Gesund am Arbeitsplatz: Welche Rechte habe ich?

Gesund am Arbeitsplatz: Welche Rechte habe ich?

Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Übergewicht sind typische Büroleiden. Aber das muss nicht sein...
Inhaltsverzeichnis

Eigentlich führen Sie einen gesunden Lebensstil, aber am Arbeitsplatz ist das schwer umzusetzen? Wir erklären, wie Sie auch im Arbeitsalltag Rücksicht auf Ihre Gesundheit nehmen können und welche Rechte Sie gegenüber dem Arbeitgeber haben.

Rückenschmerzen von unbequemen Bürostühlen, Kopfschmerzen durch stundenlanges Verweilen vor dem flimmernden Bildschirm oder Übergewicht vom fettigen Kantinen-Essen. Diese und viele andere Gefahrenquellen in der Arbeit können Ihrer Gesundheit im Wege stehen. Oft stellen wir diese Dinge gar nicht in Frage, weil sie sich in unseren Arbeitsalltag eingeschlichen haben. Auch psychische Faktoren, wie Dauerstress, können das Wohlbefinden in hohem Maß beeinträchtigen. Wenn dann ein hoher Krankenstand folgt, kann das den Druck zusätzlich erhöhen und Kollegen mitbelasten.

Wer ist verantwortlich für einen gesunden Arbeitsplatz?

Der Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Angestellten. Der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz umfasst technische Schutzmaßnahmen genauso wie Maßnahmen zur Vorbeugung berufsbedingter Erkrankungen. Der Arbeitsschutz bezieht sich nicht nur auf die Sicherheit auf dem Betriebsgelände. Neben den physischen Belastungen soll auch die psychische Gesundheit im Fokus stehen, um Beschwerden frühzeitig erkennen und beseitigen zu können.

Arbeitgeber in der Pflicht

Das Unternehmen ist verpflichtet, sowohl den Arbeitsschutz als auch den Gesundheitsschutz auf dem Betriebsgelände, in einer Produktionshalle oder im Büro zu gewährleisten. Die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers umfasst folgende Maßnahmen:

  • zur Prävention berufsbedingter Erkrankungen
  • zur Förderung des Wohlbefindens
  • zur Vermeidung von Arbeitsunfällen (technischer Arbeitsschutz)

Mobiliar und Räume, die der Betrieb bereitstellt, dürfen keine gesundheitliche Gefährdung für den Arbeitnehmer darstellen oder fördern. Vielmehr sollte Wert auf eine geeignete Ausstattung gelegt werden, die aktiv zum Gesundheitsschutz beiträgt.

Diese drei Grundsteine sind wichtig:

  • ausreichende, blendungsfreie Beleuchtung
  • angenehmes Raumklima
  • keine Lärmbelastung

Zudem haben Beschäftigte die Möglichkeit, weitere Maßnahmen zur Gesundheitserhaltung zu fordern. Denkbar sind Fortbildungen in den Bereichen Ernährung, Zeitmanagement, Erholungszeiten, Stressvermeidung und Rückentherapie. Der Arbeitgeber muss einer Überanstrengung der Beschäftigten grundsätzlich entgegenwirken. Deshalb sollte er ein Auge auf die Anzahl von Überstunden und die Einhaltung von Ruhepausen haben.

Eigeninitiative: Das können Sie selbst tun

 Als Angestellter können Sie auch in Eigeninitiative gesundheitsfördernde Maßnahmen ergreifen, die individuell zu Ihrem Arbeitsalltag und zu Ihren Bedürfnissen passen.

  • Sorgen Sie für Bewegung in der Arbeit: Durch Muskelübungen können einseitig belastete Körperregionen wie der Rücken gelockert, entspannt und gekräftigt werden. Mit einem kleinen Spaziergang schaffen Sie sich eine aktive Mittagspause, in der Sie Ihren Körper in Bewegung bringen und den Kopf frei machen können
  • Stehen statt Sitzen: Arbeiten Sie nach Möglichkeit abwechseln im Stehen und im Sitzen. Die veränderte Position entlastet Rücken, Schultern und Nacken und kurbelt den Kreislauf an
  • Das Kantinenessen ist nichts für Sie? Kochen Sie sich leckere und gesunde Mahlzeiten zuhause vor, die Sie in der Büroküche aufwärmen können. Achten Sie auf gesunde Snacks und ein ausgewogenes Pausenbrot
  • Mentale Erholung könnte durch einen Power-Nap gefördert werden. Diese Methode des schnellen Nickerchens hat sich in Japan längst etabliert. In Deutschland ist ein Schläfchen in der Mittagspause (noch) undenkbar. Wer weiß, vielleicht ändert sich das irgendwann? Denn Studien belegen: Durch die kurze Schlafphase von 10 bis 20 Minuten kann produktiver gearbeitet werden
  • Arbeitsmedizinische Vorsorge: Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, können Sie regelmäßig einen Termin beim Betriebsarzt vereinbaren. Auf diesen Weg können Erkrankungen frühzeitig erkannt und der auslösende Faktor behoben werden.
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Lunchbox gefüllt mit Rohkost und dunklem Brötchen mit Kochschinken
Bringen Sie sich etwas Gesundes für die Mittagspause von Zuhause mit. (c) colourbox.de

Arbeitsschutz im Homeoffice 

Im Homeoffice ist vor allem die Eigeninitiative des Mitarbeiters gefragt. Je nachdem, ob es sich um einen „Telearbeitsplatz“ oder „Mobiles Arbeiten“ handelt, hat der Betrieb unterschiedliche Verpflichtungen. Knackpunkte im Homeoffice, die schnell zur Gesundheitsgefährdung werden können, sind fehlende Ergonomie, die falsche Ausstattung, keine fest geregelten Arbeitszeiten und eine schlechte Work-Life-Balance. 

Arbeitsplatz 3

Wer zuvor im Büro saß, muss sich im Homeoffice stark umgewöhnen. Denn der Arbeitsbereich zieht nun in die eigenen vier Wände ein. Hierbei sollten Sie dringend einige Vorkehrungen treffen, um Ihre eigene Lebensqualität nicht zu beeinträchtigen. 

  • Statten Sie Ihren Arbeitsplatz richtig aus: Um optimal und vor allem gesund von zuhause aus arbeiten zu können, benötigen Sie einen richtigen Arbeitsplatz, der Ihnen gute Arbeitsbedingungen bietet. Nicht jede Wohnung ist dafür geeignet. Stellen Sie sicher, dass Sie genügend Platz auf der Arbeitsfläche haben, der Ort über genug Tageslicht verfügt und Sie mit der notwendigen Technik wie Bildschirmen und Computerzubehör ausgestattet sind. Halten Sie hierzu Rücksprache mit Ihrem Betrieb, ob es eine Möglichkeit gibt, Mobiliar und Arbeitsmittel für das Homeoffice bereitzustellen. 
  • Achten Sie auf Ergonomie: Auf Dauer geht es nicht gut, wenn Sie von der Couch oder dem Küchentisch aus arbeiten. Ein ergonomischer Stuhl und ein Arbeitsplatz, der auf Sie zugeschnitten ist, trägt erheblich zu Ihrer Gesundheit bei und beugt Verspannungen vor. 

> Tipps gegen Rückenschmerzen im Homeoffice

  • Halten Sie Ihre Arbeitszeiten ein: Zuhause ist man jederzeit abrufbereit und lässt sich schnell dazu verleiten, ein oder zwei Überstunden zu machen, wenn viele Aufgaben anfallen. Schnell läuft man Gefahr, sich zu viel aufzuhalsen und unter Stress zu geraten.  Was viele schnell vergessen: Auch im Homeoffice sollten Sie auf Bildschirmpausen und einen festen Feierabend achten. Setzen Sie sich hierfür Tagesziele und Termine. Um die kleinen Pausen nicht zu vergessen, können Sie sich einen Wecker stellen, der Sie daran erinnert, einen Schluck zu trinken, sich kurz zu bewegen und den Raum zu lüften. 
  • Eine gesunde Work-Life-Balance: Nach Feierabend sollten Sie sich nicht mit Ihrer Arbeit beschäftigen. Hierzu zählt auch, das Arbeitsmaterial aufzuräumen. Arbeitsunterlagen im Wohnbereich und der Laptop auf dem Küchentisch sorgen dafür, dass Sie auch in Ihrer Freizeit an die Arbeit erinnert werden. Damit Sie Ihren Feierabend wirklich genießen und sich erholen können, verstauen Sie alles an einem Ort, damit das Arbeitsmaterial Ihnen nicht durchgehend ins Auge fällt. Denken Sie auch daran, Rufumleitungen auf Ihr privates Telefon umzustellen oder das Arbeitstelefon auszuschalten. 
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Pausen und feste Arbeitszeiten gelten auch im Homeoffice. (c) Sebra / Fotolia
  • Bewegung nach Feierabend: Den ganzen Tag in der Wohnung zu verbringen, kann schnell aufs Gemüt schlagen. Vor allem fehlt die Anfahrt und der Heimweg als klare Abgrenzung in der Tagesstruktur. Bevor Sie Ihrem privaten Alltag nachgehen, gönnen Sie sich eine kurze Auszeit und machen Sie einen Spaziergang. Auch Sport nach Feierabend macht den Kopf frei und sorgt für die notwendige Bewegung als Ausgleich.   
  • Holen Sie sich Tipps von anderen: Sie sind nicht die einzige Person, die unvorbereitet mit dem Thema Homeoffice konfrontiert wurde. Tauschen Sie sich mit Freunden und Bekannten aus. Jeder hat ein paar nützliche Tipps und Hinweise, von denen Sie und Ihre Gesundheit profitieren können. 

> Gesunde Ernährung im Homeoffice 

4 Schritte zur Problemlösung

Leiden Sie durch die Bedingungen am Arbeitsplatz unter körperlichen oder psychischen Beschwerden, können Sie mit den folgenden vier Schritten das Problem bei der Wurzel packen.

Schritt 1: Probleme frühzeitig erkennen

Um die Gesundheit und Sicherheit verbessern zu können, muss zunächst festgestellt werden, wo die Probleme ihre Ursache haben. Nicht immer ist auf den ersten Blick der Auslöser für die Beschwerden erkennbar. So können Kopfschmerzen auf fehlende Beleuchtung zurückzuführen sein. Rückenschmerzen haben oft mit der fehlerhaften Einrichtung des Arbeitsplatzes zu tun. Bei der Suche nach der Ursache kann Sie die verantwortliche Person des Gesundheitsmanagements oder der Betriebsarzt unterstützen.

Schritt 2: Über Rechte informieren

Die Bereiche zum Schutz der Arbeitnehmer wurden in verschiedenen Gesetzen beschlossen. Neben dem Arbeitsschutzgesetz und dem Arbeitssicherheitsgesetz gibt es Verordnungen zu Gefahrstoffen, Lastenhandhabung, Bildschirmarbeit etc. Dem Beschäftigten können so beispielsweise die Kosten einer vom Augenarzt verordneten Brille zur Bildschirmarbeit erstattet werden.

Schritt 3 und 4: Sprechen Sie es an! Kommunikation als Problemlösungs-Basis

Das Wichtigste, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, ist die Kommunikation mit dem Vorgesetzten. Oftmals wird dieser erst durch ein offenes Gespräch auf die Probleme aufmerksam. Machen Sie Ihrem Arbeitgeber klar, dass ein gesundheitsgerechter Arbeitsplatz für Zufriedenheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter von großer Bedeutung ist. Wer sich in der Arbeit wohlfühlt, macht seinen Job gerne und mit Leidenschaft, erkrankt seltener und ist produktiver. Das ist schließlich auch für den Arbeitgeber von Vorteil.

Die Zusammenarbeit beider Parteien an einer gemeinsamen Lösung bildet die Basis für ein vertrauensvolles Arbeitsverhältnis. Sollte der Arbeitgeber einer gesundheitsfördernden Maßnahme widersprechen, können Arbeitnehmer auf ihr Recht bestehen.

 


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