fast weißlich.

Gelbsucht 3

Meist wird die Gelbsucht von Symptomen der jeweiligen Auslöser-Krankheit begleitet, beispielsweise durch:

  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Wasser im Bauch oder in den Beinen
  • Fieber
  • Gewichtsverlust

Da Gelbsucht keine Krankheit ist, ist sie auch nicht ansteckend. Doch je nachdem, welche Ursache dahintersteckt, kann die jeweilige Krankheit (z.B. Hepatitis) übertragen werden.

Wie erkennt der Arzt Gelbsucht?

Bei den ersten Anzeichen einer Gelbsucht fragen sich viele, welcher Arzt überhaupt für die Behandlung zuständig ist. Für die erste Diagnose kann der Hausarzt aufgesucht werden, er überweist Patienten zum Internisten oder anderen Fachärzten, um die Ikterus-Diagnostik zu vertiefen. Schnelles Handeln ist jedenfalls angesagt, um die Ursachen für die Gelbsucht-Symptome abzuklären.
So läuft die Gelbsucht-Untersuchung ab:

  • Gespräch: Zuerst wird der Arzt die Krankheitsgeschichte erfragen, um Vorerkrankungen wie Probleme mit der Galle und Leber abzuklären. Auch Gallenerkrankungen in der Familie können für die Diagnose wichtig sein. Aufenthalte im Ausland und Alkohol-Konsum fließen in die Gelbsucht-Diagnose mit ein.
  • Abtasten: Anschließend untersucht der Arzt Leber, Gallenblase und Milz durch Abtasten, um Verhärtungen oder Vergrößerungen festzustellen.
  • Bluttest: Bei der Blutuntersuchung wird der Bilirubin-Wert getestet. Liegt er über 2 mg/dl, bestätigt sich der Verdacht auf Ikterus. Außerdem werden dabei verschiedene Leberwerte untersucht.
  • Ultraschall: Zusätzlich werden Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse und Milz durch Ultraschall untersucht, um Veränderungen festzustellen. Vor allem Gallensteine und eine Verengung der Gallenwege werden dadurch sichtbar.
  • Gallengangspiegelung: Liegt die Ursache der Gelbsucht in den Gallengängen, besteht die Möglichkeit einer Gallengangspiegelung (Cholangioskopie).
  • MRT/CT: Lässt sich durch die herkömmliche Untersuchung keine eindeutige Ursache erkennen oder besteht der Verdacht auf einen Tumor, kann ein MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) Aufschluss geben.
  • Gewebeentnahme: Verläuft die Gelbsucht schmerzlos, könnte das ein Hinweis auf eine Krebs-Erkrankung sein. Verdichtet sich der Verdacht auf einen Tumor, kann eine Gewebeentnahme zur Krebs-Diagnose nötig sein.

> Das Blutbild: Die wichtigsten Werte

Wie wird Gelbsucht behandelt?

Die Gelbsucht-Therapie richtet sich ganz nach der Ursache für die Gelbfärbung. Dementsprechend gibt es keine einheitliche Gelbsucht-Behandlung, sondern je nach Fall eine andere Ikterus-Therapie. Manche Auslöser können mit Medikamenten behandelt werden, andere machen eine OP notwendig:

  • Leber-Entgiftung: Sind beispielsweise übermäßiger Alkohol-Konsum oder Medikamente die Ursache einer Lebererkrankung, kann eine Entgiftung die Leber wieder gesund und funktionsfähig machen.
  • Medikamente: Löst ein Virus (HepatitisMalaria) die Gelbsucht aus, können Medikamente verordnet werden.
  • OP: Entzündungen der Gallenblase oder Gallensteine können meist nur durch eine Operation beseitigt werden.
  • Phototherapie: Beim Neugeborenen-Ikterus hat sich die Behandlung durch Phototherapie bewährt. Dabei wird das Baby mehrmals jeweils vier bis sechs Stunden unter blaues Licht gelegt. Dadurch spaltet sich das Bilirubin und kann besser abtransportiert werden. Wie lange die Phototherapie durchgeführt wird, richtet sich nach den Blutwerten des Babys.

Wird die Ursache schnell gefunden, kann die Gelbfärbung schon bald nach Beginn der Therapie zurückgehen. Wie lange die Gelbsucht bei Erwachsenen anhält, kommt ganz auf die Behandlungsmethode und den Behandlungsbeginn an.

Wie kann ich Gelbsucht vorbeugen?

Einer Gelbsucht lässt sich nur schwer gezielt vorbeugen, da sie nur ein Symptom von vielen verschiedenen Krankheiten ist. Da es darunter jedoch einige recht häufige Auslöser für Ikterus gibt, lassen hier zumindest in gewisser Weise Vorbeuge-Maßnahmen treffen:

  • gesunde Lebensweise: Eine fettarme, ausgewogene Ernährung reduziert das Risiko für Erkrankungen der Gallenwege und der Leber.
  • Alkohol nur in Maßen: Eine gute Vorbeugung gegen Lebererkrankungen ist der Verzicht auf Alkohol. Wem die komplette Abstinenz schwerfällt, sollte alkoholische Getränke zumindest nur in Maßen genießen.
  • Hepatitis-Infektion: Diese Entzündung der Leber wird durch einen Virus ausgelöst, der in manchen Ländern häufiger verbreitet ist als hierzulande. Bei einer Reise in ein Risiko-Land ist deswegen eine Hepatitis-Impfung ratsam, die zumindest einen Schutz vor Hepatitis A und B gibt.

Wie sind die Heilungschancen bei Gelbsucht?

Tritt die Gelbsucht bei Neugeborenen auf, verläuft sie meist harmlos und verschwindet nach wenigen Tagen. Bei Erwachsenen können die Gelbsucht-Ursachen jedoch Folgen für die Gesundheit haben. Wird die Krankheit nicht behandelt, die für die Ikterus-Symptome verantwortlich ist, kann das für den Patienten gefährlich werden oder gar tödlich enden. Entzündungen der Leber und Gallenblase sollten möglichst schnell durch eine geeignete Therapie beseitigt werden.

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