Haben Karies-Bakterien die Zahnsubstanz zerstört, zückt der Zahnarzt meist den Bohrer. Wenn Mundhygiene und Ernährung stimmen, muss es so weit aber gar nicht kommen.
Was ist Karies?
Zu viel Süßes und zu wenig Zahnpflege sind eine Wonne für Bakterien, die vom Zucker in unserer Nahrung leben und ihn in Säure umwandeln. Diese Stoffwechselvorgänge der Mikroorganismen im Mundraum setzen unseren Zähnen zu: Die Säure greift den Zahnschmelz an und „frisst“ sich in die Zahnsubstanz. Die Folgen kennen wir alle: Es entstehen kleine Löcher, manchmal optisch als bräunliche Flecken erkennbar, die zu großen werden – wenn der Zahnarzt nicht eingreift.

Fast jeder Mensch hatte schon einmal so ein „Loch im Zahn“. Zahnkaries gilt als die am weitesten verbreitete Infektionskrankheit der westlichen Industrienationen und eine der häufigsten Erkrankungen der Zähne. Nur etwa ein Prozent der Erwachsenen in Deutschland ist Schätzungen zufolge kariesfrei. Doch die Tendenz ist recht positiv: Durch die verbesserte Vorsorge gehen die Kariesfälle von Jahr zu Jahr zurück.
Wie kommt es zu Karies?
Bei Karies handelt es sich um den Abbau der Zahnsubstanz infolge einer übermäßigen Ansammlung von Bakterien. In unserem Mund und auf unseren Zähnen leben bis zu 700 verschiedene Bakterien. Ungefährliche, aber eben auch schädliche. Die Karies-Bakterien tragen wir meist schon seit dem Kindesalter im Mund, übertragen von unseren Eltern. Bei einer gesunden Ernährung und gründlicher Zahnpflege stellen die Keime allerdings kein Problem für unsere Zähne dar. Aber: Vermehren sich die Keime, die Zucker zu Säure umwandeln, wird es gefährlich für unser Gebiss.
Sogenannte kariogene Mikroorganismen sind im Speziellen Streptokokkus mutans, aber auch Streptokokkus sanguis, Streptokokkus sobrinus oder Laktobazillus acidophilus zählen dazu. Sie zusammen bilden mit Speichel- und Speiseresten Plaque: Zahnbelag, der auf unseren Zähnen klebt, Bakterien einen optimalen Nährboden bietet und den Kariesprozess beschleunigt.
Die Hauptverantwortlichen
Zucker und Bakterien sind bei der Entstehung von Zahnkaries wesentlich. Dazu kommen noch anderer Faktoren, die im Zusammenspiel zum Ausbruch der Krankheit führen. So ist auch die Zahnbeschaffenheit und -stellung von Bedeutung. Haben die Zähne Furchen oder stehen sie schief im Kiefer, bleibt der Film aus Speiseresten und Bakterien schneller haften. Wenn ihre Oberfläche aber glatt ist und sie in Reih und Glied gewachsen sind, hat Plaque von vornherein schlechtere Chancen – und lässt sich beim Putzen leichter entfernen.
Auch ausreichend Speichel ist in Bezug auf Karies wichtig. Spucke kann die von den Bakterien freigesetzte Säure verdünnen und sie sozusagen neutralisieren. Wird nicht genügend Speichel produziert oder ist er zu zäh, fällt der Selbstschutz weg und die Bakterien können sich ungehindert ans Werk machen.
Darum: Wer nach dem Essen keine Zahnbürste parat hat, sollte auf zuckerfreie Kaugummis zurückgreifen. Zwar werden die Zähne dadurch nicht sauberer, das Kauen regt aber den Speichelfluss an. Dadurch kann der saure pH-Wert nach dem Essen ausgeglichen werden.
Karies an sich ist nicht genetisch veranlagt, es gibt aber durchaus einige erbliche Faktoren, die die Zahnkrankheit begünstigen wie Zahnfehlstellungen oder eine ungleichmäßige Oberflächenstruktur zum Beispiel.
Zusammengefasst bedeutet das: Die Zähne „faulen“, wenn …
- zu viele kariogene Bakterien im Mundraum leben
- der Zahnbelag (Biofilm, Plaque) nicht regelmäßig und gründlich weggeputzt wird
- die Bakterien mit zu vielen süßen und kohlehydratreichen Lebensmitteln „gefüttert“ werden
- und kariogene Bakterien reichlich Zeit (zu lange Phasen zwischen den Putzgängen) haben, sich auszubreiten.
Merke: Karies-Bakterien leben vom Zucker, den wir uns schmecken lassen
Was sind die Symptome?
Zu Beginn der Karies setzen sich die Bakterien an der Oberfläche des Zahns im Belag fest. Dort entzieht die Säure der Bakterien dem Zahnschmelz seine Mineralien. In diesem Stadium verursacht Karies noch keine Schmerzen und ist auch optisch eher unauffällig – kleine weiße Flecken deuten auf die sogenannten Entkalkungszonen hin.
Im weiteren Verlauf kommt es zur bräunlichen Verfärbung der angegriffenen Stelle. Dringt die Karies bis zum Zahnbein (Dentin) vor, kommt es dann auch zu den typisch ziehenden Schmerzen beim Kauen und zur Überempfindlichkeit auf heiße, sehr kalte oder zu süße Speisen. Weil das Dentin wesentlich weicher als der Zahnschmelz ist, kann sich Karies hier schnell ausbreiten – der Zahn wird quasi von innen ausgehöhlt.
Von einer tiefen Zahnkaries sprechen Mediziner, wenn die Bakterien das Zahnmark (Fachausdruck: Pulpa) erreicht haben. Weil dort viele Nervenstränge zusammenkommen, sind die Schmerzen entsprechend stark.
Welche Folgen kann Karies haben?
Karies kann – wird ihr nicht Einhalt geboten – Schritt für Schritt den ganzen Zahn zerstören. Sind die Bakterien bis zum Zahnmark in den Wurzeln vorgedrungen, kommt es zu Entzündungen, die sich auf den Kiefer ausweiten können und im Extremfall dazu führen, dass der Zahn ausfällt oder gezogen werden muss.
Mögliche Folgen sind neben Zahnverlust auch Zahnfleischentzündungen, Parodontitis und Entzündungen der Organe. Sobald die Bakterien Nerven und Gefäßen erreicht haben, ist der Weg zum Rest des Körpers nämlich frei: Sie gelangen in die Blutbahnen, können den Herzmuskel angreifen, Abszesse in der Leber oder Knochenentzündungen auslösen.
Wie erkennt der Arzt Karies?
Um Karies dann zu erkennen, genügen dem Fachmann meist ein Blick in den Mund und zwei Handinstrumente: ein Spiegel und eine Zahnsonde. Damit kann er das Gebiss absuchen und die Zahnoberfläche abtasten. Im Anfangsstadium, wenn also allein die Schmelzschicht von Bakterien befallen ist, wird er eine weiße Veränderung an der Zahnoberfläche erkennen – den sogenannten „white spot“ (auf Deutsch: Kreidefleck), der sich bei fortschreitender Karies braun verfärbt.
Wie tief die Erkrankung vorgedrungen ist, erfährt der Zahnarzt mittels Röntgenaufnahmen des kariösen Zahns. Eine relativ neue (und noch selten angewandte) Diagnose-Methode funktioniert mit Laserstrahlen – unter dem Licht leuchten beschädigte Bereiche anders als gesunde.
Wer sich zu spät rührt oder den Zahnarzt ganz meidet, riskiert den Zerfall seiner Zähne
Wie wird Karies behandelt?
Die Art der Therapie richtet sich nach dem Stadium der Krankheit und kann in folgende Schritte unterteilt werden:
Oberflächliche Karies: Sofern nur auf den Schmelz begrenzt, müssen die kariösen Veränderungen nicht in jedem Fall mechanisch behandelt werden. Oft genügt es, die angegriffene äußere Schicht mit Mineralien aufzubauen. Üblicherweise kann der Zahn mit Fluoridgelen oder fluoridhaltigen Zahnpasten remineralisiert werden.
„Das Loch“: Sobald die Karies die Ummantelung durchbrochen hat, muss der kariöse Teil des Zahns raus. Im Regelfall schleift der Zahnarzt den kranken Bereich mit dem Bohrer ab. Alternativ kann die Karies auch mittels Laser abgetragen werden – die Kosten dieser Therapie werden von den gesetzlichen Krankenkassen allerdings nicht übernommen.
Ist die Karies beseitigt, wird der Zahn künstlich wiederaufgebaut. Dafür kommen verschiedene Füllmaterialien wie Kunststoff, Keramik, Amalgam, Metalllegierungen infrage. Bei stärkeren Schäden greift der Zahnarzt auch auf sogenannte Onlays oder Überkronungen zurück.
Tiefe Zahnkaries: Sind die Bakterien bis zur Pulpa vorgedrungen, ist eine Wurzelkanalbehandlung angezeigt. Dabei wird erst entzündetes Gewebe entfernt und dann der Wurzelkanal künstlich aufgefüllt. Im Extremfall muss der Arzt den kranken Zahn ziehen.
Wie kann man vorbeugen?
Wer Folgendes in seinen Alltag integriert, kann sein Karies-Risiko minimieren und um den Bohrer herumkommen:
- Eine gründliche Mundhygiene: mindestens zweimal täglich (abends und morgens) etwa drei Minuten lang die Zähne putzen. Dazu gehört auch die Pflege der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten.
- Profis ranlassen: Mediziner empfehlen zweimal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung, dabei können Beläge meist gründlicher entfernt werden als zu Hause. Manko: Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten häufig nicht.
- Regelmäßig den Zahnarzt besuchen: Um Karies bereits im frühen Stadium zu erkennen, sollten die halbjährlichen Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden.
- Zahngesund ernähren: einfache Kohlenhydrate wie in Bonbons, Chips, Eis oder gesüßten Getränken reduzieren, stattdessen auf eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen und Mineralien achten.
- Zahnschmelz stärken: Gut versorgt mit Fluorid sind die Zähne weniger anfällig für Bakterien. Fluoridhaltige Zahnpflegeprodukte sind darum zu bevorzugen. Ergänzend können einmal in der Woche auch Spüllösungen verwendet werden.
- Kaugummi kauen: Zuckerfreie Kaugummis regen die Produktion von Speichel an, der den sauren pH-Wert im Mund ausgleicht – und sind vor allem nach dem Essen ratsam.

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