Geschwollene Augen, schmerzendes Kreuz, ein schwerer Kopf – das geht super los und bleibt bescheiden: Bus verpassen, Kaffee kleckern, immer wieder gähnen. Montagmorgens in die Gänge zu kommen, fällt schwer. Und das, nachdem wir doch gerade zwei Tage ausschlafen konnten. Warum macht uns der Wochenanfang bloß so fertig?
Eins muss man dem Montagstief lassen: Es verbindet zumindest. Für die Mehrheit der Deutschen ist der erste auch der schlimmste Tag der Woche. Und wie Statistiken zeigen, steckt mehr dahinter als nur ein Gefühl: An keinem anderen Tag gibt es so viele Krankmeldungen, beim Arbeiten wird weniger geleistet, dafür geht mehr schief. Montag ist der Tag mit den meisten Herzinfarkten und der, an dem besonders viele Unfälle passieren.*
Vor allem montagvormittags fehlt es an Konzentration, Motivation und Energie − da helfen noch mehr Tassen Kaffee auch nicht weiter. Montagsblues nennen Schlafforscher und Psychologen dieses Phänomen. Wie es zum allwöchentlichen Durchhänger kommt? Darauf haben sie eine ganze Reihe von Antworten.
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Alles eine Frage des Rhythmus
Wir holen am Wochenende den Schlaf nach, den wir werktags eingebüßt haben. Dann können wir am Montag voller Tatendrang in die neue Woche starten, richtig? So logisch das auch klingt, ganz so einfach ist es aus mehreren Gründen nicht:
Völlig aus dem Takt
Am Wochenende länger im Bett, unter der Woche früh raus − genau dieser Wechsel bereitet unserem Körper Schwierigkeiten. Die Nacht von Sonntag auf Montag birgt für ihn ein Umstellungsproblem.
Genauer: Wer seine Wohlfühlschlafmenge fünf Arbeitstage lang nicht bekommt, hat am Wochenende ein gesteigertes Schlafbedürfnis − dem er in aller Regel auch nachkommt. Nachdem unser natürlicher Biorhythmus dann zwei Tage lang über Wachsein und Schlafen entscheiden durfte, fühlen wir uns sonntags tatsächlich erholter. Dabei haben wir aber unbemerkt unsere innere Uhr ein bis zwei Stündchen verstellt. Sobald es abends wieder früher ins Bett gehen soll, weil morgen schon wieder Montag ist, mangelt es an Schlafdruck (unsere körperlich bedingte Schläfrigkeit). Die Folge: eine unruhige Nacht. Wir schlafen schlecht ein, wälzen uns umher, wachen immer wieder auf.
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Das Wochenende bringt den Jetlag
Lange bevor der Wecker klingelt, bereitet uns das Stresshormon Cortisol aufs Aufstehen vor. Bei denjenigen, die montags bis freitags gegen 6.30 Uhr hoch müssen, beginnt die Ausschüttung des Botenstoffs zwischen 3.00 und 4.00 Uhr.
Der veränderte Rhythmus des Wochenendes hat auch diesen Vorgang um ein bis zwei Sunden nach hinten verschoben. Das bedeutet: Wenn montags der Weckton einsetzt, ist unser Körper überhaupt noch nicht bereit, wach zu werden. Der Montagmorgen überfordert also auch deshalb, weil die innere Uhr noch auf Schlafen eingestellt ist. Wir haben einen Mini-Jetlag: Das Wochenende noch in den Knochen, gehen wir im Halbschlaf arbeiten.
Grübeln raubt Schlaf
Genauso verantwortlich für den Montagsblues sind die vielen Gedanken, die wir uns um den ersten Arbeitstag der Woche machen − und zwar bevor wir am Sonntagabend die Augen schließen.
Die unerledigten Aufgaben, unangenehme Termine und Telefonate: Die Schwierigkeiten der anstehenden Woche kreisen im Kopf. Diese Grübelei führt zu Anspannung und bringt letztlich um den guten Schlaf, der gerade sonntags so wichtig wäre, um die Woche munter zu beginnen.
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Wie überwinde ich den Montagsblues?
Dem Wochenend-Jetlag kann nur entkommen, wer samstags und sonntags seinen Werktagrhythmus strikt beibehält. Wirklich Wochenendstimmung kommt dann natürlich nicht mehr auf. Experten wie der renommierte Schlafforscher Jürgen Zulley sind außerdem davon überzeugt, dass wir die Erholung am Wochenende brauchen, um den Arbeitsstress auszugleichen. Darum wird dazu geraten: Alles dabei zu belassen und den Montagsblues als Preis zu akzeptieren, den wir für die Entspannung am Wochenende zahlen.
Selbst wenn Montagsmüde mit dem Tief zum Wochenstart leben müssen, so können sie sich das Aufstehen doch erleichtern und die miese Laune schmälern. Unsere Tipps dafür:
- Nutzen, was den Kreislauf in Schwung bringt: Frische Luft, kaltes Wasser und Tageslicht helfen, den Körper auf Wachmodus zu stellen
- Termine schieben: Wichtige Meetings auf den Nachmittag oder am besten gleich auf Dienstag legen, das mindert das Grauen vor dem Montag und schützt vor Fehlern
- Sonntage auskosten: Sich das Wochenende so schön machen wie möglich. Raus gehen, wandern, im Garten liegen, mit Freunden treffen oder einfach faulenzen − Hauptsache, man denkt nicht an die Arbeitswoche
- Ruhig bleiben: Was sonntags im Bett vermieden werden sollte, ist vor allem geistiger Stress. Wer auf Stunden zählen verzichtet und nicht ständig darüber nachdenkt, wie viel Zeit ihm noch zum Schlafen bleibt, schläft am Ende des Tages besser
- Nicht zu früh ins Bett gehen: Am besten erst dann in die Daunen kuscheln, wenn man wirklich müde ist. Sich am frühen Sonntagabend zum Schlafen zu zwingen, kann eine unruhige Nacht sogar begünstigen
- Schöne Gedanken machen: Sich auf die Höhepunkte der Woche konzentrieren, wie eine Verabredung, ein Essen, ein Kinobesuch
- Geteiltes Leid, halbes Leid: Nicht verzagen und daran denken, dass die Mehrheit am „Manic Monday“ (verrückten Montag) dasselbe Los des Montagsblues gezogen hat
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*Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) bestätigte in einer Statistik (Juni, 2016): Am Montag lebt man gefährlich.