Schon mal etwas von Lagom gehört? Das mag im ersten Moment nach fernöstlicher Meditation klingen, tatsächlich ist es aber ein schwedischer Begriff. Lagom ist für viele Schweden ein besonderes Lebensgefühl, das sie tief verinnerlicht haben und ihnen zu einem ausgeglichenen und glücklichen Leben verhilft. Wie erklären, wie das geht.
Für Lagom (Laghum gesprochen) gibt es keine direkte deutsche Übersetzung. Die Schweden verstehen darunter vor allem die genau richtige Menge von etwas oder einen optimalen Zustand. Lagom-warm würde zum Beispiel heißen, dass das Wetter nicht zu heiß und nicht zu kalt ist. Ist ein Gericht Lagom-gewürzt, dann ist es weder zu fad noch zu scharf. Und so sollte nach Ansicht der Schweden auch das gesamte Leben Lagom sein. Doch was bedeutet das genau?
Lagom: Die Vorliebe für das gesunde Mittelmaß
Bei Lagom geht es um die richtige Balance im Leben. Extreme haben darin keinen Platz, denn sie können das innere Gleichgewicht stören. Wer ausgeglichen leben möchte, sollte auf Exzesse, Übertreibungen oder Prahlereien weitgehend verzichten.
Lagom ist ein maßvoller Lebensstil, der auf Zurückhaltung und Achtsamkeit setzt, um dadurch zu einem harmonischen und stressfreien Leben zu finden. Egal um welchen Lebensbereich es geht: Wichtig ist, das ideale Gleichgewicht für sich selbst zu erkennen und dieses durch das richtige Verhalten auch zu erreichen.
Wir verraten Ihnen nun, was Sie konkret tun können, um Lagom in Ihr Leben zu bringen.
Nachhaltig und ausgewogen essen
Wie bereits erwähnt, verwenden die Schweden Lagom häufig, um Essen zu beschreiben. So ist der Kaffee genau dann Lagom-süß, wenn die richtige Menge Zucker hinzugegeben wurde. Allerdings bezieht sich der Begriff nicht nur auf die optimale Zubereitung von Essen, sondern auch auf die richtige Auswahl.
Die Schweden setzen dabei vor allem auf regionale und saisonale Lebensmittel – je nachhaltiger und umweltfreundlicher, desto besser. Sie schauen beim Einkauf genau hin, was sie wählen und bevorzugen gesunde, hochwertige, frische und natürliche Produkte. Wer nach Lagom leben möchte, achtet außerdem darauf, Essensabfälle zu vermeiden.
>Heidelbeeren: Typisch schwedisch und sehr gesund!
Eine Lagom-Ernährung ist maßvoll, erlaubt aber auch „kleine Sünden“ wie ein Stückchen Schokolade. Denn komplett auf Süßes zu verzichten, wäre extrem und steht daher nicht im Einklang mit der schwedischen Lebensphilosophie. Statt strenger Diäten, die oftmals Stress verursachen und das innere Gleichgewicht stören, gilt es also, sich ausgewogen und vernünftig zu ernähren. Wählen Sie eine Ernährungsweise, die dauerhaft zu Ihrem Alltag und Lebensstil passt und dadurch zu Ihrem Wohlbefinden beiträgt.

Fika – die entschleunigende Kaffeepause
Die Schweden lieben Fika – eine kleine Kaffeepause, in der sie sich vom manchmal stressigen Alltag erholen können. Fika ist für sie mehr als nur Kaffeetrinken. Es ist ein Ritual, um durchzuatmen und die eigene Mitte wieder zu finden. Zu dieser Auszeit gehören neben dem dunklen Heißgetränk auch eine kleine Nascherei wie Zimtschnecken sowie nette Gespräche mit Kollegen oder Freunden.
Legen auch Sie bewusste Pausen im Arbeitsalltag ein, um den Kopf für neue Aufgaben freizubekommen und wieder zur Wohlfühl-Balance zu finden.
> Lesen Sie hier, was Kaffee so gesund macht
Mit Lagom für einen gesunden Körper und Geist sorgen
Lagom steht für stete Achtsamkeit und Entschleunigung. Denn ein Zuviel an stressigen Störfaktoren kann den Geist aus dem Gleichgewicht bringen und sich auch negativ auf den Körper auswirken. Wer Lagom verinnerlicht hat, gönnt sich daher regelmäßige Ruhepausen, in denen der gesamte Organismus wieder zu Kräften kommen kann.
Die Schweden gehen zum Beispiel gerne in die Sauna, lassen sich massieren oder legen das Smartphone für einige Stunden weg. Auch Sport spielt eine wichtige Rolle, am liebsten draußen in der Natur. Dabei genügt es, sich maßvoll zu bewegen. Lieber regelmäßigen und sanften Sport treiben, als sich zu überfordern und gleich die Freude daran zu verlieren.
>Wieder Sport treiben und am Ball bleiben – so geht’s
Damit Stress erst gar nicht entsteht, achten die Schweden außerdem darauf, sich nicht zu viel zuzumuten und Verpflichtungen gering zu halten. Dank Lagom haben sie besser als wir gelernt, öfter mal „Nein“ zu sagen und auf die eigenen Bedürfnisse zu hören. Das gilt auch im Job: Sagen Sie nicht zu allen Aufgaben sofort „Ja“ und bekommen dann Probleme mit zeitlichen Fristen. Erledigen Sie lieber wenige Aufgaben, diese dafür aber umso besser.

Das richtige Miteinander unter Freunden und Co.
Lagom kann sich auch auf das Sozialleben positiv auswirken. Bei Gesprächen steht die Ausgeglichenheit im Vordergrund. Jeder gibt dem anderen genug Zeit zum Reden, hört ihm aufmerksam zu und hält sich selbst zurück. Angebereien oder Diskussionen über Einkommen und Politik sind zu vermeiden, weil sie Konfliktpotenzial bergen und zu Ungleichgewicht und Stress führen können.
Alles, was menschliche Grundbedürfnisse betrifft, wie Essen, Sex, ja selbst Toilettengänge, darf hingegen ruhig angesprochen werden. Denn für natürliche Vorgänge braucht sich niemand zu schämen und ein lockerer Umgang damit sorgt für Entspanntheit.
Die Grenzen von Lagom
Auch wenn der schwedische Lebensstil durchaus seine Vorteile hat, so ist er nicht perfekt. Das zeigt sich zum Beispiel im Berufsleben: Wer nicht über seine Leistungen spricht, weil dies angeberisch wirken könnte, wird kaum Feedback und Wertschätzung erhalten. Und werden Aufgaben zu oft abgelehnt, bringt das keinen Karriereschub. Streitgespräche und Kritik per se zu vermeiden ist ebenfalls nicht die beste Lösung – da sich Probleme dadurch noch vergrößern können.
Dennoch kann Lagom erheblich dazu beitragen, ein glückliches und ausgewogenes Leben zu führen. Gehen Sie bewusst und achtsam durchs Leben, nehmen Sie sich selbst und andere nicht zu ernst und schalten Sie auch mal einen Gang zurück! Dann werden sie so lässig wie die Schweden.