Der Begriff Nebenniereninsuffizienz bedeutet: eine Unterfunktion der Nebennieren. Die Nebenniere gehört zu den Haupt-Hormondrüsen im Körper. Da die Nebenniere jedoch ganz unterschiedliche Hormone produziert, kann sich eine Nebenniereninsuffizienz auch mit vielen unterschiedlichen Symptomen äußern.
So produziert die Nebenniere etwa Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin, sowie Dopamin und ist verantwortlich für den Energiehaushalt und Blutsalzhaushalt im Körper. Die Therapie einer Nebenniereninsuffizienz orientiert sich an der Ursache und dem jeweiligen Hormonmangel oder Hormonausfall im Körper.
Da Symptome einer Nebenniereninsuffizienz häufig erst recht spät im Krankheitsverlauf auftreten, ist ein Großteil der Nebennierenrinde dann bereits zerstört. Als allgemeine Anzeichen gelten: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Gewichtsabnahme, eine verringerte Leistungsfähigkeit und weitere, eher unspezifische Beschwerden im Magen-Darm-Bereich.
Was ist eine Nebenniereninsuffizienz?
Die Erkrankung wird als primäre und sekundäre Nebenniereninsuffizienz eingestuft. Der Unterschied der beiden Krankheitsbilder liegt darin, dass bei der primären Form die Nebennierenrinden erkrankt sind. Bei der sekundären Nebenniereninsuffizienz dagegen liegt die Ursache im Steuerungsorgan für die Nebennierenrinden, der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). In diesem Fall fällt die Steuerung aus und die Nebennierenrinden können nicht mehr funktionieren. Beide Krankheitsformen ähneln sich jedoch. Die primäre Nebenniereninsuffizienz wird auch als Morbus Addison oder Addison Krankheit bezeichnet. Rund 80 Prozent aller Patienten, die an einer Unterfunktion der Nebenniere leiden, haben eine primäre Nebenniereninsuffizienz.
Die Nebenniere ist eine Hormondrüse, die in Nebennierenmark und Nebennierenrinde unterteilt wird. Das hormonproduzierende Organ ist verantwortliche für die Bildung von Stresshormonen, Wachstumshormonen und Vorstufen von Sexualhormonen. Die Nebenniere hat ebenfalls Einfluss auf die Regulation des Blutdrucks, des Salzgehalts im Blut und des Blutzuckerspiegels. So beeinflussen die Hormone der Nebennierenrinde eine Vielzahl an Funktionen im Körper.
So ist etwa das lebenswichtige Stresshormon Cortisol in mehreren Stoffwechselprozessen des Körpers integriert: Weil es den Energieumsatz reguliert, beeinflusst es neben dem Blutzucker unter anderem auch den Eiweiß- und den Knochenstoffwechsel sowie das gesamte Immunsystem. Eine Unterfunktion der Nebenniere kann somit zu einem niedrigen Blutzuckerspiegel, Natriummangel und Übelkeit führen. Weitere Symptome sind Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Kälteempfinden, vermehrter Harndrang sowie Muskel-, Gelenk– und Knochenschmerzen.
Was sind die Ursachen einer Nebenniereninsuffizienz?
Die häufigste Ursache einer primären Nebenniereninsuffizienz ist eine Autoimmunentzündung im Körper, die eine Zerstörung des Nebennierenrinden-Gewebes zur Folge hat. Bei einem solchen Autoimmunprozess richtet sich die körpereigene Immunabwehr fälschlicherweise gegen den eigenen Körper und nicht mehr, wie in der ursprünglichen Funktion vorgesehen, gegen äußere Erreger. Zu den seltenen Ursachen zählen Infektionen, sowie angeborene oder erworbene Stoffwechselstörungen. Häufig leiden Patienten gleichzeitig auch an anderen sogenannten Autoimmunerkrankungen wie etwa Diabetes oder einer Erkrankung der Schilddrüse.
Die häufigste Ursache für eine sekundäre Nebenniereninsuffizienz ist ein in der Regel gutartiger Tumor im Bereich der Hirnanhangsdrüse. Als weitere Auslöser der Erkrankung können Schädelverletzungen, Durchblutungsstörungen und Infektionen verantwortlich gemacht werden.
Was sind die Symptome?
Patienten klagen oft über Schwächezustände, Schwindelanfälle oder Müdigkeit. Diese Merkmale können oft sehr langsam und erst über einen langen Zeitraum entstehen. Weitere Anzeichen sind Gewichtsverlust, Muskelschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie braune Haut. Diese übermäßige Pigmentierung bei Nebenniereninsuffizienz kann sich vor allem im Gesicht und an den Schultern entwickeln. Symptome einer Nebenniereninsuffizienz werden vor allem durch Stress ausgelöst. Ebenfalls kann eine vorübergehende Unterzuckerung als Krankheitsbild auftreten. Für diese Symptome ist ein Mangel am Hormon Cortisol verantwortlich. In diesem Zusammenhang treten auch häufig Angstzustände, Schweißausbrüche und Herzklopfen auf sowie Heißhunger auf salzige Lebensmittel, vor allem bei Kindern.
Ohne Behandlung führt die primäre Nebenniereninsuffizienz zu schweren Bauchschmerzen, lähmender Müdigkeit, extrem niedrigem Blutdruck, bis hin zu Nierenversagen und möglichem Schock (Nebennierenkrise, Addison-Krise).
Eine Nebenniereninsuffizienz-Krise kann vor allem in extremen Stresssituationen ausgelöst werden und in manchen Fällen zum Tod führen. Auch durch zusätzliche Belastungen für den Körper, die etwa durch eine Operation oder Erkrankung hervorgerufen werden können, kommt es manchmal zu einer plötzlichen und rapiden Verschlechterung einer Nebennierenrindeninsuffizienz. Vor allem wenn die Erkrankung noch nicht therapiert wird, können diese zusätzlichen Belastungen zu Blutdruckabfall, Dehydrierung, Fieber, Hypoglykämie und im schlimmsten Fall zum Koma führen.
Wie erkennt der Arzt eine Nebenniereninsuffizienz?
Eine Vielzahl der Symptome einer Nebenniereninsuffizienz sind allgemeine Anzeichen vieler Krankheitsbilder. Deshalb bleibt die Krankheit häufig zunächst unerkannt. Oftmals wird eine Nebenniereninsuffizienz durch einen niedrigen Natrium- und einen erhöhten Kaliumspiegel im Blut festgestellt. Auch ein zu niedriger Blutzuckerspiegel ist ein erstes Indiz für die Erkrankung.
Bei einem Verdacht kann durch einen Bluttest im Labor eine Nebenniereninsuffizienz schnell ermittelt werden. Um sicher zu gehen, wird als Bestätigungstest ein sogenannter ACTH-Kurztest durchgeführt. Dabei werden die Hormone Cortisol, Adrenocorticotropin (ACTH), Renin sowie Aldosteron im Blut gemessen. Bei Verdacht auf sekundäre Nebenniereninsuffizienz wird der Arzt, meist ein Endokrinologe, zusätzliche Hypophysenhormone messen, um eine umfassende Diagnose erstellen zu können.
Wie wird eine Nebenniereninsuffizienz behandelt?
Bei einer Nebenniereninsuffizienz werden durch eine sogenannte Substitutionstherapie fehlende Hormone verabreicht. Der durch die Krankheit entstandene Cortisolmangel wird durch Hydrocortison oder Prednisolon ausgeglichen. Ein Mangel an Aldosteron wird meistens mit Fludrocortison ausgeglichen. Die Dosis ist sehr individuell und wird mittels Bestimmung von Blut- und Urinwerten festgesetzt. Die Erkrankung kann in gewissen Situation gefährlich werden. Etwa wenn der Körper in eine Stresssituation gerät. Dann muss die jeweilige Dosierung unbedingt schnell angepasst werden. Das heißt bereits bei einer Infektion wie etwa einer Grippe mit ansteigender Körpertemperatur, muss die Hydrocortison-Einnahme erhöht werden. Auch Dauerstress oder Burnout müssen besonders therapiert werden.
In den meisten Fällen genügt eine Hormonersatztherapie mit Hydrocortison und Fludrocortison. Speziell bei Frauen kommt es trotz individueller Dosierung der Ersatzhormone manchmal zu einer verminderten Lebensqualität. Dann ist der nächste Schritt, den DHEA-Wert im Blut zu messen, ein Hormon das für die Produktion von Geschlechtshormonen verantwortlich ist. Ein zu niedriger DHEA-Spiegel, kann Stimmungsschwankungen, Libidoverlust und Depressionen verursachen. Neben der DHEA-Einnahme besteht bei diesen Fällen eine weitere Therapiemöglichkeit, durch die Anwendung eines Pflasters bei Testosteronmangel, welches Frauen unabhängig von ihrer Erkrankung auch während der Wechseljahre verordnet kriegen.
Frauen mit Nebenniereninsuffizienz und Kinderwunsch müssen vor allem bei der sekundären Form der Erkrankung mit einer erhöhten Hormondosis während der Schwangerschaft rechnen. Bei manchen Patientinnen wird während dieser Zeit ein erhöhter Bedarf an Hydrocortison und Fludrocortison festgestellt. Eine Schwangerschaft mit Nebenniereninsuffizienz ist aber prinzipiell möglich und auch die erhöhte Einnahme von Hormonen während einer Schwangerschaft schadet dem Baby nicht.
Zusätzlich gibt es eine Reihe homöopathischer Heilmittel, die gegen eine Unterfunktion der Nebennierenrinde wirken, so wie beispielsweise Phytocortal. Zu weiteren heilmedizinischen Therapieansätzen bei einer Nebenniereninsuffizienz gehören: Akupunktur, Einnahme von Vitamin B12, Vitamin D, Magnesium, Zink und Selen.
Wie kann ich vorbeugen?
Einer Erkrankung kann man in erster Linie leider nicht vorbeugen. Jedoch gibt es Vorsichtsmaßnahmen, die man befolgen sollte. Patienten sollten immer Notfallmedikamente und einen Ausweis bei sich haben. Ebenfalls ist es sehr wichtig, jeglichen Stress zu vermeiden. Falls körperliche Stresssituation abzusehen sind, wie etwa vor einer geplanten Operation, muss die Hormonersatztherapie unbedingt angepasst werden, um eine Addison-Krise zu vermeiden.
Eine gesunde Lebensweise mit genug Bewegung und Sport sowie einer ausgewogenen Ernährung wird von Ärzten empfohlen, um Infekten und somit möglichen Stresssituationen vorzubeugen. Um den Blutzuckerspiegel bei Nebenniereninsuffizienz stabil zu halten, sind mehrere kleine Mahlzeiten empfehlenswert.
Wie sind die Heilungschancen bei Nebenniereninsuffizienz?
Die Nebenniereninsuffizienz ist zwar nicht heilbar, jedoch lässt sich die Lebensqualität durch gute Therapieerfolge weitestgehend erhalten. Dabei müssen die Patienten ihr Leben lang die fehlenden Hormone in Form von Medikamenten substituieren. Vor allem in Stresssituationen muss darauf geachtet werden, dass die Medikamente angepasst werden. Unbehandelt kann eine Nebenniereninsuffizienz jedoch zu teils lebensbedrohlichen Komplikationen führen.