Smartphones stressen Kinder

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Smartphones sind aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Aber die permanente Nutzung der Smartphones setzt Kindern zu.

Viele Kinder und Jugendliche wischen und tippen mit flinken Fingern den ganzen Tag auf dem Smartphone oder Tablet herum. Kaum eine Minute, in der sie das Gerät beiseitelegen oder sogar einmal abschalten. Ganz oben auf der Hitliste der Kinder und Jugendlichen stehen Whatsapp, Facebook, Spiele oder Chats – und deren Nutzung wächst rasant. Doch die ständige Erreichbarkeit und das Gefühl, immer „on“ sein zu müssen, setzten Kinder und Jugendliche ordentlich unter Stress, berichten Forscher der Universität Mannheim in einer aktuellen Studie im Auftrag der Landesmedienanstalt NRW. Einige Kinder gelten sogar als süchtig.

Smartphone – acht Prozent sind suchtgefährdet

Befragt wurden 500 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 14 Jahren sowie ein Elternteil. Die Forscher wollten wissen, wie Smartphones die Lebenswelt von Heranwachsenden beeinträchtigen, wie sie im Alltag genutzt werden und wie sich die digitale Kommunikation auf das Miteinander im Freundeskreis und in der Familie auswirkt.

Wie präsent die mobile Kommunikation schon bei den Jüngsten ist, zeigen folgende Zahlen: 64 Prozent der 8- bis 14-Jährigen können über das Handy oder Smartphone auf das Internet zugreifen. Bei den 13- und 14-Jährigen sind es schon 86 Prozent.

21 Prozent der Befragten nutzten ihr Smartphone auffällig stark. „Sie haben eine sehr starke Bindung zu ihrem Mobiltelefon“, sagt Prof. Peter Vorderer von der Uni Mannheim. Dies äußere sich unter anderem dadurch, dass sie ständig an das Mobiltelefon denken, es auf neue Nachrichten checken oder zum ziellosen Zeitvertreib nutzen. Acht Prozent von ihnen seien so stark involviert, dass sie „als suchtgefährdet bezeichnet werden müssen“, so Vorderer. Positiv sei aber, dass viele Kinder und Jugendliche auch längere Zeit ohne das Handy oder Smartphone auskommen.

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Das tun Kinder mit den Smartphones

Die wichtigste Anwendung für die jungen Leute ist der Instant Messenger WhatsApp. 72 Prozent nutzen die App mehrmals täglich und 32 Prozent überprüfen einmal pro Tag ihre Facebook-Seite. Smartphones werden aber auch für Spiele und Musikhören genutzt – es sind also Allround-Geräte. Das Nachsehen haben Jugendliche ohne Onlinezugang mit dem Handy – sie erleben Einschränkungen und werden oft kommunikativ ausgeschlossen.

Smartphones – hoher Druck im Freundeskreis

Die Nutzung des Smartphones wirkt sich auch auf die Beziehung zu Gleichaltrigen aus. Positiv sei, dass die Kinder gemeinsam Fotos und Videos anschauten oder Spiele auf dem Smartphone spielten. Das Handy sei ein wichtiges Kommunikationsmittel, das die Bindungen zueinandere stärke, erklärt Dr. Dorothée Hefner von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Die Schattenseiten der vermehrten Handynutzung sind:

  • Cybermobbing oder Cyber-Bullying: Diffamierung, Belästigung, Bedrängung und Nötigung anderer Menschen über das Internet, Mobiltelefon, in Chatrooms oder beim Instant Messaging.
  • Sexting: Verbreitung intimer Fotos oder Videos von sich oder anderen.
  • Happy Slapping: körperlicher Angriff etwa auf Mitschüler oder Lehrer, der gefilmt und übers Internet verbreitet wird – die Opfer der Angriffe sollen erniedrigt werden.

Und das hat weitreichende Folgen für die Heranwachsenden. Etwa zehn Prozent haben Cybermobbing bereits als Täter oder Opfer erlebt, zwischen vier und sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen haben bereits Happy Slapping erfahren oder sexualisierte Fotos von sich verschickt.

Die Angst, etwas zu verpassen

Doch welche Risiken der Smartphonenutzung erleben die Kinder und Jugendlichen selbst? Sehr viele Kinder und Jugendliche geben an, das Handy teilweise unachtsam zu nutzen. Gut 48 Prozent lassen sich von den Hausaufgaben ablenken. Bei 20 Prozent resultieren daraus  schulische Probleme. Knapp 43 Prozent geben unüberlegt Daten preis und 24 Prozent empfinden Kommunikationsstress (siehe Grafik).

Auffällig sei die Angst, etwas zu verpassen und aus der Kommunikation ausgeschlossen zu sein. Dr. Karin Knop von der Uni Mannheim sagt: „Dies ist der stärkste Erklärungsfaktor für unkontrollierte, exzessive und risikobetonte Handynutzung. Wenn Kinder und Jugendliche zusätzlich einen hohen Anpassungsdruck an ihren Freundeskreis verspüren und dieser Freundeskreis eine ‚Always-on‘-Mentalität lebt, lassen sie sich besonders stark durch ihr Handy ablenken.“

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Smartphone – Zündstoff in der Familie

Smartphones bringen auch in der Familie Vorteile – das sind sich Eltern und Kinder einig: Man kann sich unkompliziert verabreden, etwas nachfragen, Bescheid geben und ist besser für Notsituationen gewappnet.

Innerhalb der Familie gibt es allerdings auch Reibungspunkte. Vor allem das zeitliche Ausmaß des kindlichen Handykonsums ist ein Grund für Konflikte. Eine aktive Handyerziehung – jenseits von Restriktionen und Regelungen – ist oft schwierig, weil sich die mobilen Geräte dem unmittelbaren Einfluss der Eltern entziehen.

Videos – Kinder im Internet

Weiterführende Informationen

Ratgeber

Sicherheit im Netz

Artikel

Quellen:

  • Knop, Karin; Hefner, Dorothée; Schmitt, Stefanie; Vorderer, Peter: Mediatisierung mobil. Handy- und Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen. Leipzig (Vistas), 2015. Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), Band 77. ISBN 978-3-89158-616-7.
  • Online: http://www.lfm-nrw.de/fileadmin/user_upload/lfm-nrw/Service/Veranstaltungen_und_Preise/Tagungen_und_Praesentationen/Alwayson/Dokumente/Band-77_Mediatisierung-mobil_Zusammenfassung.pdf
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), www.kindergesundheit-info.de;

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