Passionierte Hobbygärtner wissen es schon lange: Die Arbeit im Grünen tut gut! Aber haben Sie schon von der Gartentherapie gehört?
Dass die Interaktion mit der Natur unser soziales, psychisches und physisches Wohlbefinden steigert, ist wissenschaftlich erwiesen. Auch das Konzept des Waldbadens beruht auf dieser Erkenntnis. Die Gartentherapie funktioniert ganz ähnlich. Viele Einrichtungen in Deutschland wenden sie bereits begleitend zu Therapien der klassischen Schulmedizin an. Lesen Sie hier, warum die Natur so gesund für Leib und Seele ist und wie die Gartentherapie in der Praxis aussieht.
Der gesunde Effekt der Natur
Die Farbe Grün hat eine beruhigende Wirkung, das ist nachgewiesen. Doch das ist noch nicht alles, was die Natur drauf hat:
- Die Nähe zur Natur, und sei es nur der Blick auf einen Baum, aktiviert die Selbstheilungskräfte.
- Saubere, gesunde Luft: Pflanzen filtern Schadstoffe aus der Luft, und zwar nicht nur die Bäume im Wald, sondern auch Pflanzen im Garten und in Innenräumen.
- Terpene: Pflanzen schütten Duftstoffe aus, sogenannte Terpene. Durch sie warnen sie einander zum Beispiel vor Schädlingen, woraufhin die Gewarnten ihr Immunsystem hochfahren. Von diesem Vorgang profitieren auch wir Menschen: Wir nehmen die Terpene im Wald oder Garten in unseren Körper auf. Dort wirken sie nicht nur desinfizierend, sondern stärken auch unsere Abwehrkräfte.
Durch die Aufnahme der Terpene werden zudem Neurotransmitter und Hormone ausgeschüttet. Das Hormon DHEA etwa stärkt das Herz-Kreislaufsystem und die Gefäße. - Auch das Risiko, an Diabetes zu erkranken, sinkt durch die Nähe zur Natur, der Blutdruck normalisiert sich, und auch der Schlaf verbessert sich.
- Heilkraft der Natur: Viele Menschen haben als Kinder viel Zeit in der Natur verbracht, im See gebadet, im Garten gespielt oder mit Naturmaterialien, die sie im Wald gefunden haben, gebastelt. Gerade Menschen in Sinn- und Lebenskrisen fühlen sich daher in der Natur geborgen, weil sie sie mit schönen Erinnerungen verbinden. Ein besonders wichtiger Ansatz für die Gartentherapie.

Gartentherapeuten und ihre Zielgruppe
Gemütlich im Garten sitzen oder im Gemüsebeet werkeln tut zwar schon fühlbar gut. Von Gartentherapie spricht man aber nur dann, wenn ein ausgebildeter Gartentherapeut sie durchführt. Die Gartentherapie ist eine Zusatzqualifikation, die sich vor allem Ergotherapeuten, Alten- und Krankenpfleger, Pädagogen, Sozial- und Heilpädagogen, Gärtner und Landschaftsbauer aneignen. Lerninhalte der Ausbildung sind neben Kenntnissen über Pflanzen und Gartengestaltung auch Wissen über Ernährungsmedizin und die Funktion unserer Sinnesorgane.
Gartentherapeuten unterstützen Psychologen bei ihrer Arbeit. Voraussetzung ist daher, dass sie sich in ihre Patienten hineinversetzen, Mitgefühl zeigen und sich mit ihren Problemen und Ängsten ernsthaft auseinandersetzen können. Sie erstellen für jeden Teilnehmer einen individuellen Therapieplan, begleiten ihre Patienten bei der Umsetzung und dokumentieren ihre Fortschritte.
Besonders hier kommen Gartentherapeuten zum Einsatz:
- Alte Menschen und Demenzkranke
- Bei Menschen mit Bewegungsstörungen
- Bei psychischen Erkrankungen und geistiger Beeinträchtigung
- Kindergärten
- Rehabilitation, etwa nach Schlaganfällen
- Suchtkliniken
- Jugendhilfe
- Strafvollzug
- Resozialisierung
Für die Gartentherapie braucht man nicht unbedingt einen eigenen Garten oder begrünten Balkon. Es gibt mobile Gärten, mit denen Therapeuten etwa zu bettlägerigen Patienten kommen.
Wie die Gartentherapie wirkt
Im Vordergrund der Gartentherapie steht die Interaktion mit der Natur. Doch das Werkeln im Garten oder Beet, das Sammeln von Kräutern oder Pflücken von Blumen ist nicht die Therapie, sondern deren Werkzeug. Zu den Inhalten und Zielen der Gartentherapie zählen folgende:
- Durch die Gartenarbeit werden die Teilnehmer von ihren Problemen abgelenkt, seien es Krankheiten oder Traumata.
- Sie werden geistig und körperlich gefordert, aber nicht überfordert, denn sie können in ihrem eigenen Tempo arbeiten. Vielen tut es gut, noch Tage danach sehen zu können, was sie bei der Gartenarbeit geschafft und geschaffen haben.
- Unter anderem bei Demenzkranken stellen Therapeuten fest, dass sie sich bei der Arbeit im Garten gut abreagieren und ihre Aggressionen loswerden können.
- Bei der gemeinsamen Arbeit im Garten können sich die Teilnehmer bzw. der Patient und der Therapeut prima über Gott und die Welt unterhalten, scheinbar nebenbei. Sie können sich Probleme von der Seele reden, ohne sich in einer typischen Gesprächssituation mit einem Psychiater zu befinden.
- Wichtiger Teil der Gartentherapie sind aber auch Achtsamkeitsübungen mit allen Sinnen: Die Patienten sollen Düfte bewusst wahrnehmen, Pflanzen genau in Augenschein nehmen oder sie mit geschlossenen Augen ertasten. Sie sollen auf die Geräusche im Garten achten und sich ganz ihrer Umgebung hingeben.
Auch gesunde Menschen können von der Gartentherapie als Entspannungsmethode profitieren, etwa zum Abbau von Stress. Also dann: Ab ins Beet!