Experten-Interview: Rund ums Bauchgefühl

Experten-Interview: Rund ums Bauchgefühl

Stottern Magen und Darm, leidet der ganze Körper. Wir haben die Antworten auf die häufigsten Fragen zur Verdauung: ...
Inhaltsverzeichnis

Wie kommt es zu Sodbrennen, welche Arbeit leistet die Galle für die Verdauung und wie lassen sich Blähungen vermeiden? Wir haben nachgefragt: Dr. med. Michael Knobloch erklärt, was Sie über Magen- und Darm-Probleme wissen müssen.

Welche Magenbeschwerden sind am häufigsten?
Zu den häufigsten Magenbeschwerden zählen Oberbauchdruck, Völlegefühl und direkte Magenschmerzen. Im Zusammenhang mit einem Säure-Reflux: Sodbrennen, Schmerzen in der Speiseröhre, zum Teil Schluckstörungen.

>Das steckt hinter Schmerzen im Oberbauch

Kann aus einer Magenschleimhautentzündung ein Magengeschwür werden?

Eine Magenschleimhautreizung kann vor allem dann zu einem Magengeschwür führen, wenn begleitend eine Helicobacter-Pylori-Belastung der Magenschleimhaut vorliegt.

Helicobacter Pylori: ein Bakterium, das die Magenschleimhaut besiedeln kann und dort schleimhautschädigende Stoffe produziert (Anmerkung der Redaktion).

>Erfahren Sie mehr über Gastritis (Magenschleimhautentzündung)

Stimmt es, dass Magenkrebs viel seltener wird?

Wenn man diese Aussage auf die westlichen Industrienationen bezieht, dann trifft das zu. Der Anteil der Magenkrebserkrankungen liegt bei etwa fünf Prozent, wenn man sie im Verhältnis zu allen möglichen anderen Krebserkrankungen sieht. Dabei erkranken die meisten in einem Alter jenseits der fünfzig an Magenkrebs. Im Gegensatz dazu gibt es allerdings einen Anstieg bei Karzinomen, die im Übergang von der Speiseröhre zum Magen liegen.

Wie kommt es zu Sodbrennen und was sind die typischen Beschwerden?

Sodbrennen resultiert aus einem Rückfluss des säurehaltigen Magensaftes in die Speiseröhre. Die Ursache dafür ist meist, dass das Verschlusssystem im Übergangsbereich von der Speiseröhre zum Magen nicht mehr optimal funktioniert. Die typischen Beschwerden sind dann das klassische Sodbrennen, Schmerzen in der Speiseröhre, zum Teil Schluckstörungen. Aber auch Rachenreizungen, Heiserkeit oder bronchitische Beschwerden können zum Symptomenkomplex zählen.

Was kann man gegen Sodbrennen tun?

In erster Linie wird versucht, die überschüssige Magensäure zu binden. Das geschieht in der Regel mit Säurebindern, sogenannten Antacida. Ihre Wirkstoffe neutralisieren die überschüssige Magensäure schnell. Bei intensiven und konstanten Beschwerden kommen in der Regel Medikamente zum Einsatz, die die Magensäurebildung hemmen. Das sind sogenannte Protonenpumpenhemmer.

Sie gelten auch bei schweren säurebedingten Beschwerden als hochwirksam, sollten aber ohne ärztliche Beratung nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden. Wenn intensive Beschwerden chronisch werden, sollte unbedingt ein Gastroenterologe konsultiert werden. Er kann auch feststellen, ob die Beschwerden vielleicht durch eine Operation, bei der der Mageneingangsverschluss korrigiert wird, behoben werden können.

>Hier finden Sie Hausmittel gegen Sodbrennen

Kann Stress eigentlich Magen-Darm-Probleme auslösen?

Stress kann im Magen- und Darmbereich umfangreiche Störungen und Beschwerden auslösen. In der Regel sind es dann sogenannte funktionelle Beschwerden, die nicht auf einer organischen Veränderung basieren. Wir sprechen dann von sogenannten psychovegetativen Störungen. 

Frau liegt in Badewanne
Weniger Stress hilft der Verdauung. (c) CentralITAlliance / istock

Was raten Sie Menschen, die häufig unter einer Verstopfung leiden?

Man muss nicht jeden Tag Stuhlgang haben. Auch ein Rhythmus von jedem zweiten oder dritten Tag ist noch völlig normal. Erst wenn die Stuhlfrequenz über diesen Rhythmus hinausgeht, sprechen wir von einer Verstopfung. Der Facharzt kann mithilfe einer Darmspiegelung (Koloskopie) feststellen, ob eine Verstopfung vorliegt. Sie kann durch eine Veränderung der Ernährung in Form von ausreichender Flüssigkeitszufuhr in Kombination mit ballaststoffreicherer Kost behandelt werden. Diese Maßnahmen können durch Medikamente unterstützt werden. Empfehlenswert sind Substanzen, die eine Flüssigkeitsbindung im Darm bewirken.

Welche Arbeit leistet eigentlich die Galle für die Verdauung?

Die Gallenflüssigkeit unterstützt die Aufspaltung der einzelnen Nahrungsbestandteile ganz besonders der fetthaltigen Nahrungskomponenten. Erwähnenswert ist jedoch, dass nach einer Gallenblasenoperation (Entfernung) es physiologisch zu keiner nennenswerten Veränderung dieser Funktion kommt. Der allgemeine Gallenabfluss über die Leber stellt die Funktionsaufgabe der Galle sicher.

 Wie entstehen Gallensteine und welche Beschwerden machen sie?

Die Gallenflüssigkeit in der Gallenblase besteht aus verschiedenen Komponenten (u.a. Gallensäure, Gallensalze, Phospholipide, Cholesterin und Bilirubin). Ist deren Mischung nicht in einem optimalen Verhältnis vorhanden, kommt es zur Auskristallisation von Gallenbestandteilen und im weiteren Verlauf auf dieser Basis zur Bildung von Gallensteinen. Gallensteine machen in ca. 80 % der Fälle keine Beschwerden. Wenn doch, können sie zu einer Entzündung der Gallenblase sowie durch eine Verstopfung zu einer Abflussstörung der Galle aus der Gallenblase oder Gallenwege führen. In diesen Fällen wird dann häufig eine Entfernung der Gallenblase notwendig.

>Erfahren Sie mehr über Gallensteine

Zum Schluss ein „Tabuthema“: Wie kann man Blähungen vermeiden?

Wenn Blähungen häufig vorkommen, sollte abgeklärt werden, ob möglicherweise eine Laktoseintoleranz dafür verantwortlich ist. Blähungen lassen sich in der Regel durch eine Ernährungsumstellung in den Griff kriegen. Außerdem sollte man versuchen, Diät-Fruchtsäfte und -Getränke, die Sorbit und Fruktoseersatzstoffe enthalten, zu meiden.


Unser Experte: Dr. med. Michael Knobloch ist Internist und Gastroenterologe mit eigener Praxis in Krefeld. Mehr Informationen zu ihm finden Sie hier.

Magen & Darm Spezial

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