Vom Prinzip her kann man eine Autoimmunerkrankung im weitesten Sinne mit einer Allergie vergleichen: in beiden Fällen spielt das Immunsystem verrückt.
Doch im Vergleich zu Autoimmunerkrankungen sind Allergien eher harmlos, selbst wenn der Körper übertrieben reagiert. Während das Immunsystem bei Heuschnupfen oder einer Katzenhaarallergie verstärkt auf äußere Einflüsse und Faktoren reagiert, wird bei einer Autoimmunerkrankung der eigene Organismus angegriffen. Was dahinter steckt und welche Erkrankungen es gibt, erfahren Sie bei uns.
Was sind Autoimmunerkrankungen?
Autoimmunkrankheiten, auch bekannt als Autoaggressionskrankheiten oder Autoaggressionssyndrome, sind heute weit verbreitet. Insgesamt gibt es mehr als 60 verschiedene Arten. Der Hintergrund einer solchen Erkrankung ist eine Fehlsteuerung des Immunsystems. Bei gesunden Menschen ist es dafür zuständig, schädliche Stoffe und Krankheitserreger, die in den Körper gelangen, zu beseitigen.
Ein intaktes Immunsystem erkennt zudem den Unterschied zwischen „körpereigenen“ Stoffen oder Zellen und „körperfremden“ Stoffen. Bei einer Autoimmunerkrankung ist diese Unterscheidung gestört, sodass körpereigenes Gewebe und Zellen angegriffen und allmählich zerstört werden.
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Autoimmunerkrankung: die Ursachen
Besonders die sogenannten T-Lymphozyten, eine bestimmte Gruppe weißer Blutkörperchen, spielen für die Immunabwehr unseres Körpers eine bedeutende Rolle. Schon im Kindesalter werden sie in der Thymusdrüse so „trainiert“, dass sie den Unterschied zwischen körpereigenen und körperfremden Zellen erkennen können. Die T-Lymphozyten, die dazu nicht in der Lage sind, werden in der Regel von den anderen Zellen eliminiert. Bei Menschen, die unter Autoimmunerkrankungen leiden, ist diese „Immuntoleranz“ gestört, weshalb sich die Immunabwehr auf die Zerstörung körpereigener Zellen und Organe konzentriert.
Dieser Prozess kann langfristig zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen und unter Umständen auch lebensbedrohlich sein. Die genauen Ursachen für diese autoallergischen Krankheiten sind bis heute nicht eindeutig klar. Experten gehen jedoch davon aus, dass sowohl genetische Faktoren, also eine Vererbung, als auch äußere Einflüsse wie Impfungen, Infektionen oder bestimmte Giftstoffe eine Rolle spielen.
Zudem wird vermutet, dass es auch während einer Schwangerschaft zu einer Entwicklung von Autoimmunerkrankungen kommen könnte. Grund hierfür ist der Austausch von Zellen zwischen der Mutter und dem Embryo, die als fremde Zellen im jeweils anderen Körper bestehen bleiben und das Immunsystem dementsprechend darauf reagieren könnte.

Welche Autoimmunerkrankungen gibt es?
Die Liste der Autoaggressionskrankheiten ist lang. Zu den Bekanntesten gehören unter anderem:
- Morbus Crohn
- Colitis Ulcerosa
- Multiple Sklerose
- Hashimoto-Thyreoiditis
- Diabetes Mellitus Typ I
- Morbus Bechterew
- Rheumatoide Arthritis
Autoantikörperkrankheiten: das sind die Risikofaktoren
Wie bereits erwähnt, werden neben der genetischen Relevanz auch einige andere Faktoren in Betracht gezogen, die eine Autoimmunerkrankung begünstigen können. Schwangerschaft, schädliche Umwelteinflüsse, aber auch Stress und bestimmte Medikamente können Auslöser für die Erkrankung sein. Die vorliegenden Forschungsergebnisse in diesem Bereich reichen jedoch noch nicht aus, um eine eindeutige Aussage über die Ursachen treffen zu können.
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Fehlgesteuertes Immunsystem: Welche Bereiche werden angegriffen?
Es kommt immer darauf an, um welche Art der Autoimmunerkrankung es sich handelt. Durch die Erkrankung können Gewebe, Zellen und Organe angegriffen werden. Sogenannte „systemische Autoimmunerkrankungen“ können sogar mehrere Organe gleichzeitig betreffen. Häufig betroffen ist vor allem die Schilddrüse: hat sich die Immunabwehr dieses Organ zum Ziel gesetzt, kommt es zu einer Entzündung (Thyroiditis), was wiederum zu einer Unter– oder Überfunktion der Schilddrüse führen kann.
Doch auch die Haut als größtes Organ unseres Körpers bleibt von einem fehlgeleiteten Immunsystem nicht verschont. In diesem Zusammenhang entwickeln sich meist Autoimmunkrankheiten wie Psoriasis, Lupus erythematodes oder Dermatomyositis. Auch Leber, Nieren, Darm und Augen können durch Autoimmunerkrankungen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Autoimmunerkrankung – Diagnose und Behandlung
Wichtig für die Diagnose einer Autoimmunerkrankung ist der Nachweis von entsprechenden Antikörpern. Vermutet der behandelnde Arzt aufgrund der vorliegenden Beschwerden und Symptome sowie der familiären Vorgeschichte eine Autoimmunerkrankung, kann er eine entsprechende Blutuntersuchung veranlassen. Da es bei manchen Autoimmunerkrankungen keine speziellen Antikörper gibt, die die Krankheit belegen würden, muss immer das gesamte Krankheitsbild betrachtet und nicht ausschließlich von Laborwerten auf eine Autoimmunerkrankung geschlossen werden.
Da die genauen Ursachen für Autoimmunerkrankungen noch immer nicht genau bekannt sind, können bisher nur die Symptome und Beschwerden der Betroffenen behandelt werden. In den meisten Fällen ist eine dauerhafte Therapie mit entsprechenden Medikamenten notwendig, um eine fortschreitende Zerstörung durch das Immunsystem weitestgehend aufzuhalten. Bleibt die Krankheit unbehandelt, können sich die Symptome im Laufe der Zeit verschlimmern und lebensbedrohliche Schäden an Zellen und Organen entstehen.