Kompakt: Schilddrüsenunterfunktion

Schilddrüsenunterfunktion

Inhaltsverzeichnis

Stimmungsschwankungen, Erschöpfung und gesteigertes Kälteempfinden: Die Ursache für diese Beschwerden kann eine Schilddrüsenunterfunktion sein. Produziert das Organ zu wenig Hormone, kommen Körper und Psyche aus dem Tritt. Wir erklären, was die Störung auslöst und welche Therapien helfen.

Die Schilddrüse ist nur etwas so groß wie eine Walnuss. Doch funktioniert sie nicht wie sie soll, sind Körper und Psyche betroffen. Denn sie produziert lebenswichtige Hormone, die viele Prozesse im Organismus beeinflussen und steuern. Eine Unterfunktion der Schilddrüse (Fachbegriff: Hypothyreose) ist dennoch keine lebensbedrohliche Erkrankung, denn sie kann gut diagnostiziert und behandelt werden, so dass die Lebensqualität der Betroffenen kaum eingeschränkt ist.

Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?

Die Schilddrüse sitzt unterhalb des Kehlkopfes. Ihre Form erinnert an einen Schmetterling, mit zwei „Flügeln“, die durch einen Mittelsteg verbunden sind. Aktiviert durch zwei Zentren im Gehirn (die Hypophyse und den Hypothalamus) stellt das Organ einen Mix aus lebenswichtigen Hormone her. Diese Botenstoffe steuern wichtige Prozesse im Körper wie Stoffwechsel oder Wachstum. Auch auf unser psychisches Wohlergehen haben die Schilddrüsenhormone einen wesentlichen Einfluss.

Produziert die Schilddrüse weniger Hormone als der Körper braucht, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion. Von einer primären Form der Schilddrüsenunterfunktion ist dabei die Rede, wenn das Organ selbst erkrankt ist. Eine sekundäre Form liegt vor, wenn zu wenige Botenstoffe vom Gehirn in der Schilddrüse ankommen und ihre Hormonproduktion nicht ausreichend angeregt wird.

Experten schätzen, dass mindestens zwei Prozent aller Frauen und 0,1 bis 0,2 Prozent der Männer betroffen sind. Die Erkrankung wird meist zwischen 40 und 60 Jahren entdeckt. Das Risiko daran zu erkranken, steigt mit dem Alter.

Was bewirken die Schilddrüsenhormone?

Die Schilddrüse bildet drei unterschiedliche Botenstoffe:

  • Trijodthyronin (T3)
  • Tetrajodthyronin (T4)
  • Kalzitonin

Im engeren Sinne gelten nur T3 und T4 als Schilddrüsenhormone. „Sie sind im Wesentlichen Energielieferanten für die Zellen, wirken also vereinfacht ausgedrückt wie das Gaspedal für die meisten körperlichen, geistigen und seelischen Funktionen“, sagt Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren*, Chefarzt und Gründer des Schilddrüsenzentrums in Köln.

Schilddrüsenunterfunktion 1

Die Schilddrüse produziert die Botenstoffe auf der Basis von Jod. Eine ausreichende Versorgung mit dem Spurenelement durch die Nahrung ist darum Voraussetzung dafür, dass das Organ reibungslos funktioniert. Einen Teil der erzeugten Hormone speichert die Schilddrüse in winzigen Bläschen. Den anderen Teil gibt sie ins Blut ab, wo er sich mit Eiweißstoffen verbindet.

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Benötigt der Körper zu bestimmten Zeiten (während des Wachstums, in der Schwangerschaft oder im Säuglingsalter) mehr Schilddrüsenhormone als sonst, entkoppeln sich die gebundenen Hormone oder es werden mehr davon produziert, sodass der erhöhte Bedarf im Organismus zügig gedeckt werden kann.

Was sind die Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion?

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann angeboren sein. Etwa eines von 3.500 Neugeborenen leidet darunter. Die Erkrankung kann sich jedoch auch im Laufe des Lebens entwickeln. Die häufigste Ursache ist die sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung. Körpereigene Abwehrzellen bekämpfen irrtümlicherweise das Gewebe der Schilddrüse. Die Folge: Eine chronische Entzündung, die das Organ angreift.

Eine weitere Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion kann eine unzureichende Hormoneinstellung nach einer Operation oder Radiojodtherapie des Organs sein.

Welche Symptome treten auf?

Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 regen den Stoffwechsel an und erhöhen den Grundumsatz des Körpers. Ist ihr Gehalt im Blut zu gering, sinkt die „Drehzahl“ des Organismus, wir sind weniger leistungsfähig – körperlich und geistig. „Müdigkeit, Antriebsarmut, depressive Verstimmung oder eine extreme Kälteempfindlichkeit sind typische Anzeichen“, erklärt Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren. Außerdem weisen diese charakteristischen äußeren Anzeichen auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin:

  • die Haut ist trocken, rau, verdickt und unter Umständen gelblich verfärbt
  • die Stimme ist rau, heiser und tiefer
  • die Haare sind glanzlos und struppig
  • das Gesicht wirkt geschwollen, die Lippen sind verdickt
  • die Betroffenen legen an Körpergewicht zu

Die Symptome einer Unterfunktion verändern sich mit zunehmendem Alter. Bei einer sogenannten Altershypothyreose sind die Werte der Schilddrüsenhormone nur gering unterhalb der Norm und die Anzeichen entsprechend untypisch.

Welche Folgen kann die Unterfunktion haben?

Ist die Störung der Schilddrüse sehr ausgeprägt, kann es zu erheblichen psychischen Beschwerden kommen wie Halluzinationen oder Wahnzustände. Häufig werden diese Symptome fehldiagnostiziert und wie eine psychische Erkrankung behandelt.

Dauert die Unterfunktion lange an, lagert sich Wasser im Körpergewebe ein (Fachbegriff: Ödembildung). Auch eine Herzmuskelschwäche kann die Folge einer Unterversorgung mit Schilddrüsenhormonen sein. Das Risiko einer Arterienverkalkung erhöht sich ebenfalls, da ein Mangel an T3 und T4 sich negativ auf die Blutfettwerte auswirkt. Dadurch, dass der Stoffwechsel heruntergefahren ist, nimmt der Körper weniger Vitamine und Mineralien auf – Mangelzustände können auftreten.

Kommt zu einer dauerhaften Unterversorgung mit T3 und T4 noch großer körperlicher Stress (zum Beispiel Infektionen, Operationen) hinzu, kann der Betroffene ins Koma fallen. Diese extreme Komplikation ist jedoch sehr selten.

Wird bei Neugeborenen eine genetisch bedingte Störung der Schilddrüse nicht erkannt, kann dies zu Entwicklungsstörungen bis hin zu dauerhaften Behinderungen führen.

Wie erkennt der Arzt die Erkrankung?

Der medizinische Experte für die Schilddrüse ist der Internist beziehungsweise der Endokrinologe.

Im Patientengespräch zu Beginn der Untersuchung stellt der Arzt die genauen Beschwerden fest. Die Symptome des Patienten geben ihm meist schon wichtige, einschlägige Hinweise. Mit folgenden Untersuchungen sichert er dann die Diagnose weiter ab:

Konzentration der Schilddrüsenhormone

Die Werte von T3 und T4 sowie von TSH (ein Hormon, das die Aktivität der Schilddrüse reguliert) im Blut werden ermittelt.

Sonografie (Ultraschall) der Schilddrüse

Größe und Struktur der Schilddrüse lassen sich mithilfe von Ultraschall gut feststellen. Manchmal hat eine Schilddrüsenunterfunktion eine Vergrößerung des Organs zur Folge – allerdings nicht immer. Eventuell entnimmt der Arzt auch eine Gewebeprobe, um sie unter dem Mikroskop auf Veränderungen hin zu untersuchen.

Schilddrüsenszintigrafie

Dabei handelt es sich um eine Messung, die die Anreicherung von Jod in der Schilddrüse überprüft. Bei der Untersuchung erhält der Betroffene eine radioaktiv markierte Substanz durch die Vene. Diese gelangt über den Blutkreislauf in die Schilddrüse und zeigt dort, wie gut das Organ mit Jod versorgt wird.

Wie lässt sich die Erkrankung behandeln?

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist es notwendig, das fehlende Schilddrüsenhormon dauerhaft, meist lebenslang, einzunehmen. Die Patienten erhalten dazu meist künstliches Schilddrüsenhormon (Levothyroxin, L-T4) in Tablettenform.

Man beginnt die Therapie mit einer niedrigen Dosis und erhöht sie unter regelmäßigen Blutuntersuchungen stufenweise bis zur gewünschten Dosis. Der Grund für diese „einschleichende“ Therapie: Bei einer zu hohen und zu schnellen Verabreichung der Schilddrüsenhormone können lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen und Angina-pectoris-Anfälle auftreten.

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Wie kann man vorbeugen?

„Es sind keine konkreten Vorbeugungsmaßnahmen bekannt oder bewiesen“, lautet die Einschätzung von Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren. Grundsätzlich sollte jedoch einem Jodmangel vorgebeugt werden, zum Beispiel durch die konsequente Verwendung von Jodsalz in der Ernährung. Im Rahmen einer allgemeinen Vorsorgeuntersuchung, sollte die Schilddrüse regelmäßig überprüft werden. Störungen lassen sich dann schnell feststellen und behandeln.

Wie gut sind die Heilungschancen?

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann – sofern sie durch eine Störung des Organs selbst ausgelöst wird (primäre Form) – nicht ursächlich geheilt werden. Doch werden die Medikamente gut vertragen, können Betroffene beschwerdefrei leben. Auf die Lebenserwartung hat die Erkrankung keine Auswirkungen.

Unser Experte: Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren, Chefarzt Chirurgie St. Agatha Krankenhaus Köln-Niehl, Gründer des Deutschen Schilddrüsenzentrums:  www.deutsches-schilddruesenzentrum.de

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