Die Hufeisenniere ist eine angeborene Fehlbildung: Ihre beiden Nieren sind miteinander verschmolzen, anstatt getrennt zu liegen. Eine Hufeisenniere ist keine Krankheit, sondern eine anatomische Besonderheit.
Üblicherweise liegen die beiden Nieren eines Menschen rechts und links der Wirbelsäule außerhalb der Bauchhöhle. Beide Organe zeigen die typische Bohnenform. Das rechte ist in der Regel etwas kleiner und leichter als das linke. Bei einer Hufeisenniere sind die beiden unteren Pole der Nieren miteinander verwachsen. Diese Fehlbildung ist angeboren.
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Die Ursachen einer Hufeisenniere
Die Hufeisenniere entsteht im Embryonalstadium, wenn die beiden Nierenanlagen in den ersten Schwangerschaftswochen miteinander verwachsen, statt sich getrennt zu entwickeln. Wenn Sie die Niere im Querschnitt betrachten, erkennen Sie an der Stelle der Verwachsung einen U-förmigen Bogen, der an ein Hufeisen erinnert. Die Hufeisenniere liegt etwas tiefer an der Lendenwirbelsäule als normal und zudem „falsch“ herum, weswegen das Nierenbecken nach vorn zum Bauch weist.
Die Hufeisenniere tritt vermehrt im Zusammenhang mit bestimmten genetischen Erkrankungen auf:
- Trisomie 18 (Edwards-Syndrom): Hierbei ist das Chromosom 18 dreimal statt doppelt vorhanden. Der Fehler geschieht zufällig bei der Entwicklung des Embryos. Ein höheres Alter der Mutter ist ein Risikofaktor. Organfehlbildungen des Herzens, des Gehirns, der Nieren und Wachstumsstörungen sind unter anderem die Folge.
- Turner-Syndrom: Die angeborene Erkrankung trifft nur Frauen, die statt über zwei Geschlechtschromosomen (XX) nur über ein funktionstüchtiges X-Chromosom verfügen. Organfehlbildungen, Unfruchtbarkeit, Minderwuchs gehören zu den Folgen.
Symptome bleiben häufig aus
Viele Menschen mit einer Hufeisenniere zeigen keine Symptome. Wenn überhaupt, entdeckt Ihr Arzt die Anomalie durch Zufall während einer Ultraschalluntersuchung. Wenn Sie keine Beschwerden haben, ist eine Behandlung nicht nötig.

Die Lage der Hufeisenniere im Bauchraum kann allerdings zur Folge haben, dass Ihr Harnleiter abgeknickt ist. Dann fließt der Urin aus der Niere womöglich nicht frei ab und staut sich. Das begünstig Harnwegsinfektionen oder die Entstehung von Nierensteinen. Wenn Sie folgende Veränderungen feststellen, sollten Sie bald einen Arzt aufsuchen:
- Die Urinmenge nimmt ab.
- Der Geruch verändert sich.
- Blut, Grieß oder Steine finden sich in Ihrem Urin.
- In Ihrem unteren Rücken oder in der Leistenregion fühlen Sie Schmerzen.
- Sie bekommen plötzlich Fieber.
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Diagnose erfolgt oft per Zufall
- Wenn Ihr Arzt eine Ultraschalluntersuchung Ihres Bauchraums vornimmt, kann er die Form und Lage der Niere – und eine eventuelle Hufeisenniere – schnell erkennen.
- Urin- und Bluttests informieren über die Nierenfunktion und eventuelle Entzündungen.
- Genauere Informationen über die Fehlbildung liefern die Magnetresonanz- oder eine Computertomografie.
- Eine Ausscheidungsurografie (AUG) kann das Ausmaß eines gestörten Harnabflusses aus der Blase oder eines Harnrückflusses aus der Blase in die Niere bestimmen.
Therapie meist nicht nötig
Falls die Hufeisenniere Ihnen keine Beschwerden verursacht, müssen Sie sie nicht behandeln lassen.
Sollten Sie wegen der anatomischen Besonderheit öfter an Blasenentzündungen leiden, sollten Sie diese therapieren lassen, etwa mit Antibiotika. Um die weitere Entstehung von Nierensteinen zu verhindern, kann eine OP sinnvoll sein, die dazu verhilft, dass der Harn besser abläuft. Menschen mit einer Hufeisenniere erkranken auch etwas häufiger an Nierentumoren, die ebenfalls therapiert werden müssen.