Die mikroskopische Kolitis zeigt als häufigstes Symptom wässrige Durchfälle ohne nachvollziehbare Ursache. Ihre Diagnose ist schwierig, Gewissheit bringt meist erst die Untersuchung einer Gewebeprobe unter dem Mikroskop.
Wenn Sie mit unspezifischen Symptomen wie häufiger Übelkeit, scheinbar grundlosen Bauchschmerzen und wässrigen Durchfällen Ihren Arzt aufsuchen, fällt vermutlich erst einmal die Diagnose Reizdarm. Möglicherweise leiden Sie jedoch an einer relativ unbekannten entzündlichen Darmerkrankung, die ganz ähnliche Symptome hat: die mikroskopische Kolitis. Unter Frauen über 50 ist diese Krankheit sogar in zehn Prozent der Fälle die wahre Ursache für chronische Durchfälle. Obwohl die Mikroskopische Kolitis so verbreitet ist wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, dauert es oft lange, bis sie endlich diagnostiziert wird.
Mikroskopische Kolitis: die Symptome
Es gibt zwei unterschiedliche Formen der mikroskopischen Kolitis: die kollagene und die lymphozitäre Form. Das Hauptsymptom beider ist der wässrige Durchfall. Er kann sehr plötzlich auftreten, weswegen Betroffene oft erst einmal an einen Infekt denken. Weitere Symptome sind:
- Bauchschmerzen
- Gewichtsverlust
- nächtliche Durchfälle
- Übelkeit
- Blähungen
Im Fall der kollagenen Kolitis können auch Anzeichen oder Erkrankungen außerhalb des Darms auftreten:
- Rheumatische Gelenkbeschwerden
- Schuppenflechte
- Störungen der Schilddrüsenfunktion
Beide Formen der mikroskopischen Kolitis plagen die Betroffenen zwar mit ihren Krankheitsmerkmalen. Die gute Nachricht aber ist: Die Symptome können zwar Ihren Alltag beeinträchtigen, doch ist die Krankheit nicht bösartig. Es besteht auch kein erhöhtes Risiko, Darmkrebs zu bekommen.
Die Diagnose der Darmerkrankung
Die unspezifischen Symptome erschweren die Diagnose der mikroskopischen Kolitis. Ihr Arzt muss erst einmal andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen berücksichtigen und ausschließen. Verbreitete Darmleiden, die mit Durchfällen einhergehen, sind das Reizdarmsyndrom und einige Formen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten, beispielsweise die weit verbreitete Laktoseintoleranz. Auch die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa haben mit Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfällen ähnliche Symptome.

Eine klare Diagnose der mikroskopischen Kolitis bringt erst eine Darmspiegelung. Im Gegensatz zu anderen entzündlichen Darmerkrankungen kann der Arzt dabei mit bloßem Auge keine Veränderung der Schleimhaut erkennen. Deshalb entnimmt er an verschiedenen Stellen des Darms Gewebeproben, die er anschließend unter dem Mikroskop untersucht. Liegt eine kollagene oder lymphozitäre Kolitis vor, zeigen sich spezifische Veränderungen des Gewebes – entweder eine Verdickung des Kollagenbands oder eine vermehrte Ansammlung von Lymphozyten, also Zellen des Immunsystems.
Unklar ist, was diese Gewebeveränderungen bewirken und welchen Einfluss sie auf den Verlauf der Erkrankung haben.
Die Ursachen des Leidens
Die wichtigsten Risikofaktoren der entzündlichen Darmerkrankung sind erhöhtes Alter und weibliches Geschlecht. Die Mehrzahl der Betroffenen ist zwischen 50 und 60 Jahren, 80 Prozent sind Frauen.
Bisher sind die Ursachen nicht eindeutig geklärt. Es gibt verschiedene Thesen:
- Forscher vermuten, dass der regelmäßige Gebrauch bestimmter Medikamente das Leiden auslösen könnte. Dazu gehören nichtsteroidale Antirheumatika, Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen, einige Diabetesmedikamente, Präparate zur Behandlung erhöhter Cholesterinwerte oder die langfristige Einnahme von Magensäureblockern.
- Die Hälfte der Patienten mit lymphozitärer Kolitis zeigte Antikörper, die sich gegen den eigenen Körper richten. Das lässt eine Autoimmunerkrankung vermuten.
- Im Organismus von Patienten mit kollagener Kolitis waren Antikörper gegen bestimmte Darmkeime, den Yersinien. Das könnte ein Hinweis sein auf frühere Darminfektionen.
Die Therapie der Darmentzündung
Gegen die mikroskopische Kolitis können nur Medikamente helfen. In Deutschland ist zur Behandlung im Moment nur ein einziger Wirkstoff zugelassen: Budesonid. Er wirkt auch im Fall anderer entzündlicher Erkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma oder Rheuma. Budesonid hilft in der Akuttherapie 80 Prozent der Patienten: Die Häufigkeit ihrer Durchfälle lässt nach oder sie hören ganz auf. Allerdings erlebt die Mehrzahl der Patienten (61 bis 88 Prozent), dass die Beschwerden innerhalb von zwei bis drei Monaten wiederkehren. Dann raten Ärzte zu einer Erhaltungstherapie mit niedrig dosiertem Budesonid. Damit lässt sich die Häufigkeit von Rückfällen deutlich verringern.
Manche Patienten haben auch Glück und die Krankheit verschwindet so unvermittelt wieder, wie sie auftrat.